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Engpass und steigende Preise: Rettet der Labor-Kakao unseren Schokohasen?

ID: 2166441

(ots) - Pünktlich zu Ostern schlagen die steigenden Schokoladenpreise auf die Stimmung der Verbraucher: Der Kosten für Kakaobohnen haben sich innerhalb eines Jahrzehnts quasi verdreifacht. Die Herausforderungen der traditionellen Kakaoproduktion nehmen durch Klimawandel, steigende Schädlingsbelastung und strengere Regulierungen zu. Zudem wachsen die Bohnen nur in wenigen Regionen. Während Hersteller zunehmend gezwungen sind, den Kakaoanteil in Produkten zu reduzieren und Kakaobutter etwa durch Palmfett zu ersetzen, könnten zellbasierter Kakao, aber auch innovative Ansätze beim Anbau eine nachhaltige und wirtschaftliche Alternative sein. Auch deutsche Schokoladenhersteller forschen und investieren bereits. Doch wann erreichen die neuen Technologien die nötige Marktreife und welchen Einfluss haben diese auf die Zukunft der Industrie?

Die Schokoladenindustrie steht vor einem Wendepunkt: Klimawandel, steigende Kosten und neue regulatorische Anforderungen stellen traditionelle Produktionsweisen vor erhebliche Herausforderungen. Zwischen 2014 und 2024 sind die Kakaopreise weltweit um 177 Prozent gestiegen. Hauptursachen sind klimatische Einflüsse wie langanhaltende Dürreperioden, insbesondere in Westafrika, wo rund 70 Prozent der weltweiten Kakaobohnenproduktion stattfindet. Krankheiten wie das"Swollen Shoot Virus"oder die"Black Pod Disease"zerstören jährlich bis zu 20 Prozent der Ernte. Hinzu kommen Landnutzungskonflikte durch illegale Minen, die wertvolle Anbauflächen bedrohen. Gleichzeitig wächst die globale Nachfrage jährlich um 3,5 Prozent, besonders in Europa und Nordamerika. Die zunehmende Regulierung verschärft dieLage: Ab dem 30. Dezember 2025 tritt die EU-Entwaldungsverordnung für große Importeure in Kraft, für kleinere Unternehmen gilt eine Frist bis Juni 2026. Sie verpflichtet Importeure nachzuweisen, dass ihre Kakaoprodukte nicht zur Entwaldung beigetragen haben. Unternehmen müssen daher umdenken und in alternative Produktionsmethoden investieren. Technologien wie zellbasierter Kakao aus dem Labor und Controlled Environment Agriculture (CEA) bieten hier neue Chancen. CEA beschreibt Anbaumethoden in kontrollierten Umgebungen wie Gewächshäusern, die Klimaunabhängigkeit und höhere Erträge ermöglichen sollen."Diese Innovationen könnten die gesamte Wertschöpfungskette der Schokoladenproduktion revolutionieren und dabei helfen, die wachsende Nachfrage nachhaltiger zu bedienen", sagt Adrian Kirste, Konsumgüterexperte und Partner bei Kearney."Gerade für Unternehmen, die ihre Lieferketten diversifizieren und Risiken minimieren wollen, könnten diese Technologien entscheidend sein."





Noch zu teuer: Zellbasierter Kakao kostet fünfmal so viel

Derzeit ist zellbasierter Kakaoallerdings noch etwa fünfmal so teuer wie das herkömmlich hergestellte Produkt, wobei er sich in Textur und Geschmack nicht unterscheidet."Mit zunehmender Skalierung und technologischen Fortschritten erwarten wir, dass der Labor-Kakao innerhalb von zehn Jahren preislich mit herkömmlichem konkurrieren kann, langfristig soll dieser sogar noch günstiger werden", erklärt Kirste. Zu lange, wenn man bedenkt, dass die Kakao- und Schokoladenpreise hierzulande heute schon durch die Decke gehen und Produkte zum Teil gar nicht mehr erhältlich sind. Die Herstellung in Gewächshäusern stellt laut Kirste daher eine Art Brückentechnologie dar, die jedoch dasPotenzial hat, auch langfristig ein fester Bestandteil der Landwirtschaft in den Ländern zu werden:"Indoor-Farming ermöglicht eine konstante Qualität und Erträge und kann die Produktion näher an Verarbeitungs- oder Verbrauchszentren bringen, was die Logistik erheblich erleichtert."Beispiele für Unternehmen, die CEA bereits nutzen, sind Gotham Greens mit Gewächshäusern auf Dächern, die erneuerbare Energie nutzen oder Freight Farms, mit modularen hydroponischen Farmen in Schiffscontainern. Allerdings sei die nachhaltige Anbaumethode noch recht kapitalintensiv, und es sei schwierig, die Wirtschaftlichkeit für Rohstoffe oder niedrigpreisige Produkte sicherzustellen.

Nachhaltigkeit durch Technologie

Diese wirtschaftlichen Perspektiven ergänzen auch die ökologischen Vorteile der neuen Technologien. Zellbasierter Kakao wird in einem innovativen biotechnologischen Verfahren hergestellt. Dazu werden zunächst Zellen aus einer Kakaopflanze entnommen und in einer nährstoffreichen Lösung vermehrt. Anschließend wachsen diese in Bioreaktoren heran, wo sie kontrolliert fermentiert, getrocknet und geröstet werden, um das gewünschte Aroma und die Textur zu entwickeln."Dieser Prozess ermöglicht eine nachhaltige und konsistente Kakaoproduktion, die unabhängig von klimatischen Schwankungen, Ernteausfällen oder Schädlingen funktioniert", erklärt Kirste. Der Einsatz von zellbasiertem Kakao aber auch der Anbau in kontrollierten Umgebungen reduziert so die Abholzung, minimiert den CO2-Fußabdruck und schont tropische Ökosysteme, während traditionelle Kakaoplantagen erheblich zur Entwaldung beitragen."Zellbasierte Produktion könnte ein Gamechanger sein, um die Umweltauswirkungen langfristig zu reduzieren", so Kirste. Besonders in Regionen wie Westafrika, also der Elfenbeinküste oder Ghana, die regelmäßig von Ernteausfällen betroffen sind, könnten solche Innovationen den entscheidenden Unterschied machen.

Zulassung könnte noch dauern

Doch trotz derökologischen Vorteile stehen die neuen Technologien noch vor regulatorischen Hürden. Die Zulassungsverfahren dauern je nach Region unterschiedlich lang: In den USA dauert der Zulassungsprozess der FDA (US Food and Drug Administration) voraussichtlich ein bis drei Jahre. Während bestehende Zulassungen für zellbasierte Produkte vor allem den Fleisch- und Fischsektor betreffen, wäre eine Zulassung für pflanzenbasierte Zellkulturprodukte neu. In der EU könnte der Weg über das European Food Safety Authority (EFSA) Zulassungsverfahren für neuartige Lebensmittel drei bis fünf Jahre in Anspruch nehmen."Die größten Herausforderungen betreffen die Lebensmittelsicherheit, insbesondere Toxizität und Allergenität, sowie die Kennzeichnung", erklärt Kirste. Auch der Umgang mit genetischer Modifikation bleibe ein sensibles Diskussionsthema. Dennoch ist er optimistisch, dass die Marktreife in absehbarer Zeit erreicht werden kann."Unternehmen sollten frühzeitig in diese alternativen Technologien investieren und regulatorische Entwicklungen genau beobachten", betont Kirste.

Hybridmodelle als Zukunft der Schokolade

Die Zukunft der Schokolade dürfte in hybriden Modellen liegen."Zellbasierter Kakao wird die konventionelle Produkte nicht ersetzen, sondern sinnvoll ergänzen. Besonders im Premiumsegment sehen wir die ersten Einsatzmöglichkeiten, da Konsumenten eher bereit sind für nachhaltige und qualitativ hochwertige Alternativen mehr zu zahlen", prognostiziert Kirste. Langfristig könne diese Technologien mit zunehmender Produktion und sinkenden Kosten auch in den Massenmarkt vordringen. Innovationsfreude und Investitionsbereitschaft der Industrie sind dabei entscheidend."Wer heute investiert, könnte den Osterhasen von morgen sichern", so Kirste abschließend.

Über Kearney

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Pressekontakt:

Verena Herb
Director Marketing&Communications DACH

A.T. Kearney GmbH
Dreischeibenhaus1
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Tel.: +49 175 2659 363
verena.herb(at)kearney.com


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Datum: 16.04.2025 - 10:25 Uhr
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