Starker Auftritt der Hilfsmittelversorger in Zeiten der Pandemie mit globaler Beteiligung
(ots) - Krise als Chance: OTWorld.connect hat Digitalzug ins Rollen gebracht
Digital ist das "neue Normal": Auf dem virtuellen Weltkongress der OTWorld.connect (27. bis 29. Oktober 2020) tauschten sich die internationalen Hilfsmittelversorger zu den drängendsten Zukunftsthemen der Branche aus. Zu den Schwerpunkten zählte die Digitalisierung und ihre Rolle bei der qualitätsgesicherten Versorgung. Nicht nur die Vertreter von Weltgesundheitsorganisation (WHO), International Society for Prosthetics and Orthotics (ISPO) sowie aus der deutschen Bundespolitik unterstrichen die Chancen, die sich trotz oder gerade wegen der Corona-Krise für neue digitale Elemente in der Versorgung ergeben - und betonten die Systemrelevanz der Hilfsmittelversorgung als integraler Bestandteil des Gesundheitswesens.
"Die OTWorld.connect hat uns ein tolles Versuchslabor für neue Formate eröffnet", betont Alf Reuter, Präsident des Bundesinnungsverbands für Orthopädie-Technik (BIV-OT). "Wir sind begeistert, wie gut diese digitale Premiere gemeinsam mit unserem Partner Leipziger Messe GmbH gelungen ist. Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 82 Ländern waren dabei, darunter auch aus Togo und Nepal, die wir sonst nur schwer erreichen konnten." Man habe in der Corona-Krise "ein großes Zeichen setzen wollen" mit dieser Sonderausgabe der OTWorld. Das sei gelungen, so Reuter: "Wir sind Handwerker - wir können digital. Deshalb werden uns etliche der neuen virtuellen Möglichkeiten auch in Zukunft begleiten. Der Digitalzug rollt und ist nicht mehr aufzuhalten!"
Jahrhundert der Digitalisierung in der Hilfsmittelbranche
Auf der OTWorld.connect wurden die Weichen für die internationale Weiterentwicklung der Hilfsmittelbranche unter den Bedingungen einer "neuen Normalität" gestellt. Die COVID-19-Pandemie habe weltweit das Denken über die Versorgung mit Hilfsmitteln verändert, erläuterte Chapal Khasnabis, Technical Officer im Disability and Rehabilitation Team (DAR) der Abteilung Violence and Injury Prevention and Disability (VIP) der WHO, am letzten Tag der virtuellen Veranstaltung. Es gehe darum "diese Krise in eine Chance für die Zukunft umzuwandeln." Telemedizin, Telegesundheit seien schon lange im Gespräch. Jetzt gelte es, digitale Technologien von Künstlicher Intelligenz bis additive Fertigung für den individuellen und lokalen Zugang zu Hilfsmitteln auch unter den Vorgaben der Distanz zu nutzen: "Wir entwickeln neue Modelle für das ''neue Normal''", so Khasnabis. Ziel sei, mehr Menschen den Zugang zu einer Hilfsmittelversorgung zu ermöglichen und die Kostenbarrieren abzubauen. Deutschland könne dabei eine Führungsrolle übernehmen. Einig waren sich die Experten jedoch in einem: Die digitale Versorgung ersetze weder den Arzt, Therapeuten noch Orthopädie-Techniker. Im Gegenteil: Aufgabe der digitalen Tools könne nur sein, den zentralen Stellenwert der individuellen Versorgung zu stärken und zu helfen, Prozesse zu verschlanken und die Compliance zu erhöhen.
So sei bereits das Smartphone eine "Telehealth-Werkstatt", über die sich zum Beispiel das korrekte Anlegen einer Orthese prüfen lasse, wie Edward Lemaire beschrieb. Der ISPO-Präsident wurde aus Kanada ins Programm geschaltet. Gerade die OTWorld.connect zeige, wie wichtig Fortbildung sei und welche Möglichkeiten in digitalen Schulungen lägen. Spannend sei jedoch, ob man das im digitalen Raum Gelernte in die Versorgungspraxis direkt an den Patientinnen und Patienten übertragen könne, so Lemaire. Zudem gebe es nur wenige Schulungen, wie man Untersuchungen online durchführen könne. Letztlich sei Wissen der Schlüssel, um durch die Krise zu kommen: "Telehealth ist nicht nur Long Distance, Urban Telehealth ist das Tool, das man nutzen kann."
"Digital und Patientennähe sind kein Widerspruch", konstatierte Prof. Hans Georg Näder, Vorsitzender des Verwaltungsrats der Ottobock SE & Co. KGaA. Er bezeichnete die Pandemie als Treiber der digitalen Transformation der Branche, der Technischen Orthopädie, die mehr Zeit für die Patienten bringen könne. Schlussendlich müssen aber qualifizierte Fachleute die Verantwortung für die medizinisch-technischen Versorgungskonzepte übernehmen, wie BIV-OT-Präsident Reuter hervorhob. In Deutschland sei dies der Meister/die Meisterin. Der körpernahe Kontakt sei für die individuelle Versorgung unerlässlich, so müsse beispielsweise bei Anpassung und Kontrolle Hand angelegt werden - "hier hört Digitalisierung auf."
#systemrelevant: Geschlossenheit beweisen
Der Schulterschluss der Branche wurde auf der OTWorld.connect in zahlreichen branchenpolitischen Foren betont. Die orthopädietechnischen Werkstätten und Sanitätshäuser müssten sich insgesamt noch stärker durchsetzen im vielstimmigen Chor des Gesundheitswesens, so der Tenor. Vor allem zu Beginn der Corona-Krise sei nicht bei allen angekommen, wie systemrelevant Hilfsmittelversorgung sei. "Wir sind wahrgenommen worden, aber ich glaube, dass wir nicht laut genug sind", so BIV-OT-Präsident Reuter. "Die Krise hat uns gezwungen, unsere Betriebe und Verbände neu aufzustellen. Es hat in unserem Fach noch nie eine solche Einigkeit gegeben - das müssen wir nutzen. Wir gehen gestärkt aus der Krise hervor." Ein Ergebnis der Gespräche auf der OTWorld.connect sei, dass man seine Forderungen gemeinsam fokussiere und noch zielgerichteter an die Politik herantrete. Ob bislang fehlende Erstattung für persönliche Schutzausrüstung oder garantierter Zugang zu den Patientinnen und Patienten in Kliniken und Pflegeeinrichtungen: "Hier muss sich die Politik bewegen und wir müssen offiziell als systemrelevante Branche anerkannt werden!" Die Branche müsse "global als systemrelevant im Gesundheitswesen eingestuft und in die entsprechenden Unterstützungsmaßnahmen eingebunden werden", unterstrich genauso Prof. Näder.
Bürokratie beseitigen, Qualität flächendeckend sichern
Nicht zuletzt gehörte der Bürokratieabbau zu den immer wieder erhobenen Kernforderungen auf der OTWorld.connect. Der zunehmende Preisdruck wurde ebenfalls thematisiert - verbunden mit dem Appell an Kostenträger und Politik nach einem Qualitäts- statt Preiswettbewerb und der Sicherung einer flächendeckenden Versorgung. Rückhalt kam dabei aus der Politik. So erklärte Dr. Roy Kühne, MdB, Mitglied im Ausschuss für Gesundheit und zuständiger Berichterstatter für Hilfsmittel der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, am letzten Tag der Veranstaltung im Rahmen der branchenpolitischen Foren des BIV-OT: "Hilfsmittel müssen überall verfügbar sein, flächendeckend. Sie sind ein wertvoller Bestandteil der Versorgung."
Konserviert: OTWorld.connect ist online verfügbar
Der virtuelle Weltkongress OTWorld.connect umfasste mehr als 250 Vorträge, Impuls-Statements und Keynotes aus über 20 Ländern sowie Präsentationen von rund 50 führenden Unternehmen aus 15 Ländern. Branchenpolitische Themen wie die Sicherung der Hilfsmittelversorgung in der Krise und unter den Bedingungen einer "neuen Normalität" behandelten die Foren des BIV-OT.
Von 9. November 2020 bis 31. Januar 2021 können die Aufzeichnungen des Kongresses abgerufen werden - darunter die wegweisenden Keynotes von Prof. Michael Goldfarb (Vanderbilt University Medical Centre, USA), einem führenden Biomechatronik-Forscher, der einen Blick in sein Forschungslabor gewährte; von Trend- und Zukunftsforscher Oliver Leisse zu den treibenden Effekten der Corona-Pandemie sowie die Denkanstöße des Aktivisten Raúl Aguayo-Krauthausen zur Barrierefreiheit auch im Kopf. Für alle Besitzer einer OTWorld.connect-Dauerkarte ist dieses Angebot inklusive. Für Tageskartenbesitzer und Neu-Teilnehmer gibt es ab November ein ermäßigtes Mediathek-Ticket.
Die Innovation Showrooms, die Workshops und das branchenpolitische Forum sind nach einer Registrierung bis Ende Januar kostenfrei zugänglich. Die branchenpolitischen Foren stehen aufgrund der hohen Aktualität bereits ab 2. November online zur Verfügung: https://connect.ot-world.com/de/lobby
Über den Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik: Der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik (BIV-OT) vertritt als Spitzenverband des orthopädietechnischen Handwerks bundesweit die Sanitätshäuser und orthopädietechnischen Werkstätten mit etwa 40.000 Beschäftigten. Jährlich versorgen die angeschlossenen Häuser mehr als 20 Millionen Patienten mit Hilfsmitteln.
Pressekontakt:
Kirsten Abel
Pressesprecherin des Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik
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Telefon: 01715608125
E-Mail: mailto:kommunikation(at)biv-ot.org
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/108324/4749764
OTS: Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik
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Datum: 30.10.2020 - 15:23 Uhr
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