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"Ende Juni könnte Überlastung des Gesundheitssystems drohen" / Die Infektionskurve flach zu halten, muss oberstes Ziel bleiben

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(ots) -
- Analysten warnen: Überlastung des aktuellen Gesundheitssystems droht Ende Juni. - Bevorstehende COVID-19-Wellen könnten Gesellschaft härter treffen als bisherige. - Politik ist gefordert, Vorkehrungen für erneute Ausbrüche zu treffen.

Bevorstehende COVID-19-Wellen könnten stärkere Auswirkungen auf das deutsche Gesundheitssystem und damit die Bevölkerung mit sich bringen als die bereits überstandene. Das zeigen Vorausschauen von Analyse-Experten der Wiesbadener Technologieberatung Invensity. Sie haben die aktuellen Daten des Robert Koch-Institutes und weiterer öffentlicher Quellen ausgewertet und mögliche Szenarien mittels epidemiologischer Modelle vorausberechnet. Im ungünstigsten Fall erkranken bereits Mitte Juni mehr Personen, als das Gesundheitssystem, wie es aktuell aufgestellt ist, wird handhaben können.

"Der vermeintliche Wettstreit der Bundesländer, wer schneller die verschiedenen Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung wieder lockert, könnte zur Folge haben, dass wir um den 15. Juni 2020 herum mehr COVID-19-Erkrankungen in Deutschland haben werden als Behandlungskapazitäten", warnt Frank Lichtenberg, Geschäftsführer von Invensity. Lichtenberg erklärt: "Wir wollen mit unseren Szenarien keine Panik, sondern Realismus verbreiten. Sie bieten eine Orientierung, um sich auf alle Fälle vorbereiten zu können."

Im Fokus der aktuellen Analyse stand es, die Auswirkungen neuer Infektionswellen vorherzusagen. Die berechneten Szenarien unterscheiden sich vor allem in der Bandbreite der gleichzeitigen Erkrankungen. Im besten Fall wird das Gesundheitssystem bestmöglich ausgenutzt und durch die Politik rechtzeitig gegengesteuert, sobald die Zahl der Erkrankungen sich der oberen Kapazitätsgrenze nähert. Würde dieser Zeitpunkt auch nur um wenige Tausend Erkrankungen verpasst, so könne die Kurve nicht mehr rechtzeitig nach unten gedrückt werden, zeigen sich die Experten überzeugt. In Folge dessen würden Mediziner unter Umständen zur sogenannten Triage gezwungen, also der Entscheidung, welcher Patient Behandlung erhält und welcher nicht. Da es noch keine Ergebnisse zu möglichen saisonalen Schwankungen auf die Infektionszahlen gibt, könne auch ein noch dramatischerer Verlauf in Zukunft nicht ausgeschlossen werden.





Zur Berechnung der verschiedenen Szenarien nutzen die Analysten ein Wellenmodell, wie es vom Tübinger Epidemiologen Martin Eichner vorgeschlagen wurde. Zusätzlich berücksichtigten sie, dass die intensivmedizinischen Kapazitäten in den verschiedenen Szenarien unterschiedlich stark gesteigert werden. Etwa 17.000 Betten reservierten sie in allen Vorausschauen für anderweitige Notfälle, wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle.

Unabhängig von der Forschung an Impfstoffen, sei es laut Lichtenberg von zentraler Bedeutung, weitere große Investitionen in das Gesundheitssystem zu tätigen und deutlich mehr Personal auszubilden und einzustellen. "Hierzu könnte es nötig werden, die Profitorientierung der Krankenhäuser zurückzunehmen und sie als staatlich verwaltete Grundversorgung zu verstehen", so Lichtenberg.

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Datum: 19.05.2020 - 11:05 Uhr
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