Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland
(ots) - Der Rücktritt des Duisburger Oberbürgermeisters
Adolf Sauerland kommt zu spät. Wann auch immer sich das
Stadtoberhaupt zu diesem Schritt entschließen sollte. Der
CDU-Politiker hat seine Chance verpasst. Wenn er sein Amt aufgibt,
und das ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, wird ihm dafür niemand
mehr ernsthaft Respekt zollen können. Denn Sauerland ist längst zum
Getriebenen geworden, der keine Wahl mehr hat, als abzutreten. Die
Stunden, in denen er sein Amt aus freien Stücken hätte zur Verfügung
stellen können, hat er damit verbracht, sich an seinen Sessel zu
klammern. Es wäre die Pflicht des OB gewesen, in den ersten Tagen
nach der Katastrophe die moralische Verantwortung zu übernehmen und
zu gehen. Denn es war seine Stadtverwaltung, die die Loveparade auf
dem völlig ungeeigneten Gelände erlaubt hatte. Wenn Sauerland sich
jetzt mit der Aussage zu entschuldigen versucht, er habe ja
persönlich nie eine Genehmigung unterschrieben, ist das an
Unverschämtheit und Ignoranz nicht mehr zu überbieten. Als
Oberbürgermeister wird Sauerland auch noch nie eine Baugenehmigung
oder einen Sozialhilfebescheid unterschrieben haben, und doch ist er
als Verwaltungschef derjenige, der letztlich die Verantwortung trägt.
Zudem ist es lebensfremd zu glauben, der Oberbürgermeister habe nicht
mitgemischt, als es um die Genehmigung dieser prestigeträchtigen
Großveranstaltung ging. Es erscheint auch nicht abwegig, dass er
dabei Druck auf Beamte ausgeübt haben soll. Ob Adolf Sauerland neben
der moralischen Verantwortung auch eine juristische hat, ist eine
ganz andere Frage. Es wird Monate wenn nicht Jahre dauern, bis die
Staatsanwaltschaft Einsatzpläne, Verwaltungsvorlagen, E-Mails,
Genehmigungen, Fotos, Videos, Aussagen und Gutachten soweit
ausgewertet hat, bis sie die Frage nach dem oder den strafrechtlich
Verantwortlichen klären kann. Dass die Stadt Duisburg und
Landesinnenminister Ralf Jäger jetzt unisono auf den Veranstalter der
Loveparade zeigen und ihm die Schuld zuweisen, hat ein wenig Druck
vom Kessel genommen und jene besänftigt, die unbedingt schon jetzt
den Schuldigen kennen wollen. Ob Organisator Rainer Schaller
allerdings tatsächlich der einzige Verantwortliche ist, muss
abgewartet werden. Denn auch Innenminister Ralf Jäger macht es sich
als oberster Polizeichef zu einfach, wenn er sagt, die Menschen seien
auf dem umzäunten Veranstaltungsgelände gestorben, und für diesen
Bereich sei die Polizei nicht zuständig gewesen. Nach Paragraph 1 des
nordrhein-westfälischen Polizeigesetzes ist es Aufgabe der Beamten,
Bürger vor Gefahren zu schützen. Von Grundstücksgrenzen, die
Polizisten am Eingreifen hindern, steht nichts im Gesetz. Zum Glück,
denn sonst lebten beispielsweise viele Menschen, die von Polizisten
aus ihren brennenden Häusern gerettet worden sind, nicht mehr.
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Datum: 29.07.2010 - 20:15 Uhr
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