Umsetzung digitaler Lösungen - Studie zeigt: Ethischer Umgang mit Daten steht bei Stakeholdern weit oben auf der Agenda / Besonders hoch ist der Druck in der Finanzbranche
(ots) - Sieben von zehn Entscheidern sehen sich von ihren
Stakeholdern unter Druck gesetzt, bei der Digitalisierung ethische und
moralische Fragen zu berücksichtigen. 53 Prozent der Befragten verspürt "eher
starken" Druck, 18 Prozent sogar "sehr starken". Das sind Ergebnisse der
aktuellen Entscheider-Studie der internationalen Anwaltssozietät Clifford Chance
unter deutschen Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern zum Thema
"Herausforderungen der Digitalisierung".
Finanzbranche unter Druck
Gerade die Manager und Führungskräfte der Finanzbranche bestätigen, dass Kunden,
Lieferanten und die Öffentlichkeit verstärkt darauf drängen, Ethik und Moral bei
der Digitalisierung nicht zu vergessen. Dies geben 82 Prozent der Befragten an.
In der Industrie und in der Gesundheitsbranche wird dies etwas weniger stark
empfunden.
Dr. Marc Benzler, Partner im Bereich Regulatory Finance bei Clifford Chance,
erläutert: "Der Blick von Öffentlichkeit, Medien und Politik auf die
Finanzbranche ist seit der globalen Finanzkrise deutlich schärfer. Die
Regulierung hat spürbar zugenommen und die Institute selbst sind zunehmend
sensibilisiert für ethische Fragen. Die zwei Mega-Trends Digitalisierung und
Nachhaltigkeit treiben die Diskussion um ethisches Handeln an. Bei beiden kommt
der Finanzbranche besondere Verantwortung zu: Durch die Steuerung von
Geldströmen hat sie einen enormen Einfluss auf die Transformation von Wirtschaft
und Gesellschaft."
Dr. Christian Hissnauer, Senior Associate im Bereich Banking & Capital Markets
und Mitglied der globalen Clifford Chance Tech Group, ergänzt: "Ethische Aspekte
bei der Entwicklung innovativer Produkte zu berücksichtigen, mag den
Entwicklungsprozess vielleicht erst einmal verlangsamen. Langfristig verschaffen
Unternehmen und Banken sich dadurch allerdings einen Marktvorteil, weil sie das
Vertrauen ihrer Stakeholder weiter ausbauen."
Größter Handlungsbedarf: ethischer Umgang mit Daten
Die Entscheider selbst sehen den Schutz von Daten als das zentrale Thema bei der
Berücksichtigung ethischer Aspekte: Unabhängig vom Druck von außen sehen die
Verantwortlichen den größten Handlungsbedarf bei ethischen Fragen zum
Datenschutz hinsichtlich der Privatsphäre (80 Prozent). Auf dem zweiten Rang
landet die Gestaltung des Wandels der Arbeitswelt - zum Beispiel die
Weiterbildung der Mitarbeiter (78 Prozent). Dahinter folgt der Schutz von Daten
vor dem Zugriff unbefugter Dritter wie beispielsweise Hackern (77 Prozent).
Dr. Jan Conrady, Counsel im Bereich Commercial Litigation und Mitglied der
globalen Clifford Chance Tech Group: "Digitalisierung und DSGVO haben
Datenschutz und Cybersicherheit ganz oben auf die Agenda von Unternehmen
gehoben. Neben ethischen Aspekten, die erhebliche Reputationsschäden auslösen
können, geht es bei Cybersicherheit letztlich auch um Haftungsfragen. Wenn
Kundendaten gehackt werden, können schnell Schadensersatzforderungen in
Millionenhöhe anfallen."
Künstliche Intelligenz und maschinenbasierte Entscheidungen - Ethik oder
Regulierung?
Beim Einsatz von Maschinen, die autonom Entscheidungen treffen, sehen die
Entscheider etwas weniger Handlungsbedarf was die Berücksichtigung ethischer
Aspekte betrifft (63 Prozent). Das erstaunt insbesondere vor dem Hintergrund,
dass Wissenschaft, Wirtschaft und Politik aktuell über kaum einen
Digitalisierungsaspekt stärker diskutieren.
Dr. Ines Keitel, Leiterin der deutschen Arbeitsrechtspraxis, Partnerin
Arbeitsrecht und Datenschutz und Mitglied der globalen Clifford Chance Tech
Leadership Group: "Die Arbeitswelt befindet sich in einem grundlegenden Wandel.
Wenn zum Beispiel Bewerber über KI-basierte Algorithmen ausgewählt werden,
müssen Unternehmen neben den rechtlichen Anforderungen auch ethische Aspekte
unbedingt im Blick behalten: Ist die Datenmasse, aus der angelernt wird, von
"unconscious bias" betroffen, wird die Bewerberauswahl entsprechend ausfallen -
mit allen ethischen, arbeitsrechtlichen und reputativen Problemen. Für ein
sinnvolles Risk Management, das auf Resilienz unter Nutzung von
Entwicklungschancen durch KI ausgelegt ist und die Reputation des Unternehmens
dabei nachhaltig schützt, müssen Datenschutz, Arbeitsrecht und ethische Aspekte
zusammen betrachtet und proaktiv angegangen werden."
Dr. Thomas Voland, Partner Öffentliches und Internationales Regulierungsrecht
und Mitglied der globalen Clifford Chance Tech Group: "Auch im Bereich des
automatisierten Fahrens stellt sich die Frage nach ethischen Aspekten
hinsichtlich der Abwägung von Entscheidungen - etwa wenn ein Unfall
unvermeidlich ist. Die enge Zusammenarbeit von Juristen und Ethikern ist hierbei
unumgänglich, da sich aus den ethischen Aspekten wiederum juristischer
Handlungsbedarf ergeben kann, etwa im Hinblick auf Haftungsfragen. Gleichzeitig
wird der Ruf nach Regulierung immer lauter. Europa hat die Chance, im Rennen um
die globale Technologievorherrschaft eine Vorreiterrolle im vertrauensvollen,
ethischen Einsatz von KI einzunehmen."
Das Marktforschungsinstitut MoWeb hat für die Studie "Talking Tech: Connecting
Digital and Law" 203 Manager und Führungskräfte aus allen Branchen befragt. Die
Umfrage fand im Zeitraum Juni bis August 2019 statt und wurde im Auftrag von
Clifford Chance erstellt. Die umfassenden Studienergebnisse finden Sie unter:
https://publikationen.cliffordchance.com/digitalisierung/tech-studie/
Über Clifford Chance:
Clifford Chance, eine der weltweit führenden Anwaltssozietäten, ist für ihre
Mandanten mit rund 3.400 Rechtsberatern in allen wesentlichen Wirtschaftszentren
der Welt präsent.
In Deutschland ist Clifford Chance mit rund 300 Rechtsanwälten,
Wirtschaftsprüfern, Steuerberatern und Solicitors in Düsseldorf, Frankfurt am
Main und München vertreten.
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Datum: 11.03.2020 - 10:00 Uhr
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