Interview mit Rechtsanwalt Helmut Kirchhof zum Thema„Für wen eignet sich eine Online-Scheidung“
Rechtsanwalt Helmut Kirchhof, der seit Jahren als Familienrechtsanwalt Paare bei der Trennung und Scheidung begleitet, warnt davor sich aus finanziellen Gründen zu einer„Online-Scheidung“zu entschließen. Sie ist nicht für alle Paar geeignet und birgt das Risiko sich in langen, daran anschließenden Streitigkeiten, zu zermürben. Im folgenden Interview erklärt der Anwalt, für wen diese moderne Form der Scheidung geeignet ist. Fazit: Günstige Scheidung, die sich nicht für alle Paare eignet
(IINews) - Redaktion: Herr Kirchhof, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Gespräch nehmen. Bitte erläutern Sie uns zunächst, was unter einer „--Scheidung“ zu verstehen ist.
Rechtsanwalt Kirchhof: Die Scheidung läuft weitgehend digital ab. Ein persönliches Erscheinen bei Gericht ist in der Regel nicht nötig. Einige Plattformen bieten an, den gesamten Vorgang, von der Antragstellung bis zur finalen Scheidungsurkunde, online abzuwickeln. Auf diesen Weg ist eine schnelle und unkomplizierte Scheidung möglich, die oft weniger als 500 Euro kostet.
Redaktion: Das ist sicher sehr verlockend. Kann sich jeder dazu entschließen seine Ehe online zu beenden?
Rechtsanwalt Kirchhof: Prinzipiell ist das möglich, aber beide Partner müssen sich einig sein. Aus meiner Praxis weiß ich, dass eine Partei oft nur zustimmt, weil der Partner sie unter Druck setzt. Eine Ehe bewirkt zum Teil komplizierte rechtliche und finanzielle Verflechtungen. Es besteht die Gefahr, dass die Partner nur behaupten sich einig zu sein aber in Wirklichkeit noch ein großes Streitpotenzial besteht.
Redaktion: Für welche Paare eignet sich eine Online-Scheidung?
Rechtsanwalt Kirchhof: Nach meiner Erfahrung eignet sich das Verfahren für kinderlose Paare, die erst kurze Zeit verheiratet sind. Auch sollte kein großes Vermögen vorhanden sein. Es gibt ohnehin kaum etwas zu regeln ist. Es kann trotzdem sinnvoll sein, sich von einem Anwalt beraten zu lassen, bevor man sich zu dem Schritt entschließt.
Redaktion: Wem raten Sie grundsätzlich davon ab, sich online über eine Plattform scheiden zu lassen?
Rechtsanwalt Kirchhof: Eine herkömmliche Scheidung ist die bessere Wahl, wenn es gemeinsame Kinder gibt, die Ehe längere Zeit besteht und größere Vermögen aufzuteilen sind. Ich rate dringend dazu, alle rechtlichen Fragen zu klären. Alle Vereinbarungen zum Sorge- und Umgangsrecht, zu Unterhaltsansprüchen und zur Vermögensaufteilung sollten im Scheidungsurteil festgehalten werden.
Redaktion: Warum betonen Sie das. Ich dachte bei einer herkömmlichen Scheidung wird alles genau im Urteil geregelt?
Rechtsanwalt Kirchhof: Leider ist das nicht der Fall. Oft wird lediglich festgehalten, dass sich das Paar geeinigt hat und es keine strittigen Punkte gibt.Üblicherweise wird beispielsweise lediglich ein gemeinsames Sorgerecht für die Kinder vereinbart, aber keine genauen Regelungen zum Aufenthalt. Auch im Hinblick auf den Unterhalt stehen manchmal keine genauen Vereinbarungen im Urteil.
Redaktion: Wieso ist das ein Problem?
Rechtsanwalt Kirchhof: Eine Formulierung wie„Herr X zahlt den gesetzlich vorgeschrieben Unterhalt“ legt zwar fest, wie dieser berechnet wird. Aber es gibt keinen vollstreckbaren Titel. Auch im Hinblick auf den Aufenthalt der Kinder sollten genaue Regelungen festgehalten werden. Es kann auch sinnvoll sein, eine Einigung darüber zutreffen, wer über die Art der schulischen Bildung entscheidet.
Redaktion: Werden die Partner durch ein solches Urteil nicht zu stark gebunden? Was ist, wenn man später eine andere Vereinbarung treffen will?
Rechtsanwalt Kirchhof: Solange beide Parteien sich einig sind, können Sie weitgehend von den im Urteil getroffenen Vereinbarungen abweichen. Diese Regelungen sind aber wichtig, wenn es später zum Streit kommt.
Redaktion: Was raten Sie Paaren, die sich zu einer Online-Scheidung entschließen?
Rechtsanwalt Kirchhof: Sie sollen sich Zeit lassen und gründlich darüber nachdenken, was ihnen in der Zukunft wichtig ist. Die Rechtsberatung der Portale, die eine Scheidung online abwickeln reicht selten aus. Es lohnt, einen neutralen Dritten für die Einigung hinzuziehen, das kann ein Eheberater, ein Mediator oder ein Rechtsanwalt sein.
Redaktion: Wird eine Online-Scheidung in Zukunft die traditionelle Scheidung ersetzen?
Rechtsanwalt Kirchhof: Ich glaube nicht, da eine Onlinescheidung sich nicht für komplexere Fälle oder bei unklaren rechtlichen Fragen eignet.
Redaktion: Vielen Dank für Ihre Zeit und die aufschlussreichen Antworten!
Rechtsanwalt Kirchhof: Es war mir ein Vergnügen, danke Ihnen!
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Datum: 13.01.2025 - 16:56 Uhr
Sprache: Deutsch
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Kategorie:
Familie & Kinder
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