Hören ist nicht gleich hören / Hörakustiker helfen, trotz Störgeräuschen Worte zu verstehen
(ots) - Ob bei einer Unterhaltung im Restaurant, einem Konzert oder bei der Arbeit im Großraumbüro: Stimmengewirr und Hintergrundgeräusche umgeben uns fast überall. Vor großer Geräuschkulisse Gesprächen zu folgen und jedes Wort dabei zu verstehen, ist immer eine Herausforderung. Menschen mit Hörproblemen fällt dies noch schwerer.
Die meisten Menschen mit einer beginnenden Schwerhörigkeit sind sich dieser zu Anfang gar nicht bewusst. Oft bemerken sie zuerst, dass eine Unterhaltung an belebten Orten schwerfällt. Die Geräuschkulisse, die dort herrscht, nennen Experten Störgeräusch. "Schwerhörige haben oft Schwierigkeiten, in akustisch ungünstigen Umgebungen vorhandene Störgeräusche auszublenden und die für sie wichtigen Sprachsignale herauszufiltern", sagt Marianne Frickel, Hörakustiker-Meisterin und Präsidentin der Bundesinnung der Hörakustiker (biha). Die Betroffenen verstehen das Gesagte des Gesprächspartners nicht mehr richtig. Wörter und Sätze kommen verzerrt an. Wer aber nicht alles versteht, fühlt sich schnell ausgegrenzt und verliert die Freude am Zuhören oder am Gespräch. Eine mögliche Folge ist die soziale Isolation und damit Verlust an Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
Der "Cocktailparty-Effekt" - Anpassung und Technik helfen
Ohr und Gehirn arbeiten beim Hören zusammen. Sie übersetzen Schallwellen in gehörte Informationen. Gut hörende Menschen können aus einer Vielzahl von Schallquellen - sprechende Menschen, klirrendes Besteck, Musik - die Stimme desjenigen herausfiltern und deutlicher wahrnehmen, der sich mit ihnen unterhält. Das nennt man den "Cocktailparty-Effekt". Schwerhörigen hingegen gelingt die Kommunikation meist nur noch, wenn die Hintergrundgeräusche weitgehend eliminiert sind. Hörsystemträgern kommt da die Technik und ihre individuelle Anpassung durch den Hörakustiker zur Hilfe. Denn Hörsysteme können durch die intelligente Ausrichtung ihrer Mikrofone auf eine bestimmte Raumrichtung und die Analyse der empfangenen Töne andere Richtungen und Störgeräusche unterdrücken. Sie können auch erkennen, ob jemand spricht oder ob der Schall aus einer anderen Quelle stammt. Registriert dann ein Hörsystem gesprochene Sprache, werden die Hintergrundgeräusche automatisch heruntergeregelt.
Damit die komplexe Technik das bestmöglich leisten kann, stellt der Hörakustiker das Hörsystem ganz individuell auf die Bedürfnisse des Einzelnen ein. Dafür führt er eine umfassende Höranalyse durch und stellt die Störgeräuschreduktion oder Richtmikrofonwirkung auf verschiedene Hörsituationen ein, die den persönlichen Hörgewohnheiten entsprechen. Das Hörsystem verfügt auch zumeist über verschiedene Hörprogramme, die der Hörakustiker individuell einstellt, so dass der Hörsystemträger je nach Bedarf und Situation jederzeit ein für ihn passendes Programm auswählen kann.
Keine Störgeräusche dank Induktionsschleife
Die Akustik in beispielsweise großen öffentlichen Räumen ist nicht immer für Menschen mit Hörproblemen geeignet. Sie hören nur lückenhaft oder mit großer Anstrengung. Induktive Höranlagen, auch Induktionsschleife genannt, helfen Hörsystemträgern, besser zu hören, und fördern damit die Inklusion. Hörgeräte mit einer integrierten Induktionsspule können sich mit ihr direkt verbinden und ermöglichen es Hörsystemträgern, akustische Signale störungsfrei wahrzunehmen. Redner oder Sänger werden dann so klar und deutlich gehört, als sprächen sie direkt ins Ohr, ohne Störschall, ganz unabhängig von Entfernung und Raumakustik. Audiosignale werden so überall in gleicher Lautstärke und Qualität über das Hörsystem wahrgenommen. Die im Hörsystem integrierte Induktionsspule aktiviert der Hörsystemträger am Hörsystem ganz einfach selbst beim Betreten entsprechender Räume. "Ob ein Hörsystem mit dieser Technik ausgestattet ist, kann der Hörakustiker auf Wunsch feststellen, der Aufwand beträgt nur wenige Minuten", so Marianne Frickel. Durch ein Hinweisschild im Eingangsbereich in Form eines blauen oder gelben Quadrates mit einem stilisierten Ohr und dem Buchstaben "T" sind die mit dieser Technik ausgestatteten Räume leicht zu erkennen.
Wie sich eine Schwerhörigkeit für die Betroffenen anhört
Durch Hörbeispiele auf https://www.richtig-gut-hoeren.de/hoerbeispiele/ lässt sich erfahren, wie sehr ein Störgeräusch mit leichtem und schwerem Hörverlust tatsächlich stören kann, wie Gespräche und Musik für Schwerhörige klingen können und wie belastend ein Tinnitus sein kann.
Hintergrund zum Hörakustiker-Handwerk
In Deutschland gibt es etwa 5,4 Millionen Menschen mit einer indizierten Schwerhörigkeit. Schwerhörigkeit zählt zu den zehn häufigsten gesundheitlichen Problemen. Mit über 6.700 Hörakustiker-Betrieben und ca. 15.000 Hörakustikern versorgt das Hörakustiker-Handwerk bereits ca. 3,7 Millionen Menschen in Deutschland mit modernsten Hörsystemen. Die Bundesinnung der Hörakustiker (biha) KdöR vertritt die Interessen der Hörakustiker in Deutschland.
Die Versorgungsqualität im Bereich von Hörsystemen ist in Deutschland sehr gut, das bestätigt die größte jemals von gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) durchgeführte Versichertenbefragung zur Hörsystemversorgung in Deutschland. Rund 90 Prozent der Versicherten waren "sehr zufrieden" oder "zufrieden" mit der individuellen Versorgungssituation. Und das unabhängig davon, ob der Versicherte eine mehrkostenfreie Versorgung gewählt oder eine private Zuzahlung geleistet hat.
Neben der Erstversorgung des Kunden ist der Hörakustiker auch für die begleitende Feinanpassung mit wiederholten Überprüfungen und Nachstellungen der Hörsystemfunktionen u.v.m. zuständig. Er berät zu Gehörschutz, Tinnitus und allem rund ums Hören.
Pressekontakt:
Michael Skwarciak, M.A. (biha), skwarciak(at)biha.de
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OTS: Bundesinnung der Hörakustiker KdöR
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Datum: 30.07.2020 - 12:37 Uhr
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