Umfrage zur Auswirkung der Coronakrise: Mehrheit der Eltern in Deutschland fühlt sich Homeschooling auf Dauer nicht gewachsen
(ots) -
- Situation während der Schulschließungen angespannt: Nur 7 Prozent der Kinder nehmen täglich an digitalem Unterricht teil - bei der Bearbeitung von Unterrichtsmaterialien sind Eltern und Kinder weitgehend auf sich alleine gestellt - Fast drei Viertel (73 Prozent) der Eltern sehen es kritisch, die Lernunterstützung zu Hause über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten - Vor allem Eltern aus sozioökonomisch schwachen Haushalten sorgen sich um die Bildungszukunft ihrer Kinder und fühlen sich für das Homeschooling nicht gut gerüstet
Die Mehrheit der Eltern in Deutschland steht aufgrund der Schulschließungen im Rahmen der Covid-19-Pandemie ("Coronakrise") unter erhöhter Belastung. So gibt fast die Hälfte (43 Prozent) der Eltern an, dass es für sie aktuell schwierig ist, die nötige Zeit zur Unterstützung des Lernens ihrer Kinder aufzubringen. Zudem stehen Eltern unter erhöhtem psychischem Druck: So macht sich ein Großteil der Eltern Sorgen um eine Ansteckung mit dem Covid-19-Virus (52 Prozent), die Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage (58 Prozent) oder einen Abfall der Schulleistung ihrer Kinder (56 Prozent). Das sind Ergebnisse einer aktuellen Befragung von Eltern schulpflichtiger Kinder in Deutschland im Auftrag der Vodafone Stiftung.
Die Sorge um die Bildungszukunft der eigenen Kinder ist dabei nicht unbegründet, denn die Schulen bieten während der Schließungen über die digitale Bereitstellung von Lernstoff hinaus wenig interaktive Lernformate und Unterstützung bei der Bearbeitung von Unterrichtsmaterialien an: Nur 7 Prozent der Schülerinnen und Schüler nehmen täglich an digitalem Unterricht teil. Die Mehrheit der Eltern (88 Prozent) gibt an, dass ihren Kindern der Austausch mit Klassenkameradinnen und -kameraden sowie Lehrkräften fehle. Auch wenn zum Zeitpunkt der Befragung in der ersten Aprilhälfte 70 Prozent angeben, mit der Organisation des Lernens für ihre Kinder aktuell gut zurechtzukommen, sehen es fast drei Viertel (73 Prozent) kritisch, die Lernunterstützung zu Hause in der derzeitigen Situation über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten. Wichtigster Ansatzpunkt wäre für 40 Prozent der Eltern hier vor allem eine bessere Organisation und Unterstützung durch Schulen und Lehrkräfte.
"Unsere Befragung zeigt, dass viele Eltern die akute Phase des Homeschoolings - teils souverän, häufig pragmatisch - gemeistert haben. Einen langfristigen Unterricht von zu Hause unterstützen sie aber deswegen noch lange nicht.", erklärt Inger Paus, Vorsitzende der Geschäftsführung der Vodafone Stiftung. "Denn sie fühlen sich alleine gelassen: Noch fehlen gezielte Beratungsangebote für Eltern, Unterstützung der Lehrkräfte, um interaktive Lernformate umzusetzen, und ein verbindlicher Fahrplan für die Schulen - kurzum ein Gesamtkonzept, das alle, unabhängig von Bildungsstand oder Einkommen, abholt."
Eltern mit formal niedrigem Bildungsniveau und solche mit einem geringen Haushaltseinkommen stehen dabei unter besonders großem Druck. So äußern deutlich mehr Eltern mit formal niedriger Bildung (63 Prozent) die Befürchtung, dass ihre Kinder den Anschluss an den Schulstoff verlieren, als Eltern mit formal hoher Bildung (45 Prozent). Fast die Hälfte (46 Prozent) der Eltern mit niedriger Bildung geben zudem an, dass ihnen Kenntnisse und Wissen fehlen, um ihre Kinder beim Lernen zu Hause gut zu unterstützen - bei Eltern mit formal hoher Bildung sind es nicht einmal ein Viertel (22 Prozent).
Methodik
Die Erhebung wurde vom Befragungsinstitut Infratest dimap Gesellschaft für Trend- und Wahlforschung mbH durchgeführt. Die Grundgesamtheit für die Befragung bildeten Eltern schulpflichtiger Kinder im Alter von 5 bis 18 Jahren in Privathaushalten in Deutschland, die das Internet nutzen. Die Erhebung wurde vom 03. April bis 13. April 2020 durchgeführt und als Online-Erhebung (Computer Assisted Web Interviewing = CAWI) angelegt. Insgesamt nahmen 1.067 Eltern an der Studie teil.
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Datum: 24.04.2020 - 14:17 Uhr
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