Coronakrise: Tierärzte setzen sich für ONE HEALTH ein - leider vergeblich
(ots) - Jetzt ist es also raus: Auf der Zielgeraden hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) die veterinärmedizinischen Labore wieder aus dem Gesetzentwurf zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes gestrichen. Angeblich, weil es in Deutschland genug Corona-Testkapazitäten gibt. Unverständlich: Steht das doch ganz im Gegensatz zu den fast täglich zu hörenden Verlautbarungen der letzten Wochen. Aber auch noch ungeklärte Fragen zu Qualitätssicherung und Versicherungsschutz soll es geben und der politische Druck aus der Humanmedizin auf das BMG soll zuletzt immens gewesen sein. Das zumindest sagen Stimmen aus den Berliner Koalitionsfraktionen, wo das Thema diskutiert wurde.
"Bezweifelt werden darf, dass die Entscheidung tatsächlich der Gesundheitspolitik dient. Wirtschaftspolitische Interessen dürften hier viel eher im Vordergrund gestanden haben", glaubt Dr. Siegfried Moder, Präsident der Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte (bpt). Gerade mit Blick auf die vom Robert-Koch-Institut befürchtete zweite und dritte Corona-Infektionswelle im Laufe dieses Jahres sind das nach Moders Auffassung keine guten Nachrichten. Viel sinnvoller wäre es seiner Meinung nach gewesen, jetzt die veterinärmedizinischen Labore in das Gesetz aufzunehmen, um sofort auf deren Testkapazitäten zugreifen zu können, sobald sie benötigt werden. Das wäre ein "Kann" und kein "Muss".
"Fakt ist jedenfalls, dass eine koordinierte Zusammenarbeit zwischen Human- und Veterinärmedizin zur Lösung der wichtigen gesundheitspolitischen Herausforderungen unserer Zeit, wie Zoonosen- und AMR-Bekämpfung, wichtiger denn je wäre, ganz offensichtlich aber leider nicht stattfindet", betont der bpt-Präsident. "Und das liegt nicht an uns Tierärzten." Während weltweit ONE HEALTH, also die enge Zusammenarbeit zwischen beiden medizinischen Disziplinen als Lösungsstrategie propagiert wird, setzen Humanmedizin und BMG hier in Deutschland leider gegenteilige Akzente.
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Datum: 10.05.2020 - 12:00 Uhr
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