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neues deutschland: Kommentarüber den gescheiterten Opportunismus in Syrien

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(ots) - Der türkische Präsident hat es schlau gemacht, das muss man ihm
lassen. Dem eigenen Volk und der Welt hat er einen Invasionskrieg in Syrien als
Verteidigungskrieg gegen kurdische Terroristen verkauft. Dann hat er seine
Soldaten an die vorderste Front gegen Assad gestellt, wo mit dem Angriff von
gestern bereits 54, erwartbarerweise, ihr Leben gelassen haben. Primär hatte
Erdogan auf seine Beziehung zum russischen Präsidenten Wladimir Putin gehofft
und darauf, dass der bilaterale Opportunismus der russischen Regierung ihm
erlaubt, den in Syrien erkämpften Raum auch auf diplomatischer Ebene verteidigen
zu können. Doch eine Eskalation sowie der damit einhergehende Zerfall
türkisch-russischer Beziehungen war unvermeidbar; das hat Erdogan offenbar
antizipiert. Der Plan B, den Bündnisbeistand zur Sicherung seiner
Annektionsgebiete bei der Nato einzufordern, wirkt überaus geschickt
eingefädelt. Vom effektivsten Druckmittel - die "Tore nach Europa" für Millionen
Flüchtlinge zu öffnen - hat man in Ankara am Freitag bereits Gebrauch gemacht.

Die Frage bleibt, wie Russland reagiert. Lange hat man Bemühungen um einen
Kompromiss vorangetrieben, vor allem weil man von beiden Seiten sich Profit
erhoffte. Durch die Intervention in Syrien konnte Moskau im Nahen Osten den Fuß
in die Tür kriegen - so weit, wie lange nicht mehr. Gleichzeitig war die Türkei
als Handelspartner zu wichtig, als dass Meinungsverschiedenheiten um den Krieg
das Geschäft vermiesen sollten. Doch nun ist die Zeit für kompromissorientierte
Bündnisse im Syrienkrieg wohl endgültig vorbei. Assad wie auch die Rebellen
bezeichnen den Kampf um Idlib schon länger als finale Schlacht. Mit einem
verstärkten türkischen Engagement wird aber eher das Gegenteil eintreten. Der
Krieg wird noch blutiger, härter, und vor allem länger, als er eh schon ist.

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Datum: 28.02.2020 - 16:39 Uhr
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