Klimapläne "unberechenbar" für die deutsche Wirtschaft sagt Boston-Consulting-Studie - Mittelständler Stiebel Eltron fordert politische Kurskorrektur (FOTO)
(ots) - Eine neue Studie der Boston Consulting Group (BCG) stellt der Klimaschutzpolitik in Deutschland ein schwaches Zeugnis aus. Zentrale Kritik: Die Wirtschaft selbst bekämpft den CO2-Ausstoß mit strengeren Zielen als die Regierung einfordert. Um das Pariser Klimaschutzabkommen zu erfüllen, braucht es eine deutliche Kurskorrektur in Berlin. Der Mittelständler Stiebel Eltron schließt sich den zentralen Kritikpunkten der BCG-Analyse an und fordert verbesserte Planungssicherheit für die deutsche Heizungsindustrie.
"Der Wärmesektor ist laut Umweltbundesamt für 50 Prozent des gesamten deutschen Endenergieverbrauchs verantwortlich. Allein die Raumwärme hat einen Anteil von knapp 30 Prozent", sagt Dr. Kai Schiefelbein, Geschäftsführer von Stiebel Eltron. "Um in diesem Schlüsselbereich die CO2-Emissionen drastisch zu senken, müssen die Weichen mit regulatorischer Unterstützung richtig gestellt werden. Der ab 2021 beschlossene CO2-Preis von 25 Euro für jede emittierte Tonne ist jedoch ganz sicher zu niedrig, wenn Deutschland sich wie geplant schrittweise von klimaschädlichen Öl- und Gasheizungen verabschieden soll."
Klimaschutz ist Chance für die Industrie und keine Zumutung
Die Autoren der BCG-Studie fordern das Land dazu auf, über Klimaschutz nicht länger als Zumutung zu diskutieren sondern als Chance, Wirtschaftsprogramm und Zukunftsvision anzupacken. Die offiziellen Zielmarken der Vision wurden jüngst noch einmal neu gesetzt: Die EU-Staaten haben sich in ihrem Green Deal auf ein neues Klimaziel geeinigt - nämlich die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen um 55 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken.
EU Green Deal als Wirtschaftsprogramm nutzen
"Wir setzen uns dafür ein, aus dem sehr ehrgeizigen europäischen Green Deal ein Wachstumsprojekt zu machen", sagt Dr. Schiefelbein. "Die technologische Zukunft steht mit den Wärmepumpenheizungen bereits zur Verfügung - so ist es möglich, mit dem Verbrennen von Öl und Gas zur Wärmegewinnung weitestgehend Schluss zu machen. Für den Antrieb der Wärmepumpen benötigen die Verbraucher aber Strom. Es darf nicht länger so sein, dass der Strompreis für die umweltfreundliche Heizung der Zukunft mit staatlichen Abgaben stärker belastet bleibt als die Preise für Erdöl und Gas. Der Gaspreis ist aktuell etwa so hoch wie beim Strom allein die die staatlichen Preisbestandteile. Hier ist die Politik gefordert, schnell eine zielgenaue Steuerungswirkung zu schaffen, damit die Klimaziele erreichbar werden."
Fahrplan für Wärmemarkt
Unter dem Punkt "Mut zum Umsteuern" fordert auch BCG, was lange klar ist: "Da Heizungen eine durchschnittliche Lebensdauer von etwa 25 Jahren haben und eine weitgehende Dekarbonisierung des Gasnetzes unrealistisch ist, müsste ab etwa 2025 der Einbau und Austausch von Öl- und Gasheizungen außer in Ausnahmefällen effektiv ausgeschlossen werden." Wünschenswert ist daher für die Wärmewirtschaft ein konkreter Fahrplan der Politik: Aktuell sind rund eine Million Wärmepumpenheizungen im deutschen Markt. Um die CO2-Einsparziele zu erreichen, müssten nach Brechnungen verschiedener Institutionen wie der dena, AGORA Energiewende und BDI bis 2030 zwischen vier und acht Millionen Wärmepumpenheizungen dazukommen. Auf ein Jahr gerechnet sind das mindestens 500.000 neue Geräte - tatsächlich werden aktuell aber nur rund 100.000 neue Einheiten installiert. "Wir wünschen uns, dass die Politik klar festlegt, wie viele Wärmepumpen zu welchem Zeitpunkt installiert sein müssen und dieses Zielszenario dann mit entsprechenden Maßnahmenplänen hinterlegt. Dann hätten wir als Hersteller Planungssicherheit und könnten die notwendigen Investitionen unter anderem zur Kapazitätserweiterung anstoßen", sagt Dr. Schiefelbein.
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Datum: 17.12.2020 - 07:20 Uhr
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