Gestrandet in der Pandemie
Was geschah eigentlich mit denjenigen, die sich zu Pandemie-Beginn (zu) weit entfernt und außerhalb ihres Heimatlandes befanden? Denn nicht alle konnten damals zu Beginn der Pandemie in ihr Heimatland zurückgeholt werden. Die Soziologin Svenja Reinhardt befand sich im Jahr 2020 in genau dieser Situation. Gemeinsam mit ihren Kollegen war sie "gestrandet" im Ausland. Sie entschieden sich damals gegen ihr eigentliches Forschungsvorhaben und für eine wissenssoziologische Auf- und Bearbeitung des Erlebten.
(IINews) - Was geschah eigentlich mit denjenigen, die sich zu Pandemie-Beginn (zu) weit entfernt und außerhalb ihres Heimatlandes befanden? Der Ausbruch von COVID-19 markierte für uns alle einen tiefgreifenden und weltweiten Einschnitt: Angefangen mit weltweiten Rückholaktionen gingen schockierende Bilder von überfüllten Intensivstationen und verzweifelten, verunsicherten Menschen um die Welt, nahezu kein medialer Polittalk kam und kommt mehr ohne einen Pandemieexperten aus, Diskussionen um die jeweiligen landesbezogenen Pandemiemaßnahmen und möglichen Lockerungen dominieren gerade jetzt – der Sommerurlaub steht vor der Tür – unsere Medienlandschaft. Denn nicht alle konnten damals zu Beginn der Pandemie in ihr Heimatland zurückgeholt werden. Wie also gingen und gehen jene Auswärtigen mit dieser Ausnahmesituation um – gestrandet als Fremde, weit weg von der Heimat, dem vormaligen Arbeitsplatz, mit oftmals eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten zu Angehörigen und ohne die Gewissheit oder Planungssicherheit einer zeitnahen Rückkehr? Die Soziologin Svenja Reinhardt befand sich im Jahr 2020 in genau dieser Situation. Gemeinsam mit ihren Kollegen war sie "gestrandet" im Ausland. Sie entschieden sich damals gegen ihr eigentliches Forschungsvorhaben und für eine wissenssoziologische Auf- und Bearbeitung des Erlebten. Die hier gesammelten Daten sind ein Novum und bedeutsam nicht nur für das wissenschaftliche Forschungsfeld. Reinhardt führte zahlreiche, umfassende Interviews mit den im Ausland Gestrandeten, sammelte Felddokumente und ethnografische Aufzeichnungen. So ließen sich schließlich drei Idealtypen von Gestrandeten rekonstruieren, die sich vor allem in dem Erleben der Handlungsunsicherheit und im pragmatischen Umgang mit diesem unterscheiden. Davon ausgehend konnte auf Basis der Sozialfigur des Fremden die des Besuchenden herausgearbeitet werden. „Die Gestrandeten“ von Svenja Reinhardt – eine wissenssoziologische Studie über Auswärtige zu Beginn der COVID-19-Pandemie und mithin ein besonderes Zeit(be-)zeugnis von einem gravierenden weltweiten Einschnitt.
Die Gestrandeten. Eine wissenssoziologische Studie über Auswärtige zu Beginn der COVID-19-Pandemie, Svenja Reinhardt, 136 Seiten, 15,99 Euro – ISBN 978-3-939556-87-9, Oldib-Verlag, www.oldib-verlag.de (https://oldib-verlag.de)
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Datum: 10.06.2021 - 09:37 Uhr
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