Papst Beisetzung: Diese Predigt wird den Kardinälen in den Ohren klingen / Kommentar von Raimund Neußzu den Trauerfeiern für Franziskus

(ots) - Zeichen und Wunder gehören seit den Zeiten des Neuen Testaments zum Kerngeschäft der Kirche. Wunder hat Papst Franziskus, soweit bekannt, zu Lebzeiten nicht vollbringen können; im Gegenteil wurde er in seinen letzten Lebensjahren Zeuge eines Weltgeschehens, das ungeachtet seines Werbens um Humanität immer brutaler wurde. Umso mächtiger sind die Zeichen, die er hinterlässt - auch mit den von ihm selbst festgelegten Umständen seiner Beisetzung.
Franziskus trat betont einfach und bescheiden auf. Diese Schlichtheit machte die von ihm gesetzten Zeichen so groß und vor allem: allgemeinverständlich. Ihm ist oft vorgehalten worden, welchen Zusatzaufwand seine demonstrative Anspruchslosigkeit ausgelöse. Dass er den Apostolischen Palast als Wohnung verschmähte, machte es zum Beispiel für die Angestellten im Vatikan nicht gerade einfacher. Es ist dann auch nur konsequent, dass er nicht im Petersdom als seiner Palastkirche beigesetzt werden wollte, sondern mitten in der Stadt, mitten unter den Leuten in Santa Maria Maggiore.
Damit löste er etwas aus, was seit Jahrhunderten nicht gesehen wurde und was vatikanische und italienische Behörden entsprechend herausforderte: Die Fahrt eines toten Papstes durch seine Bischofsstadt. Keinen pompösen Leichenzug wie für Queen Elizabeth II. durch London, sondern eine zügige Abschiedsreise mit kleinem Tross. Das Grab mit der schlichten Aufschrift"Franciscus"ohne Wappen und Titulatur, die enge Verbindung zum Marien-Gnadenbild"Salus populi romani", dessen Kopie auch bei der Trauermesse auf dem Petersplatz gezeigt wurde - all das ist einzigartig. Das hebt ihn von seinen Vorgängern der letzten Jahrhunderte ab.
Traditionell in Rot wird die Totenmesse für einen Papst zelebriert, in einer sonst bei kirchlichen und weltlichen Trauerfeiern ganz ungewohnten Farbe. Das flammende Rot ist die päpstliche Farbe, in christlicher - nicht nur katholischer - Tradition optisches Signal der Zeugenschaft. Und genau diesen Zeugnischarakter hat KardinaldekanGiovanni Battista Re entschieden betont. Er hat das Requiem straff und konzentriert zelebriert, genauso, wie der Verstorbene es sich gewünscht haben wird. Und während Franziskus selbst bei der Beisetzung seines Vorgängers Benedikt XVI. bei allem Respekt vor dem Verstorbenen persönliche Worte vermied, hielt Re eine anrührende Predigt, in der er das spezifische Zeugnis, ausdrücklich das"Programm"des Jorge Mario Bergoglio würdigte. Re hob die Betonung der Pastoral durch Franziskus hervor, also genau jenen"Stil", hinter dem seine Kritiker Unzuverlässigkeit in dogmatischen Fragen, ja eine"Häresie der Tat"(Kardinal Georg Ludwig Müller) vermuteten. Re betonte Franziskus´ Einsatz für die Ausgegrenzten und seine Aufmerksamkeit für"für das Neue, das in der Gesellschaft aufkam, und für das, was der Heilige Geist in der Kirche weckte".
Der 91-jährige Re darf nicht mehr am Konklave teilnehmen, aber seine Worte werden den jüngeren Herren Kardinälen in den Ohren klingen. Nach dem stürmischen Pontifikat des Franziskus mögen die Papstwähler den Wunsch spüren, jemanden zu finden, der die Hinterlassenschaft des Vorgängerserst einmal ordnet - so wie es einst Benedikt XVI. mit dem Erbe von Johannes Paul II. tun sollte, auch wenn ihm das dann nicht so recht gelingen sollte. Falsch und letztlich auch aussichtslos aber wäre der Versuch, die von Franziskus geöffneten Türen wieder zu schließen. Und es steckt ja auch eine fromme List dahinter, dass Franziskus seine sterblichen Überreste unmittelbar dem Schutz des populären Gnadenbildes von Santa Maria Maggiore anvertraut hat. Allein schon dieser außergewöhnliche Pilgerort wird Tag für Tag dazu beitragen, seine Botschaft wachzuhalten, unabhängig davon, welchen Weg seine Nachfolger einschlagen mögen. Und wer weiß, vielleicht entsteht aus dem einen oder anderen seiner Zeichen noch ein Wunder.
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