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"Strukturwandel ist live zu beobachten" / Ergebnisse der Konjunkturumfrage der IHKs im Ruhrgebiet

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(ots) - Die Ruhrwirtschaft ist fest im Griff der Corona-Pandemie. Von der Krise werden dabei zunehmend auch Unternehmen erfasst, die von den vom Lockdown direkt betroffenen Branchen abhängig sind. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der IHKs im Ruhrgebiet bei über 1.000 Unternehmen mit insgesamt 140.000 Beschäftigten. Der IHK-Konjunkturklimaindikator, der Lage und Erwartungen der Unternehmen in einem Wert zusammenfasst, ist zum Jahresbeginn gegenüber der Herbstumfrage zwar um knapp zwei Punkte gestiegen, bleibt mit 98 Punkten aber deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 115.

"Die Ruhrwirtschaft tritt auf der Stelle und droht in eine gefährliche Schieflage zu kippen", resümierte deshalb Lars Baumgürtel, Vizepräsident der IHK Nord Westfalen, heute (11. Februar) bei der Online-Präsentation der Umfrageergebnisse. Dabei zeichnete der Unternehmer aus Gelsenkirchen ein differenziertes Bild von der Lage der Wirtschaft. Denn, so sein zweiter Befund: "Die Spaltung der Wirtschaft durch Corona verfestigt sich mit jedem weiteren Tag im Lockdown." Die geringen Hoffnungen auf Besserung ruhen dabei vor allem auf der Industrie.

Über alle Branchen hinweg hat sich die Lageeinschätzung der Ruhrwirtschaft seit dem Herbst nur minimal verändert. 28,3 Prozent der Betriebe sagen, es geht ihnen gut, knapp 26 Prozent bewerten ihre Lage als schlecht, der Rest ist zufrieden. Der Lagesaldo als Differenz aus positiven und negativen Stimmen bleibt mit 2,4 auf einem niedrigen Niveau, schafft es gegenüber der Herbstumfrage (- 2,8) aber immerhin in den positiven Bereich. "Doch der Abstand zum Vorjahresniveau ist immens", betont Baumgürtel. Anfang 2020 betrug der Saldo plus 28,2.

Auch die Erwartungen der Unternehmen an den Geschäftsverlauf in den nächsten Monaten sind aufgrund der herrschenden Unsicherheit nahezu unverändert. Weiterhin gehen mehr Betriebe von einer weiteren Verschlechterung aus (27,5 Prozent) als von einer Verbesserung (24,9 Prozent).





Schon bei der Betrachtung der drei großen Wirtschaftsbereiche gibt es die ersten Anzeichen für die tiefe Spaltung der Wirtschaft. Die Industrie rangiert bei der Geschäftslage mit einem Saldo von neun Punkten vor dem Handel (7,3 Punkte), während der Dienstleistungsbereich mit minus 5,3 Punkten die Lage am schlechtesten bewertet. Noch deutlicher ist der Unterschied bei den Erwartungen: 33 Prozent der Industrieunternehmen rechnen mit einer besseren Geschäftsentwicklung, nur 19 mit einer schlechteren. Der Saldo liegt entsprechend mit 14 Punkten im Plus, während sowohl der Handel (- 16) als auch die Dienstleistungen (- 8) wenig Hoffnung auf Besserung haben.

"Aktuell kämpfen viele Unternehmen im Ruhrgebiet unverschuldet ums Überleben", verdeutlichte Baumgürtel, was hinter den Zahlen steckt. Eine Gruppe von Unternehmen habe Einschränkungen hinnehmen oder ganz schließen müssen, um die Bevölkerung zu schützen. "Das Lebenswerk vieler Unternehmer und ihre Altersvorsorge sind akut und sehr konkret von Vernichtung bedroht", so Baumgürtel. Er appellierte nochmals an die Politik, die Unternehmen keinen Tag länger geschlossen zu halten, als dies für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung zwingend erforderlich ist.

Betroffen sei das Gastgewerbe und der innerstädtische Einzelhandel beispielsweise mit Textilien, Bekleidung und Schuhen. "Der Strukturwandel ist hier live zu beobachten, genau wie der Wandel der Strukturen in den Innenstädten", kommentierte Baumgürtel insbesondere die Verlagerung zum Onlinehandel. Zum Teil noch stärker betroffen seien die so genannten persönlichen Dienstleistungen wie die Reisewirtschaft, die Veranstaltungsbranche sowie Kulturschaffende und beispielsweise Fitnessstudios. Ebenso die vielen Soloselbstständigen, betonte Baumgürtel und forderte Respekt ihnen gegenüber: "Sie haben immer für sich selbst gesorgt und sich ihren Arbeitsplatz selbst geschaffen."

Fast ein Viertel der Unternehmen insgesamt berichtet von Eigenkapitalrückgängen, knapp 17 Prozent von Liquiditätsengpässen. Die höchsten Anteile haben hier das Gastgewerbe (60 bzw. 55 Prozent) und die personenbezogenen Dienstleister (57 bzw. 41 Prozent). Auch hier liefert die Industrie die besten Zahlen: Nur etwas über neun Prozent haben Liquiditätsengpässe.

Entsprechend der finanziellen Situation vieler Unternehmen erwarten die IHKs im Ruhrgebiet auch keine insgesamt steigende Investitionstätigkeit. "Schon seit zwei Jahren geht die Investitionsneigung erkennbar zurück und die Unsicherheiten durch die Corona-Pandemie haben die zurückhaltenden Planungen weiter verschärft", so Baumgürtel.

Die finanziellen Verhältnisse spiegeln sich auch in der Personalplanung wider. "Flankiert durch die massive Inanspruchnahme der Kurzarbeiterregelung stehen in vielen Branchen die Zeichen mehrheitlich noch auf Halten des Fachpersonals", fasste Baumgürtel die Antworten der Unternehmen zusammen. Zwei Drittel planen mit einem gleichbleibenden Beschäftigtenstand. Allerdings nicht im Gastgewerbe und bei den personenbezogenen Dienstleistern im Ruhrgebiet, wo nach den Ergebnissen der Umfrage der IHKs im Ruhrgebiet in den nächsten Monaten mit größerem Personalabbau zu rechnen sein wird.

Internet-Tipp:106. Konjunkturbericht der IHKs im Ruhrgebiet www.ihks-im-ruhrgebiet.de

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Freundliche Grüße
Guido Krüdewagen
Leiter der Presse-und Öffentlichkeitsarbeit
Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen
(derzeit federführende IHK der Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet)

Telefon +49 251 707 233
kruedewagen(at)ihk-nordwestfalen.de

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Datum: 11.02.2021 - 12:51 Uhr
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