Wenn dein Kind dich ignoriert: Das sind die Gründe und diese Fehler solltest du unbedingt vermeiden
(ots) - Der Wecker klingelt, die Mutter macht sich fertig und danach ist das Kind dran. Dabei herrscht wie so oft Hektik am Morgen, schließlich drängt die Zeit. Bei den Schuhen angekommen, bittet die Mutter ihr Kind mehrfach, diese anzuziehen. Doch das Kind reagiert gar nicht und lenkt sich plötzlich mit anderen, scheinbar wichtigeren Dingen ab – etwa mit der Suche nach dem Lieblingsspielzeug im Kinderzimmer. Schlimmstenfalls entwickelt sich daraus ein Machtkampf zwischen Mutter und Kind, den die Mutter unbedingt für sich entscheiden will. Letztlich trägt das Kind die Schuhe, doch nicht ohne vorangegangenen Konflikt – und die Frage bleibt: Was hat dieser"Kampf"gekostet?
Solche Situationen sind vielen Eltern nur allzu vertraut. Ob es darum geht, Hausaufgaben zu machen, Spielsachen wegzuräumen, die Zähne zu putzen oder ins Bett zu gehen. Das Kind ignoriert die Aufforderungen der Eltern und verweigert die Zusammenarbeit. Häufig wirkt es, als wolle es seinen eigenen Willen durchsetzen, ohne Rücksicht auf andere zu nehmen – zumindest empfinden es viele Eltern so.
Kinder können überhaupt nicht"ignorieren"
Doch wer wirklich glaubt, das Kind wolle seine Eltern absichtlich ignorieren, liegt komplett falsch. Zunächst ist entscheidend zu verstehen: Ein Kind ignoriert nicht, provoziert nicht, sabotiert nicht und manipuliert nicht. Solche Verhaltensweisen setzen voraus, dass das Kind bewusst und aktiv Entscheidungen trifft. Das würde bedeuten, dass es sich der Konsequenzen seines Handelns vollkommen bewusst ist – etwa, dass es durch dieses Verhalten seine Mutter verärgert und die Verbindung zur Mama abbricht.
Kinder handeln nicht absichtlich auf diese Weise. Sie würden niemals riskieren, die Verbindung zu ihrer wichtigsten Bezugsperson – die für ihr Überleben sorgt – aufs Spiel zu setzen. Jedes Kind strebt von Natur aus danach, mit Mutter oder Vater zu kooperieren, um diese Bindung zu wahren. Das Problem liegt daher in einer Fehleinschätzung der Eltern. Sie interpretieren das Verhalten des Kindes falsch, weil es nicht ihren Erwartungen entspricht, und reagieren darauf oft mit Strafen. Dabei wird übersehen, dass das eigentliche Problem darin besteht, die Bedürfnisse seines eigenen Kindes zu ignorieren.
Deshalb können Kinder nicht immer kooperieren
Hinter einem Kind, das nicht sofort kooperiert, steckt immer eine Ursache. Oft liegt es am Druck der Eltern oder weil das Kind zunächst ein in seinen Augen wichtigeres Bedürfnis erfüllen möchte. Um das Beispiel vom Anfang zu betrachten: Das Kind soll seine Schuhe anziehen, um rechtzeitig in die Kita zu kommen. Tut es alles, nur nicht das, hat das einen Grund. Möglicherweise sehnt sich das Kind nach einer kurzenUmarmung, um sich emotional noch einmal mit seiner Mutter zu verbinden. Der Morgen verläuft für Kinder oft in einem Tempo, das sie kaum bewältigen können. Das Anziehen der Schuhe wird in diesem Moment zum Symbol der Trennung: Acht Stunden in der Kita ohne Mama. Für das Kind bedeutet das einen langen Tag. Manche Kinder geraten in solchen Situationen regelrecht in eine Starre, weil der Druck zu groß wird. Indem das Kind die Schuhe nicht sofort anzieht, versucht es mitzuteilen, dass es noch nicht bereit für den nächsten Schritt ist.
Dieses Verhalten ist dabei keineswegs auf Kleinkinder beschränkt. Es begleitet Kinder von der Autonomiephase – die etwa im Alter von zweieinhalb bis drei Jahren beginnt – bis in die Pubertät und darüber hinaus. In der Autonomiephase entwickelt das Kind seinen eigenen Willen und beginnt, seine Bedürfnisse, oft noch unbewusst, einzufordern. Selbst ein siebenjähriges oder dreizehnjähriges Kind verweigert manchmal die Kooperation, ohne dabei eine böse Absicht zu verfolgen. Die Frage bleibt: Wie können Eltern in solchen Situationen richtig reagieren und welche Fehler sollten sie vermeiden?
Schimpfen, schreien, zerren und Druck ausüben: Diese Fehler wirken sich langfristig negativ auf das Kind aus
Der erste Schritt besteht darin zu erkennen, dass das Kind weder die Mutter noch den Vater tatsächlich ignoriert. Vielmehr handelt es sich um ein Empfinden der Eltern, das aus ihrer persönlichen Wahrnehmung entsteht. Diese Interpretation ist vielleicht ihre subjektive Wahrheit, entspricht jedoch nicht der Realität. Sich diesen Umstand immer wieder bewusst zu machen, ist Grundvoraussetzung.
Wenn eine Situation entsteht, in der es scheint, als würde das Kind die Eltern"ignorieren", ist es wichtig, keinen Druck auszuüben. Drohungen mit Strafen oder das bewusste Ignorieren des Kindes sind ebenso fatal wie das Überschreiten von Grenzen. Dazu gehören beispielsweise lautes Schimpfen oder körperliche Handlungen wie das Zerren am Kind, um es in den Kindersitz zu setzen. Solche Maßnahmen können dazuführen, dass das Kind sich aus Angst zurückzieht und aus der Verbindung mit den Eltern löst.
Stattdessen müssen Eltern lernen, die Bedürfnisse ihres Kindes besser zu erspüren und darauf einzugehen. Was verursacht den Druck? Wo braucht das Kind gerade Unterstützung? Sind die eigenen Erwartungen vielleicht zu hoch gesteckt? Besonders entscheidend ist es, den Druck zu reduzieren. Je entspannterdie Atmosphäre zu Hause ist, desto eher stellt sich Harmonie, Frieden und Verbundenheit ein. Das Kind wird von sich aus kooperieren, wenn seine Bedürfnisse rechtzeitig wahrgenommen werden und es sich in der Beziehung zu seinen Eltern sicher und verstanden fühlt. Eltern dürfen lernen, den Gefühlen ihres Kindes Raum geben und diese ernst nehmen, anstatt sie kleinzureden.
Ãœber Jana Alles:
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