"Precht"im ZDF: Europa neu erfinden
(ots) - Mit Donald Trump als US-Präsident wird die Europäische Union eigenständiger werden müssen – doch Europa wirkt müde. Darüber diskutiert Richard David Precht mit dem Schriftsteller Robert Menasse."Europa neu erfinden"lautet der Titel der neuen"Precht"-Sendung, die am Sonntag, 1. Dezember 2024, 23.45 Uhr im ZDF zu sehen ist und am Sendetag ab 8.00 Uhr in der ZDFmediathek zur Verfügung steht.
Unüberhörbar sind die Stimmen, die die EU zurückbauen, wenn nicht sogar auflösen wollen. Mächtige Gegner bringen sich in allen Winkeln Europas in Stellung und blockieren so den Fortschritt. Der österreichische Schriftsteller und EU-Vordenker Robert Menasse träumt schon lange von der allmählichen Überwindung des nationalen Denkens und von einem deutlich konsequenter gedachten Europa. Doch Precht gibt zu bedenken, dass man gegenwärtig ein weltweites Erstarken des Nationalismus diagnostizieren müsse. Hat sich die Euphorie der Globalisierung abgekühlt? Staaten wieetwa die USA drohen mit deftigen Strafzöllen, und der europäische Gedanke versinnbildlicht sich im Moment hauptsächlich durch die Abschottung gegen Einwanderung. Wie ist eine Wende zu mehr Europa da noch möglich?
Robert Menasse erinnert daran, dass die Entwicklung der europäischen Idee schon mehrfach in der Geschichte ins Stocken geriet. Langfristig könne niemand in Europa tatsächlich ein Interesse daran haben, dass dieses Projekt untergeht.
Viele Science-Fiction-Romane der 1950er und 1960er Jahren basieren auf der Vorstellung, dass es auf unserem Planeten keine Nationen mehr gibt– eine Nachwirkung des Zweiten Weltkrieges, denn damals mussten die Europäer unmittelbar erleben, zu welchen Verbrechen Nationalismus führen kann. Es entstand die Utopie einer nachnationalen Welt, die im Laufe der Zeit allerdings in Vergessenheit geriet. Diese Vision hat durch die gegenwärtigen militärischen Konflikte wieder Aktualität und Dringlichkeit bekommen. Dennoch will in Europa jeder lieber sein eigenes Süppchen kochen.
Mit anti-europäischen Statements gewinne man heute nationale Wahlen, beschreibt Precht die Lage. Das läge am System, erklärt Menasse, denn Abgeordnete für Brüssel werden national gewählt und geben daher auch nationale Wahlversprechen ab. Ein Teufelskreis, denn das habe dann eine unbefriedigendeEuropapolitik zur Folge, was besonders den Rechtsnationalisten in die Hände spiele. Dabei sei doch deutlich abzusehen, dass die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts längst von transnationaler Tragweite seien. Ob Klimakrise, Finanzströme, Handelskriege, Verteilung der Rohstoffe oder der Umgang mit Angriffskriegen – eine Nation allein ist da überfordert.
Was aber ist nötig, um diese europäische Zukunft voranzutreiben? Muss sich das System in Brüssel effektiver gegen den Lobbyismus einzelner Staaten durchsetzen? Und kann sich von der hartnäckigen Vorstellung gelöst werden, einer Nation angehören zu müssen, anstatt den konsequenten Schritt zumvollständigen EU-Bürger zu wagen?
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Datum: 25.11.2024 - 10:29 Uhr
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