Rassismus am Arbeitsplatz: Diversity nur auf dem Papier–Warum Hautfarbeüber Karriere entscheidet - indayi edition
Rassismus am Arbeitsplatz ist kein Relikt aus der Vergangenheit–er ist auch heute noch allgegenwärtig. Die Erfahrungen von echten Deutschen zeigen, wie tief Diskriminierung in deutschen Unternehmen verwurzelt ist. Doch das Problem gehtüber persönliche Angriffe hinaus: Algorithmen in der Digitalisierung verstärken den unsichtbaren Rassismus, indem sie Bewerbungen aufgrund von rassistischen Vorurteilen abwerten. Es ist höchste Zeit, dass die Unternehmen endlich handeln–bevor noch mehr Karrieren zerstört werden.
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(IINews) - Der Fall von Bandjan Keita
Die Geschichte von Bandjan Keita, einem jungen Mann aus Westafrika, ist nur eines der vielen Beispiele für Rassismus am Arbeitsplatz. Voller Hoffnung trat Keita eine neue Stelle an, doch die Realität war ernüchternd: Kollegen ignorierten ihn, machten abfällige Bemerkungen über seinen Akzent und zweifelten offen an seinen Fähigkeiten. Eines Tages fand er sogar anonym beschriftete Zettel mit beleidigenden Kommentaren auf seinem Schreibtisch. Als er schließlich den Mut aufbrachte, sich bei der Personalabteilung zu beschweren, wurde er anschließend fristlos entlassen – ein Schicksal, das viele Betroffene kennen.
Rassismus am Arbeitsplatz ist in Deutschland kein seltenes Phänomen. Besonders Schwarze Menschen erleben Diskriminierung auf eine Art und Weise, die weiße Menschen niemals erfahren würden – weder in der Bewerbungsphase noch im Arbeitsalltag. Dieser Artikel legt die hässliche Wahrheit offen, ohne zu beschönigen oder zu zensieren.
Bewerbungsphase:„Mit dem Namen kommst du hier nicht rein“
Ein Name kann darüber entscheiden, ob man überhaupt eine Chance auf ein Vorstellungsgespräch bekommt. Studien zeigen, dass Bewerberinnen mit afrikanischen Namen oft gar nicht erst eingeladen werden – unabhängig von ihren Qualifikationen. Das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) fand heraus, dass Schwarze Menschen signifikant seltener zu Gesprächen eingeladen werden als ihre weißen Mitbewerberinnen, selbst wenn die Qualifikationen identisch sind.
Ein unzensiertes Beispiel:
Ein junger Mann aus Berlin mit dem Namen„Kwame Osei“ schickte über 50 Bewerbungen für eine Stelle als IT-Spezialist – ohne Erfolg. Frustriert entschied er sich, seine Bewerbungen mit dem fiktiven Namen „Felix Meier“ zu versenden, wobei er sonst nichts änderte. Innerhalb von zwei Wochen erhielt er neun Einladungen zu Vorstellungsgesprächen. Dieselben Unternehmen hatten ihm zuvor nicht einmal eine Absage geschickt.
Dies ist kein Einzelfall.„Name Discrimination“ gehört zur Realität vieler Schwarzer Menschen in Deutschland. Diese Tatsache führt dazu, dass hochqualifizierte Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt werden, allein aufgrund ihrer Hautfarbe.
Einstellung: Willkommen– aber nur als Quotenfigur
Selbst wenn Schwarze Menschen die Hürde der Bewerbung überwinden, endet der Rassismus nicht. Viele werden nur eingestellt, um eine „Diversity-Quote“ zu erfüllen. Doch das bedeutet nicht, dass sie die gleichen Chancen haben wie ihre weißen Kolleg*innen.
Schockierendes Beispiel:
Eine Marketing-Agentur in München stellte eine Schwarze Frau ein, um „vielfältiger“ zu wirken. In Meetings wurde sie regelmäßig übergangen, ihre Ideen wurden ignoriert oder später von weißen Kollegen als ihre eigenen präsentiert. Als sie ihren Chef darauf ansprach, bekam sie zu hören: „Du solltest dankbar sein, dass du hier arbeiten darfst. So eine Chance bekommt nicht jeder.“
Ihre Hautfarbe war der Grund, warum sie eingestellt wurde– und zugleich der Grund, warum sie nie wirklich dazugehört hat. Sie war kein Teammitglied, sondern ein „Diversity-Accessoire“.
Arbeitsalltag: Rassismus in Reinform
Alltagsrassismus und offene Beleidigungen
Schwarze Menschen erleben im Arbeitsalltag eine Art von Rassismus, die weiße Kolleg*innen nie erfahren würden. Es geht nicht nur um subtile Mikroaggressionen, sondern um blanken, unverhohlenen Rassismus.
Beispiele:
Affenlaute im Großraumbüro: Ein Mitarbeiter bei Volkswagen in Zwickau berichtete von Kollegen, die hinter seinem Rücken Affenlaute imitierten, wenn er das Büro betrat. Als er das meldete, wurde ihm nahegelegt, „nicht so empfindlich zu sein“.
Das N-Wort als„Scherz“: In einem bekannten Unternehmen im Ruhrgebiet wurden Schwarze Angestellte regelmäßig mit dem N-Wort beleidigt – angeblich als „witzige Neckerei“. Als sie sich beschwerten, hieß es, sie hätten „keinen Humor“.
„Du sprichst aber gut Deutsch!“: Was vermeintlich als Kompliment gedacht ist, entlarvt tiefer sitzende rassistische Vorurteile. Es impliziert, dass Schwarze Menschen keine Muttersprachler sein könnten – egal, ob sie hier geboren und aufgewachsen sind.
Mobbing und psychischer Druck
Der tägliche Rassismus am Arbeitsplatz hinterlässt Spuren. Viele Betroffene berichten von psychischem Stress, Angstzuständen und Depressionen. Einem Bericht von nd-aktuell zufolge erlitt ein Schwarzer Mitarbeiter einer Behörde in Bielefeld während seiner Probezeit massive rassistische Angriffe. Eine weiße Kollegin sagte offen zu ihm: „Ich mache hier doch keine Negerarbeit, mach das selber.“ Trotz mehrfacher Beschwerden wurde ihm am Ende der Probezeit gekündigt – offiziell wegen „Leistungsmängeln“.
Sein Erlebnis zeigt, wie systematisch Rassismus in manchen Unternehmen gedeckt wird. Anstatt die Täter zur Rechenschaft zu ziehen, werden die Opfer bestraft – sei es durch Kündigung oder durch gezieltes Mobbing, um sie zum Aufgeben zu bringen.
Struktureller Rassismus: Das Problem liegt im System
Es wäre naiv zu glauben, dass es sich hierbei um Einzelfälle handelt. Rassismus am Arbeitsplatz ist ein strukturelles Problem. In Deutschland gibt es keine verpflichtenden Anti-Rassismus-Trainings für Unternehmen. Während es klare Gesetze gegen sexuelle Belästigung gibt, fehlen verbindliche Regelungen gegen rassistische Diskriminierung.
Das Ergebnis: Täter bleiben ungestraft, Opfer bleiben hilflos. Studien der Europäischen Agentur für Grundrechte (FRA) zeigen, dass Schwarze Menschen in Deutschland häufiger von Rassismus betroffen sind als in vielen anderen EU-Staaten. 76 % gaben an, im Alltag – inklusive am Arbeitsplatz – regelmäßig rassistische Diskriminierung zu erfahren.
Rassismus am Arbeitsplatz sind keine Einzelfälle, sondern Symptome eines Systems, das tief in kolonialen Denkmustern verankert ist. Ein System, das sich in Bewerbungsverfahren, in Einstellungsentscheidungen und im täglichen Umgang miteinander widerspiegelt.
Die unsichtbare Gefahr: Rassismus in Künstlicher Intelligenz
Rassismus endet nicht bei direkter Feindseligkeit. Mit der Digitalisierung hat er eine neue, unsichtbare Form angenommen. Wie Dantse Dantse in Afronismus Teil 2 beschreibt,übernehmen Algorithmen rassistische Vorurteile aus den Daten, mit denen sie trainiert wurden. Bewerbungen von People of Color werden systematisch abgewertet, wenn ihre Namen oder Bildungseinrichtungen nicht in das westliche Schema passen. Eine Fallstudie von Amazon aus dem Jahr 2018 zeigt, wie selbst große Unternehmen unbewusst diskriminieren. Das KI-Rekrutierungstool des Unternehmens bevorzugte weiße, männliche Bewerber – ein Algorithmus, der Chancen zerstört und Leben ruiniert.
Diese digitale Diskriminierung geht weitüber die Bewerbungsphase hinaus. Algorithmen entscheiden, wer bei Umstrukturierungen befördert wird und wer gehen muss – oft nach unsichtbaren Regeln, gegen die sich Menschen nicht wehren können.
Es braucht Veränderung.
Anonymisierte Bewerbungsverfahren: Um Name Discrimination zu vermeiden.
Verbindliche Anti-Rassismus-Schulungen: Für alle Mitarbeiter*innen und Führungskräfte.
Sanktionen bei Rassismus: Täter müssen zur Verantwortung gezogen werden – ohne Ausnahme.
Dies ist kein„Problem der Betroffenen“, sondern ein gesellschaftliches Problem, das alle angeht. Es ist an der Zeit, den Spiegel vorzuhalten und die unbequeme Wahrheit zu akzeptieren: Deutschland hat ein massives PProblem mit Rassismus am Arbeitsplatz.
Was muss sichändern?
Die Bekämpfung des Rassismus am Arbeitsplatz erfordert echte und wirksame Lösungen. Sie müssen sich eingestehen, wie tief Diskriminierung – sowohl offene als auch subtile – in ihren Strukturen verankert ist. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes fordert klare, durchsetzbare Maßnahmen gegen alle Formen von Ungerechtigkeit. Es reicht nicht aus, Diversity-Trainings zu veranstalten und sich dann zurückzulehnen. Die digitale Zukunft darf nicht auf den Fehlern der Vergangenheit aufgebaut werden!
Die Unternehmen müssen ihre digitalen Systeme genauso genau unter die Lupe nehmen wie ihre menschlichen Mitarbeiter. Algorithmen, die Bewerbungen auswerten, dürfen nicht unbemerkt rassistische Vorurteile reproduzieren. Regelmäßige Kontrollen und Tests auf Diskriminierung müssen zur Pflicht werden. Nurdurch eine echte Auseinandersetzung mit Rassismus – im direkten Kontakt zwischen Menschen und in der digitalen Welt – kann eine faire Arbeitswelt geschaffen werden.
Quellen:
Arbeitnehmerkammer Bremen
Afronismus Teil 2 von Dantse Dantse
Antidiskriminierungsstelle des Bundes
Amazon 2018
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Datum: 21.02.2025 - 12:11 Uhr
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