Gemeinsame Erklärung der Ethikräte Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens zur Ethik von Eingriffen in die menschliche Keimbahn
(ots) - In der heute veröffentlichten Erklärung rufen die drei Räte
Regierungen und Interessenvertreter in der ganzen Welt dazu auf, bei jeglicher
künftigen Diskussion von Keimbahneingriffen und bei der Entwicklung globaler
Regulierungsansätze ethische Überlegungen in den Mittelpunkt zu stellen.
Die aktuell verfügbaren Methoden gelten als noch nicht sicher genug für eine
klinische Anwendung, doch die drei Räte wollen sicherstellen, dass wichtige
ethische Fragen und Prinzipen genügend Aufmerksamkeit erhalten, bevor eine
technische Anwendungsreife erreicht wird. Nur so können der globale Dialog und
die Regulierung von Keimbahneingriffen auf einer soliden ethischen Grundlage
erfolgen.
In einem heute von Nature veröffentlichten Brief heben die Vorsitzenden der drei
Räte, welche jeweils eigenen Stellungnahmen zum Thema Genome-Editing
veröffentlicht haben, die folgenden Kernpunkte aus der gemeinsamen Erklärung
hervor:
"Wir rufen Regierungen und Interessenvertreter auf der ganzen Welt dazu auf, die
folgenden Schritte zu unternehmen:
- Alle Staaten sollten erbliche Veränderungen des menschlichen
Genoms eindeutig der Kontrolle der zuständigen öffentlichen Behörden
unterstellen und ihren Missbrauch mit angemessenen Sanktionen
belegen.
- Es sollten keine klinischen Versuche zum Einsatz von
Keimbahneingriffen durchgeführt werden, bevor nicht eine breite
gesellschaftliche Debatte über die Vertretbarkeit der betreffenden
Interventionen stattgefunden hat.
- Es sollten keine weiteren
klinischen Versuche zum Einsatz von Keimbahneingriffen durchgeführt
werden, solange die Forschung die beträchtliche Unsicherheit zu den
Risiken klinischer Anwendungen noch nicht auf ein akzeptables Niveau
reduziert hat.
- Bevor klinische Studien zu oder Anwendungen von
Keimbahneingriffen zugelassen werden, müssen die Risiken nachteiliger
Auswirkungen für Einzelpersonen, Gruppen und die Gesellschaft als
Ganzes angemessen bewertet worden sein, und es müssen Maßnahmen zur
Überwachung und Überprüfung dieser Risiken vorhanden sein.
Wir alle halten es für wesentlich, dass eine ethisch zulässige Anwendung von
Keimbahneingriffen beim Menschen nicht zu verstärkten Benachteiligungen,
Diskriminierungen oder Spaltungen in der Gesellschaft führen darf.
Die große Bandbreite der denkbaren Anwendungen und die damit verbundenen
Auswirkungen auf Familien, die Gesellschaft und künftige Generationen erfordern
eine angemessen vorsichtige, verantwortliche und transparente Governance.
Wir empfehlen allen, die an Debatten zu Keimbahneingriffen teilnehmen, und den
jeweiligen Entscheidungsträgern, die Beispiele zu ethischen Abwägungen in
unseren individuellen Stellungnahmen in ihre Überlegungen mit einbeziehen."
Notizen für Redaktionen
1. Die gemeinsame Erklärung ist hier abrufbar: Deutschland -
http://ots.de/Qk1a7S Frankreich - https://www.ccne-ethique.fr/en/actualites/opin
ion-133-gene-editing-and-joint-statement) (http://ots.de/zaNtnb) Großbritannien
- http://ots.de/Fj15lo
2. Die Korrespondenz in Nature ist unter folgendem Link abrufbar:
https://www.nature.com/articles/d41586-020-00614-3
3. Die vollständigen Publikationen der drei Räte sind hier abrufbar: Deutscher
Ethikrat (2019) Eingriffe in die menschliche Keimbahn ( http://ots.de/pkSWXs)
(http://ots.de/pkSWXs) CCNE (2020) Opinion 133 on Ethical Challenges of Gene
Editing: Between Hope and Caution ( http://ots.de/peko8H) (http://ots.de/peko8H)
Nuffield Council on Bioethics (2018) Genome Editing and Human Reproduction:
social and ethical issues ( https://www.nuffieldbioethics.org/publications/genom
e-editing-and-human-reproduction) (http://ots.de/Ji7ZxT)
4. In Frankreich, Deutschland und dem Vereinigten Königreich von Großbritannien
und Nordirland sind erbliche Veränderungen des menschlichen Genoms gesetzlich
verboten. In anderen Rechtsordnungen sind die Regeln hingegen mitunter unklar,
werden nicht durchgesetzt oder fehlen gänzlich. Obwohl die Handlungen eines
chinesischen Forschers, dessen Arbeit 2018 zur Geburt von genetisch veränderten
Zwillingen führte, breit verurteilt wurden, haben andere Forscher bereits Pläne
angekündigt, weitere Keimbahneingriffe zu versuchen.
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Deutschland:
Ulrike Florian, Deutscher Ethikrat
E-Mail: florian(at)ethikrat(dot)org
Tel: +49 (0)30 20370 246
Frankreich:
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E-Mail: marie-christine.simon(at)comite-ethique(dot)fr
Tel: +33 (0)1 42 75 68 29
Großbritannien:
Sarah Walker-Robson, Nuffield Council on Bioethics
E-Mail: swalker-robson(at)nuffieldbioethics(dot)org
Tel: +44 (0)20 7681 9619
Pressekontakt:
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Deutscher Ethikrat
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Datum: 03.03.2020 - 13:00 Uhr
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