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Suchtexperte Prof. Dr. Heino Stöver kritisiert den neuen EU Beating Cancer Plan: "Zielwert von weniger als 5 Prozent an Rauchern in der EU ohne Harm Reduction-Ansatz nicht zu erreichen".

ID: 1878084


(ots) - Der Suchtexperte Prof. Dr. Heino Stöver hat den aktuellen "Beating Cancer Plan (https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/ip_21_342)" der EU-Kommission scharf kritisiert: "Seit Jahren wird mit den immer gleichen Mitteln versucht, die hochgesteckten Ziele von einem nahezu tabakfreien Kontinent zu erreichen. Steuererhöhungen, Werbeverbote und Rauchverbotszonen werden Abhängige aber weiterhin nicht vom Rauchen abhalten können." "Erneut konzentriert sich die EU-Kommission beim Thema Tabakentwöhnung auf den "Quit or die"-Ansatz, anstatt eine realitätsnahe Suchtpolitik zu gestalten."

Stöver bedauert außerdem, dass die EU-Kommission den erwiesenen Nutzen von E-Zigaretten in der Rauchentwöhnung ignoriert und sogar so weit geht, sie als Teil des Problems und nicht als Teil der Lösung zu sehen: "Großbritannien, Neuseeland und Canada setzen die E-Zigarette als ein Hauptinstrument im Kampf gegen den Tabakkonsum ein und sind damit nachweislich sehr erfolgreich."

Die E-Zigarette sei beim Tabakstopp etwa doppelt so erfolgreich wie andere Nikotinersatzprodukte und "in der Suchtforschung ist seit Langem bekannt, dass es wahrscheinlicher ist, dass Menschen mit vielen kleinen Schritten erfolgreicher sind als mit einem großen" so der Suchtexperte. Da verwundere es auch nicht, dass Erhebungen in Großbritannien zeigten, dass mehr als eine Million Ex-Raucher, die in der Übergangsphase E-Zigaretten genutzt hätten, nun komplett abstinent seien.

Dennoch sieht die EU-Kommission in ihrem jüngst veröffentlichten Beating Cancer Plan keinen Anlass, E-Zigaretten oder andere Alternativprodukte wie Tabakerhitzer oder Nikotinbeutel als effektive Mittel in der Rauchentwöhnung anzusehen: "Die EU-Kommission ignoriert diese Erkenntnisse und stellt E-Zigaretten auf eine Stufe mit Tabakprodukten." "Für mich ist absolut nicht nachvollziehbar, mit welchem Nachdruck ein derart wirksames Instrument der Suchtbekämpfung aktuell bekämpft wird", erklärt Prof. Stöver.





"Je höher die Ziele sind, die wir uns als Gesellschaft setzen, desto überzeugender müssen die Wege sein, um diese zu erreichen", "Wir können uns nicht mit überambitionierten Zielwerten profilieren, ohne den Menschen eine überzeugende Methode anzubieten, mit der sie ihre Sucht besiegen können", konstatiert er.

Vorbild für einen solchen Weg könnten die Programme aus dem Vereinigten Königreich, Kanada und Neuseeland sein. Diese zielten seit Jahren darauf ab, das Bewusstsein für die positiven Auswirkungen der Umstellung von herkömmlichen Zigaretten auf E-Zigaretten zu schärfen. "Ich bin der Meinung, dass es aus ethischen wie praktischen Gründen eine absolute Notwendigkeit gewesen wäre, E-Zigaretten als aussichtsreiches Mittel der Tabakentwöhnung im neuen Beating Cancer Plan zu kommunizieren. Es hätte ganz klar formuliert werden müssen, dass E-Zigaretten und Tabakerhitzer nicht harmlos sind, aber weniger schädliche Alternativen zum Weiterrauchen darstellen. Dies wäre vor allem für die Raucher wichtig, denen der Verzicht auf die weit gefährlichere Tabakzigarette nicht gelingt."

Zur Person

Heino Stöver ist Professor an der Frankfurt University of Applied Sciences und Geschäftsführender Direktor des Instituts für Suchtforschung (http://www.frankfurt-university.de/isff) der Frankfurt University of Applied Sciences (ISFF). Er ist als Berater der WHO, von UNODC, der Europäischen Kommission, des Internationalen Roten Kreuzes, der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, des Open Society Institute und von Gesundheits-/Sozialministerien (in Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Litauen, Estland und Lettland) tätig. Er ist Mitgründer der internationalen peer-review-Zeitschrift International Journal of Prisoner Health sowie Mit-Herausgeber der Schriftenreihe Gesundheitsförderung im Justizvollzug. Seit 2008 ist er Vorsitzender des akzept e.V. (Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik). Er ist ebenfalls Mitglied des beratenden Arbeitskreises "Männergesundheit" der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Pressekontakt:

Frankfurt University of Applied Sciences
Fachbereich 4: Soziale Arbeit und Gesundheit
Prof. Dr. Heino Stöver
Telefon: +49 69 1533-2823 und mobil: 0162 133 45 33
hstoever(at)fb4.fra-uas.de
Weitere Informationen zum Institut für Suchtforschung unter:
www.frankfurt-university.de/isff

Original-Content von: Prof. Dr. Heino Stöver - Sozialwissenschaftliche Suchtforschung, übermittelt durch news aktuell


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Datum: 03.02.2021 - 14:03 Uhr
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