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Gefährliche Übersetzer und Dolmetscher

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#Übersetzer und #Dolmetscher beim #BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) in Berlin übersetzen absichtlich falsch, ganz im Sinne der Regime, vor denen viele nach Deutschland geflüchtet sind, und verschlechtern so die Situation für Flüchtlinge


(IINews) - Was passiert eigentlich, wenn ein Dolmetscher oder Übersetzer einem Flüchtling falsch übersetzt? Weil er ihm schaden will. Solche Mitarbeiter gibt es beim BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) in Berlin: Die Dolmetscher und Übersetzer sollen ganz im Sinne der Regime handeln, vor denen man geflüchtet ist, und die Situation für ihre Landsleute in Deutschland so massiv verschlechtern.

Es gibt nämlich für die vielen Flüchtlinge viel zu wenige vereidigte und qualifizierte Übersetzer. Oft handelt es sich lediglich um Hilfskräfte ohne Ausbildung. Gleichzeitig häufen sich die Beschwerden von Flüchtlingen. Viele christliche oder jesidische Flüchtlinge behaupten, dass sie in Heimen gemobbt oder attackiert werden, und dass dann Übersetzer bei Beschwerden ganz bewusst falsch übersetzen.

Abraham Z. ist Dolmetscher im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Berlin Spandau. Er stammt aus Eritrea, und eine seiner Aufgaben ist es, Menschen zu übersetzen, die in Deutschland ihren Asylantrag stellen wollen. Dazu gehört auch Ildana*, Anfang 20. Sie berichtet, sie sei aus Eritrea vor dem autoritären Präsidenten Isayas Afewerki geflohen. Das Problem: Abraham Z., so Ildanas Vorwürfe, hat überhaupt kein Interesse daran, sie korrekt zu übersetzen. Er ist dem Regime in Eritrea treu. Ildana sagt, Abraham Z. habe eigenmächtig ihren Geburtsort nach Äthiopien verlegt und damit ihre Staatsangehörigkeit geändert. Eritreische Flüchtlinge haben eine sehr gute Chance, in Deutschland bleiben zu können. Ihre Anerkennungsquote liegt bei mehr als 90 Prozent. Ganz anders ist die Situation für Flüchtlinge aus Äthiopien: Nur ein Viertel von ihnen wird anerkannt.

Ildana ist nicht allein. Auch andere Menschen, um die sich Abraham Z. kümmerte, erheben schwere Vorwürfe gegen ihn. Samuel* zum Beispiel. Auch in seinen Papieren steht entgegen seiner Aussage nicht Eritrea als Herkunftsland, sondern "sonstige afrikanische Staaten". Und noch schlimmer: Abraham Z. soll ihn als ledig beim Bundesamt eingetragen haben, trotz Samuels vorgelegter Heiratsurkunde. Damit müssen er und seine Frau weiterhin getrennt von einander leben. Denn das Paar hat in verschiedenen Städten Asyl beantragt und als ledig registrierte Antragsteller müssen beide ihrer Residenzpflicht nachkommen. DRadio-Wissen-Reporter Timo Nicolas hat auch versucht, mit Abraham Z. zu sprechen, um seine Meinung zu den Vorwürfen gegen ihn zu hören. Das hat aber nicht geklappt. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geht den Vorwürfen gegen ihren Mitarbeiter inzwischen nach.





Wer in Deutschland Asyl beantragt, bekommt von Amts wegen einen Übersetzer für die Anhörung. Doch was, wenn die Dolmetscher die Aussagen der Geflüchteten verfälschen?

Die Frankfurter Initiativen Teachers on the Road und United4 Eritrea weisen darauf hin, dass in Deutschland lebende eritreische Dolmetscher genau damit schon öfter aufgefallen sind. Eine Studie der Konferenzdolmetscherin Eden Mengis scheint diesen Verdacht nun zu erhärten.

Die Lage von Eritreern in ihrem Heimatland ist prekär. Männer können nach ihrem 18. Lebensjahr unbefristet zum Militärdienst eingezogen werden, Frauen müssen bis zum 28. Geburtstag gegen niedrige Bezahlung für den Staat arbeiten. Präsident Isayas Afewerkis Regierung kontrolliere alle Ebenen der Macht, politisch, wirtschaftlich, sozial, journalistisch und religiös, kritisiert Human Rights Watch. Wahlen gab es in dem Land noch nie. Daher flüchten Monat für Monat Tausende aus dem Land. Laut Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen waren es im vergangenen Jahr über 300.000 Menschen. Gelingt die Ausreise, ist die Odyssee noch lange nicht vorbei. Auch außerhalb Eritreas gibt es Anhänger des Regimes. Sie arbeiten teilweise im Auftrag der Regierung, erklärt Irina Dannert, die sich bei Teachers on the Road, einer Frankfurter Flüchtlingsinitiative, engagiert. Erst vor wenigen Monaten hatte die italienische La Repubblica einen solchen Fall publik gemacht.

Regierungstreue Eritreer arbeiten laut Teachers on the Road und United4Eritrea als Übersetzer im Asylanhörungsprozess. Genau an der hochsensiblen Stelle, an der sich entscheidet, ob die Fluchtgründe ausreichen, um Asyl zu erhalten. Im Zuge des Verfahrens haben die Dolmetscher außerdem Zugang zu den Daten der Flüchtlinge. Adresse und Familienzugehörigkeit sind heikle Daten, die in den falschen Händen viel Unheil anrichten können. „Immer wieder wird uns zugetragen, dass Aussagen von Flüchtlingen im Asylanhörungsverfahren nicht korrekt übersetzt wurden“, sagt Irina Dannert der Taz. Für den Verfahrensausgang kann ein falsch übersetze Aussage Folgen haben. Zwar werden zurzeit fast keine Flüchtlinge nach Eritrea abgeschoben, doch geht es darum, ob die Härtefallregelung für sie gilt. Das heißt, ob sie nur geduldet werden, ob sie in Deutschland ihren Antrag stellen dürfen, oder dauerhaftes Asyl erhalten.

Bei einem solchen Verfahren war eine Aktivistin von United4Eritrea als Zuschauerin anwesend. „Da hat die Dolmetscherin einfach Teile nicht übersetzt. Beispielsweise, dass der Mann in Italien gefoltert wurde und im Gefängnis saß“, erklärt Seghen Gebreyosus von United4 Eritrea. Als die Aktivistin die Richterin darauf hingewiesen habe, habe die kein Interesse daran gezeigt. Die Dolmetscherin blieb im Amt, der Geflüchtete wurde abgeschoben. Dass diese Fehlübersetzung publik wurde, war eher Zufall. Üblicherweise sind die Verfahren nicht öffentlich. „Außer dem Dolmetscher gibt es keinen anderen, der sowohl des Deutschen als auch der eritreischen Amstssprache, Tigrinya, mächtig ist und eingreifen könnte“, sagt Eden Mengis, die zu dem Thema ihre Masterarbeit schreibt. Sie hat Leitfadeninterviews mit Flüchtlingen und Dolmetschern geführt, und gefragt, inwiefern die Neutralität der Dolmetscher ein Auswahlkriterium für die Tätigkeit beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) darstellt. Und ob bereits Fälle bekannt sind, in denen es wegen der politischen Haltung der Dolmetscher zu Problemen kam.

In Mengis‘ Arbeit bestätigen sich die Verdachtsfälle der Flüchtlingsinitiativen, auch wenn ihre Stichprobe nichts über genaue Zahlen aussagt. „Sie haben null Chancen gegen diese Dolmetscher“, erklärt einer der anonym befragten Dolmetscher. „Ich habe schon mitgekriegt, dass es einen Mann gibt, der sagt: ‚Nein, sag das nicht.‘ Dann erschrecken sich die Flüchtlinge, weil sie wissen, dass er von der Regierung ist.“ Auch von Aussagen der Dolmetscher gegenüber Geflüchteten, sich nicht allzu kritisch über das Heimatland zu äußern, ist die Rede. Solche Anmerkungen kommen starken Drohungen gleich. Denn wer aus Eritrea flieht, macht sich strafbar, gefährdet oft noch zurück gebliebene Freunde, Familienmitglieder, Kollegen.

Zwar sei es kein Automatismus, dass regimetreue Eritreer falsch übersetzen, so Mengis. Aber bei der Gefahr, für die Geflüchteten, die in so einem Fall bestünde, sei es durchaus überlegenswert, die Dolmetscher für die Asylverfahren genau zu überprüfen und denjenigen mit Kontakt zur Botschaft – sprich den regimetreuen – die Arbeit zu untersagen. Beim BAMF streitet man das Ganze ab. Es sei nur ein Einzelfall bekannt, in dem ein konkreter Dolmetscher beschuldigt wurde, nicht ordnungsgemäß zu übersetzen und mit der eritreischen Botschaft in Kontakt zu stehen. Als dieser Fall überprüft wurde, habe sich jedoch nichts ergeben. Auch würden mögliche Kontakte der Dolmetscher zu den Botschaften geprüft. Eine Frankfurter Initiative für Geflüchtete hat das Thema nun selbst in die Hand genommen. Der Verein Mekri überprüft zurzeit die öffentlich zugängliche Liste der eritreischen Dolmetscher. „Viel Arbeit, aber man bekommt doch recht schnell heraus, wo jemand steht“, sagt Seghen Gebreyosus der taz.


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Datum: 03.11.2020 - 09:27 Uhr
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