Mentale Gesundheit - psychische Belastungen und Erkrankungen nehmen zu, aber wie viel wissen wir darüber? / Neue Studie präsentiert alarmierende Zahlen
(ots) - Anmoderation: Obwohl psychische Erkrankungen so weit verbreitet sind, wissen die wenigsten von uns genauer darüber Bescheid. Sollten wir aber! Eine neue Studie hat herausgefunden, dass sage und schreibe 86 Prozent der Erwachsenen sehr geringe Kompetenz in Sachen psychische Gesundheit haben. Das wollten wir genauer wissen. Dagmar Ponto berichtet:
Sprecherin: Fast alle von uns kennen eine Person, die an einer psychischen Störung erkrankt ist oder wir sind selbst davon betroffen. Wir haben darum mit Professor Kai Kolpatzik gesprochen. Er ist Arzt, Gesundheitswissenschaftler und wissenschaftlicher Leiter des Wort&Bild Verlags, in dem die"Apotheken Umschau"erscheint. Wie gut kennen sich die Deutschen mit mentaler Kompetenz aus?
O-Ton Kai Kolpatzik: 19 sec.
"Neun von zehn Menschen haben eine niedrige psychische Gesundheitskompetenz. Am schwersten fällt es ihnen, die Bewertung der Verlässlichkeit von Informationen vorzunehmen oder zu beurteilen. Wann sie beispielsweise eine professionelle Unterstützung für die Bewältigung eines psychischen Problems oder wann sie eine professionelle Einschätzung bei Anzeichen von psychischen Erkrankungen benötigen."
Sprecherin: Was fiel Ihnen besonders auf bei der Studie?
O-Ton Kai Kolpatzik: 22 sec.
"Interessanterweise haben Menschen aus den neuen Bundesländern eine etwas bessere psychische Gesundheitskompetenz als in den alten Ländern. Beim Alter, Geschlecht oder Einkommen sehen wir dagegen keinen Unterschied. Neben 2000 Erwachsenen haben wir auch 500 Auszubildende gefragt. Und auch bei den Auszubildenden zeigt sich, dass sie eine etwas bessere psychische Gesundheitskompetenz haben. Junge Menschen gehen anscheinend etwas anders mit diesen Erkrankungen um oder informieren sich anders."
Sprecherin: Was muss sich in Zukunftändern?
O-Ton Kai Kolpatzik: 18 sec.
"Die Ergebnisse bestätigen einen dringenden Handlungsbedarf. Man kann aber natürlich nicht an allen Enden gleichzeitig anfangen. Besonders wichtig ist es deshalb aufzuklären, was gleichzeitig zu einer Entstigmatisierung führen würde. Und wenn dieser Dominostein der Entstigmatisierung fallen würde, binich mir sicher, dass die weiteren Dominosteine ebenfalls fallen werden."
Sprecherin: Wie sollte man weiter vorgehen?
O-Ton Kai Kolpatzik: 24 sec.
"Wir müssen mit der Aufklärung bereits in der Schule anfangen. Wir haben neuneinhalb Millionen Menschen, die wegen einer Depression in Behandlung sind, und in der Schule lernen wir darüber nichts. Aber auch am Arbeitsplatz gibt es beispielsweise Ansätze, wie ein Erste Hilfe Kurs für psychische Erkrankung. Faktisch brauchen wir eine breitangelegte Kampagne zur Entstigmatisierung, die von der Politik getragen werden muss. Aber ganz einfach und was jeder machen kann, die Frage:"Wie geht es dir?"ernst zu meinen und zuzuhören.
Sprecherin: Wie profitieren wir alle davon?
O-Ton Kai Kolpatzik: 18 sec
"Durchschnittlich braucht es acht Jahre bis nach dem Auftreten erster Symptome einer psychischen Erkrankung, eine professionelle Hilfe in Anspruch genommen wird. Wenn wir auf unsere Mitmenschen und Familienangehörige achten und sie unterstützen, muss eine Erkrankung gar nicht erst chronisch werden bis sie erkannt wird, sondern kann viel früher entdeckt und behandelt werden. Das ist ein absoluter Gewinn für die Lebensqualität."
Abmoderation: Vielen Dank Professor Kolpatzik, Arzt und Gesundheitswissenschaftler.
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Datum: 03.12.2024 - 12:00 Uhr
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