Systematisch totgeschwiegen: Wer vom Rassismus im Gesundheitswesen profitiert–und wer daran stirbt - indayi edition
In den Notaufnahmen, Arztpraxen und Krankenhäusern dieser Welt existiert ein tödliches Schweigen–eines, das jeden Tag Leben kostet. Rassismus im Gesundheitswesen ist nicht nur ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten, sondern eine erschreckende Realität, die auch heute noch systematisch vertuscht wird. Schwarze und People of Color erhalten schlechtere Diagnosen, weniger Schmerzmittel und unzureichende Behandlungen–und das in einer Welt, die sich Gleichheit und Menschenrechte auf die Fahnen schreibt.
Doch warum redet niemand darüber? Wer profitiert von diesem tödlichen System? Und warum wird der Zusammenhang zwischen Rassismus und vermeidbaren Todesfällen immer wieder vertuscht?
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(IINews) - Anatomische Unterschiede– Eine gefährliche Ignoranz
Eine beunruhigende Wahrheit ist: Das Gesundheitssystem ist nicht für alle Menschen gemacht. Viele Ärzt:innen wissen nicht einmal, dass Krankheiten auf dunkler Haut anders aussehen als auf heller. Dermatologische Lehrbücher zeigen fast ausschließlich weiße Haut, obwohl Symptome bei Schwarzen Menschen völlig anders erscheinen können. Hautkrebs,eine der tödlichsten Krankheiten weltweit, wird bei People of Color oft erst im Endstadium erkannt – nicht, weil es zu spät entdeckt wird, sondern weil niemand weiß, wie er auf dunkler Haut aussieht. Eine Studie des NDR berichtet, dass Symptome wie rote Ringe bei Borreliose auf weißer Haut deutlich sichtbar sind, während sie auf schwarzer Haut bläulich-grau erscheinen und daher häufig übersehen werden.
Ein besonders erschütterndes Beispiel von Rassismus im Gesundheitswesen: Khadyja Mbaye, eine 39-jährige Mutter aus Frankreich, klagte monatelang über wachsende, dunkle Flecken auf ihrer Haut. Mehrere Ärzt:innen diagnostizierten harmlose Pigmentstörungen. Als endlich ein:e Spezialist:in eine Biopsie durchführte, war es zu spät – aggressiver Hautkrebs im Endstadium. Khadyja starb wenige Wochen später. Ihr Schicksal ist kein Einzelfall. Sie ist eines von unzähligen Opfern, die an den Folgen systematischer Ignoranz sterben.
Warum wissenÄrzt:innen so wenig über diese Unterschiede? Weil die Forschung fast ausschließlich an weißen Proband:innen durchgeführt wird. Studien an Schwarzen oder anderen ethnischen Gruppen gelten als „Nischenforschung“ und erhalten weniger Fördergelder. Hinter dieser Entscheidungsteckt nicht nur Ignoranz, sondern Kalkül: Pharmaunternehmen und Forschungsinstitute orientieren sich an der größten und kaufkräftigsten Zielgruppe – und das sind in Europa und den USA nun mal weiße Menschen.
Schmerzen werden ignoriert– Das Erbe der Sklaverei
Noch schockierender ist der Umgang mit Schmerz. Es klingt wie aus einem Geschichtsbuchüber die Sklaverei, doch es passiert heute, in modernen Krankenhäusern und Praxen: Schwarze Patient:innen erhalten weniger Schmerzmittel, weil Ärzt:innen glauben, sie hätten ein geringeres Schmerzempfinden.
Diese Annahme ist kein Zufall. Sie geht auf rassistische Mythen aus der Kolonialzeit zurück, die Sklaverei rechtfertigen sollten – Mythen, die bis heute in der medizinischen Ausbildung weiterleben. Eine Studie der Universität Virginia zeigte, dass fast die Hälfte der befragten Medizinstudierenden tatsächlich glaubt, Schwarze Menschen hätten „dickere Haut“und „weniger empfindliche Nerven“.
Die Folgen sind tödlich. Charles Bell, ein afroamerikanischer Student aus den USA, erlitt bei einem Autounfall mehrere Knochenbrüche. In der Notaufnahme flehte er um Schmerzmittel, doch das Personal unterstellte ihm Drogensucht. Stundenlang musste er unter qualvollen Schmerzen ausharren, bis endlich ein Arzt ihm glaubte. Viele haben nicht so viel Glück wie Charles – sie sterben an den Folgen von Schock oder unbehandelten inneren Verletzungen.
Aber warum wird Rassismus im Gesundheitswesen totgeschwiegen? Ganz einfach: Das Eingeständnis, dass solche Vorurteile in der Medizin existieren, würde das Vertrauen in das gesamte Gesundheitssystem erschüttern. Es geht um Macht und um den Erhalt von Hierarchien – denn wer gibt schon gerne zu, dass jahrzehntelange medizinische Forschung auf rassistischen Annahmen basiert?
Gefährliche Ignoranz bei Gebärmutterhalskrebs und Myomen
Auch bei Gebärmutterhalskrebs zeigt sich die systematische Vernachlässigung. Schwarze Frauen haben ein höheres Risiko für aggressivere Formen von Gebärmutterhalskrebs, doch die Vorsorgeuntersuchungen und Behandlungen orientieren sich an Daten weißer Frauen.
Ebenso problematisch ist der Umgang mit Uterusmyomen (gutartigen Tumoren der Gebärmutter), von denen schwarze Frauen überproportional häufig betroffen sind – und das in einem jüngeren Alter und in aggressiverer Form. Trotzdem wird oft zu denselben Behandlungsmethoden gegriffen, die bei weißen Frauen entwickelt und getestet wurden. Das Ergebnis: Überflüssige Gebärmutterentfernungen und erhöhte Komplikationsraten.
Wer profitiert von dieser Ignoranz? Pharmaunternehmen, die nicht in teure, ethnisch diversifizierte Studien investieren wollen, und ein Gesundheitssystem, das standardisierte (und damit kostengünstigere) Behandlungen bevorzugt.
Männergesundheit – Auch hier herrscht Schweigen
Rassismus im Gesundheitssystem betrifft nicht nur Frauen. Auch bei Prostatakrebs zeigen sich schockierende Unterschiede. Es gibt bis heute kaum gezielte Früherkennungsprogramme für schwarze Männer.
Der Grund? Prostatakrebs-Studien werden fast ausschließlich an weißen Männern durchgeführt. Das bedeutet: Diagnosetests und Behandlungsmethoden basieren auf Daten, die auf Schwarze Männer nicht zutreffen. Die Folge: Unterdiagnosen und eine deutlich höhere Sterblichkeitsrate.
Gefährliche Gleichbehandlung – Wenn dieselbe Behandlung tödlich endet
Gleichbehandlung bedeutet nicht immer Gerechtigkeit. Doch genau das passiert tagtäglich in Krankenhäusern weltweit. Ein besonders schockierendes Beispiel sind Herzerkrankungen und Bluthochdruck. Afroamerikaner:innen haben genetisch bedingt ein höheres Risiko für Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Doch sie werden mit denselben Medikamenten behandelt wie weiße Patient:innen – und das, obwohl Studien zeigen, dass einige Blutdrucksenker bei ihnen weniger wirksam sind.
Das Ergebnis: Eine deutlich höhere Sterblichkeit durch Schlaganfälle und Herzinfarkte. Dr. Clyde Yancy, Kardiologe und Professor an der Northwestern University, beschreibt es als „stille Epidemie“, die seit Jahrzehnten Menschenleben kostet – und niemand spricht darüber, weil es als „heikles Thema“ gilt.
Dabei ist der Grund erschreckend simpel: Pharmaunternehmen haben wenig Interesse daran, teure Studien für ethnische Minderheiten durchzuführen. Es rechnet sich schlichtweg nicht, da die größte und kaufkräftigste Patientengruppe weiß ist. Profit wird über Leben gestellt – und das systematisch.
Der unsichtbare Rassismus im Gesundheitswesen der Künstlichen Intelligenz
Eine der größten Bedrohungen lauert jedoch in der Zukunft: Künstliche Intelligenz (KI) soll Diagnosen schneller und präziser machen. Doch Algorithmen sind nur so gut wie ihre Trainingsdaten – und diese stammen fast ausschließlich von weißen Patient:innen.
Das Ergebnis: Hautkrebs-Scanner erkennen Melanome auf dunkler Haut oft nicht, weil sie nie darauf trainiert wurden. Röntgenbilder und MRTs werden fehlerhaft analysiert, weil Algorithmen auf weiße Knochenstrukturen optimiert sind.
Ein besonders schockierendes Beispiel kommt aus den USA: Ein Algorithmus zur Priorisierung von Patient:innen für chronische Erkrankungen bewertete Schwarze Menschen systematisch als weniger bedürftig – weil er Gesundheitskosten als Indikator nutzte. Da Schwarze Patient:innen aus finanziellen Gründen weniger oft zum Arzt gehen, wurden sie als „gesünder“ eingestuft. Die Folge: Lebensnotwendige Behandlungen wurden verweigert.
Warum wird geschwiegen und wer profitiert vom Rassismus im Gesundheitswesen?
Warum erfahren wir nicht täglich von diesen Missständen? Weil das Eingeständnis, dass Rassismus im Gesundheitswesen existiert, das System infrage stellen würde. Es würde Entschädigungen nach sich ziehen, teure Reformen und den Verlust von Macht und Privilegien. Pharmaunternehmen, Versicherungen und Krankenhausbetreiber profitieren von einem System, das Profite über Menschenleben stellt.
Solange Schwarze und People of Color nicht als gleichwertige Patient:innen betrachtet werden, wird das tödliche Schweigen anhalten.
Das Schweigen brechen, Leben retten
Dieses Schweigen ist mörderisch. Es tötet Menschen, die genauso behandelt werden wollen wie alle anderen – mit Respekt, Empathie und medizinischer Präzision. Es ist an der Zeit, das Gesundheitssystem zu entlarven und Rassismus nicht länger als Tabu zu behandeln.
Sprecht darüber. Fordert Gerechtigkeit. Denn Schweigen kostet Leben.
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Datum: 24.02.2025 - 10:24 Uhr
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