Kommentar / Eskalation in Syrien mit Ankaras Ansage = Von Kristina Dunz
(ots) - Diese Eskalation war absehbar. Sie macht das Versagen der
Vereinten Nationen, der EU, der Nato - und natürlich Russlands - im
Syrien-Konflikt noch einmal deutlich. Die Türkei marschierte im Oktober in
Nordsyrien ein, um eine Pufferzone im Grenzgebiet zu schaffen. Und, um von dort
die an der Seite der USA gegen den IS kämpfende Kurdenmiliz YPG zu vertreiben,
in der sie einen Ableger der kurdischen Terrororganisation PKK sieht. Die
Vereinigten Staaten machten den Weg dafür allen Ernstes frei, die Kurden fühlten
sich verraten. Der UN-Sicherheitsrat blieb tatenlos, die Nato überließ mutlos
die brisante Angelegenheit Washington und Ankara, und die EU verurteilte die
türkische Invasion als wirkungslos.
Nun wurden viele türkische Soldaten in der Region Idlib getötet. Offensichtlich
ist Russland daran beteiligt, das Damaskus hilft, die letzte Milizen-Hochburg
unter Kontrolle zu bringen - während Ankara dortige Rebellen unterstützt. Und
jetzt ruft die zündelnde Türkei nach Beistand der Nato. Die sichert Solidarität
im bisherigen Umfang zu, stellt aber keine zusätzliche Hilfe in Aussicht. Und
dennoch ist der Punkt erreicht, an dem die Türkei die Nato in den Konflikt
hineinziehen könnte. Europa dürfte sich jetzt bewegen. Allerdings nicht, weil
weiterhin täglich Zivilisten Opfer schlimmster Kriegsverbrechen werden, sondern
weil die Türkei droht, entgegen dem Abkommen mit der EU Flüchtlinge nach Europa
ziehen zu lassen. Fast eine Million Syrer sind auf der Flucht. Die EU muss neu
beraten. Syrien braucht einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen. Es
gibt eine Organisation, deren Name Hilfe verspricht und die das nicht einlöst:
die Vereinten Nationen. Da sitzen sie alle beisammen, nur leider nicht vereint,
und machen ihrem Namen keine Ehre. Welch ein Abgrund.
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Datum: 28.02.2020 - 21:19 Uhr
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