WESTFALEN-BLATT (Bielefeld): Kommentar zu Corona
(ots) - Schulen sind geschlossen, Kitas dicht, Veranstaltungen abgesagt: Nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik hat der Staat so stark in unser Leben eingegriffen wie in dieser Woche. Was das bedeutet, auch im Hinblick auf Arbeitsplätze und Existenzen, ist noch nicht absehbar, aber Gutes ist nicht zu erwarten.
Jeder muss das Interesse haben, dass dieser Ausnahmezustand so kurz wie möglich anhält. Deshalb ist es nicht damit getan, das gewohnte Leben weiterzuführen und nur die Einschränkungen hinzunehmen, die die Städte verhängen. Wenn es eine Chance geben soll, die Epidemie einigermaßen zu beherrschen, muss jetzt jeder seine Kontakte einschränken.
Einkaufen? Nur noch zu Zeiten, in denen die Läden möglichst leer sind. Die Skatrunde? Streichen. Opas Geburtstagsfeier? Absagen. Der Sonntagsgottesdienst? WDR 5 oder den Deutschlandfunk einschalten. Besuche im Krankenhaus oder im Altenheim? Besser anrufen. Und die Einladung zum Essen bei Freunden? Einfach verschieben.
In den nächsten Wochen stehen Kommunionen und Konfirmationen an, und im Frühjahr sind traditionell viele Hochzeiten geplant. Gastgeber sollten ihre Gäste jetzt nicht dem Gewissenskonflikt aussetzen, ob sie zur Feier gehen oder nicht, sondern von sich aus darauf hinweisen, dass sie für Absagen Verständnis haben - wenn sie es denn überhaupt noch für verantwortbar halten, im größeren Kreis zu feiern.
Es geht nicht mehr nur um den Schutz älterer Menschen, es geht um das Funktionieren unserer gesamten Gesellschaft. Wenn Lastwagenfahrer, Krankenschwestern, Pflegekräfte, Lokführer, Ärzte und Verkäuferinnen in Quarantäne müssen, werden die in dieser Woche verhängten Einschränkungen ein Witz sein gegen das, was uns dann bevorsteht.
Das Corona-Virus trifft nicht jeden, aber seine Folgen werden es tun. Deshalb: Wenn es jemals einer alles übergreifenden Solidarität der Menschen in Deutschland bedurft hat, dann jetzt.
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Datum: 13.03.2020 - 21:00 Uhr
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