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Äcker und Felder statt Regenwälder / WWF-Studie: 43 Millionen Hektar tropischen Regenwalds zerstört

ID: 1873087


(ots) - Seit 2004 ging allein in Entwaldungshotspots eine Regenwaldfläche so groß wie Deutschland und Irland zusammen verloren/ WWF: Gesetzliche Regelungen für Lieferketten können den Entwaldungsdruck maßgeblich verringern

- Bilder (https://hive.panda.org/Share/cx1li35e51y055houj7vj1fa15a66w2g) und Grafiken (https://media.wwf.de/pinaccess/showpin.do?pinCode=rMIoSPSJ7rK1) , Footage (https://media.wwf.de/pinaccess/showpin.do?pinCode=Xhr8YAiniRTB) , sowie die Lang- (https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF-rep ort-Deforestation-Fronts-full.pdf) und Kurzversion (https://www.wwf.de/fileadm in/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF-report-Deforestation-Fronts-summary.pdf) der Studie

Berlin, 13.01.2021: In nur etwas über einem Jahrzehnt wurden allein in 24 von Entwaldung besonders stark betroffenen Gebieten eine Fläche von 43 Millionen Hektar tropischen Regenwalds zerstört. Das entspricht ungefähr der Größe von Deutschland und Irland zusammen. Ein Großteil der Tropenwaldzerstörung geht auf das Konto der kommerziellen Landwirtschaft, die weitere Weide- und Ackerflächen für die Nahrungsmittelproduktion geschaffen hat. Zu diesem Ergebnis kommt die heute vom WWF veröffentlichte Studie (https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publik ationen-PDF/WWF-report-Deforestation-Fronts-summary.pdf) "Deforestation Fronts". Dr. Susanne Winter, Programmleiterin Wald beim WWF Deutschland kommentiert: "Regenwälder sind eine Gesundheitsvorsorge für Mensch und Natur. Sie speichern Kohlenstoff, sind ein wichtiger Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten und sind ein Bollwerk gegen Pandemien. Wir müssen daher dringend die Entwaldung aufhalten, sonst stoppt das Leben, wie wir es kennen."

Der Bericht basiert auf Satellitendaten aus dem Zeitraum von 2004 bis 2017. Er identifiziert 24 Hotspots, an denen die Entwaldung extrem voranschreitet. Den größten Verlust verzeichnet der Report im Amazonas (Brasilien, Kolumbien, Peru, Bolivien, Venezuela und Guyana) mit 18,3 Millionen Hektar zerstörtem Wald. Dahinter liegen die Wälder auf Borneo (Indonesien, Malaysia; 5,8 Millionen Hektar zerstörter Regenwald) und der Gran Chaco (Paraguay und Argentinien; 5,2 Millionen Hektar zerstörter Regenwald). Weitere Entwaldungsfronten (https://pand a.maps.arcgis.com/apps/opsdashboard/index.html#/cf457468144d4f5586c300c6e4f9f590 ) liegen auf Madagaskar sowie Sumatra. Fast die Hälfte (46 Prozent) der noch bestehenden Wälder in den Entwaldungshotspots ist zudem stark fragmentiert, also zum Beispiel durch Straßen oder Ackerflächen zerstückelt. Das macht den Wald anfälliger für Trockenheit sowie Feuer und vertreibt dort lebende Tierarten. Allein neun der 24 identifizierten Entwaldungshotspots befinden sich in Lateinamerika. Dort verzeichnete der WWF Living Planet Report einen dramatischen Rückgang der überwachten Wildtierbestände um 94 Prozent. Das sei kein Zufall, hält Winter fest: "Wälder sind wahre Schatzkammern der Artenvielfalt. Sie beherbergen 80 Prozent aller bekannten Tier- und Pflanzenarten außerhalb der Ozeane." Nimmt die biologische Vielfalt in den Wäldern ab, sinkt aber auch die Fähigkeit der Wälder, Kohlenstoff zu speichern. Winter erklärt: "Wenn wir die Klimakrise nicht noch weiter anheizen wollen müssen wir die Wälder und die dort lebenden Arten schützen."





Auch wenn Wälder vor allem außerhalb Deutschlands verschwinden, die Waldzerstörung geht auch auf das Konto von Unternehmen und Konsument:innen in Deutschland. Für den Anbau von Futtermittelsoja, Kakao und Rindfleisch, das in die EU importiert wird, wird oft Wald vernichtet. Rund ein Sechstel aller in der EU gehandelten Lebensmittel tragen zur Entwaldung in den Tropen bei. Winter sagt: "Statt nur mit dem Finger auf Regierungen und Landwirte in Entwaldungshotspots zu zeigen, müssen wir uns ebenfalls an die eigene Nase fassen. Die globale Landwirtschaft, der größte Treiber der Entwaldung, produziert auch für den deutschen Markt. Mit einem Steak landet oftmals ein Stück Amazonas direkt auf unserem Teller. Denn selbst wenn die Rinder aus Deutschland kommen, werden sie meist mit importiertem Soja aus dem Amazonas gefüttert." Der WWF fordert Politik, Unternehmen und Verbraucher:innen dazu auf, bei der Einfuhr, dem Verkauf und dem Konsum von Agrarrohstoffen und deren Produkten, die rasante Entwaldung der Tropen zu vermeiden. Die mächtigsten Hebel dafür sehen die Umweltschützer weiterhin bei der Politik. Laut WWF brauche es auf Bundes- und EU-Ebene dringend bessere und verbindliche Sozial- und Umweltstandards für die internationalen Handelsbeziehungen. Winter sagt: "Die Politik muss den Rahmen setzen und ein wirkungsvolles entwaldungsfreies EU-Lieferkettengesetz auf den Weg bringen. Waren, für deren Produktion Natur zerstört oder Menschenrechte verletzt wurden, dürfen nicht im Supermarktregal landen."

Laut dem Report wird die Waldzerstörung besonders in den Entwaldungshotspots noch weiter zunehmen. Das hätte auch schwerwiegende Folgen für die menschliche Gesundheit: Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen stehen die Ausbrüche vieler Infektionskrankheiten in direktem Zusammenhang mit Waldrodungen. Winter sagt: "Eine intakte Natur ist von existenzieller Bedeutung für uns alle. Denn ist die Erde krank, werden es auch die Menschen. Wir müssen die Regenwälder besser schützen, sonst ist COVID-19 nur ein Vorgeschmack auf künftige Krisen."

Hintergrund: EU-Gesetz zu Entwaldungsfreien Lieferketten

Momentan wird auf EU-Ebene über ein Gesetz für Entwaldungsfreue Lieferketten beraten. Die EU-Kommission wird voraussichtlich im Mai einen Entwurf vorstellen. Der WWF fordert ein wirksames Gesetz gegen Entwaldung. Bei einer Bürgerbefragung hatten 1,2 Millionen EU-Bürger:innen diese Forderung bestätigt.

Pressekontakt:

WWF World Wide Fund For Nature
Rebecca Gerigk
Telefon: +49 (0)30 311 777 428
E-Mail: Rebecca.Gerigk(at)wwf.de

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Datum: 13.01.2021 - 10:21 Uhr
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