Grundrente: Bundesregierung verabschiedet umstrittenen Gesetzentwurf
(ots) - Nach monatelangem Streit hat die Bundesregierung dem
Gesetzentwurf zur Einführung einer Grundrente zugestimmt. Rund 1,3 Millionen
Menschen mit niedrigen Renten sollen ab 2021 Aufschläge auf ihre Altersbezüge
erhalten. Der Entwurf von Arbeitsminister Hubertus Heil ist unter Experten
umstritten.
Das Vertrauen der Deutschen im Alter finanziell ausreichend abgesichert zu sein,
erodiert seit Jahren. Laut aktuellen Studien und Umfragen wie dem jährlich
durchgeführten "DIA-Deutschland-Trend Vorsorge" des Deutschen Instituts für
Altersvorsorge geht die Mehrheit der Menschen davon aus, im Alter den
Lebensstandard senken zu müssen. Gerade einmal 30 Prozent der Befragten gaben an
ausreichend vorgesorgt zu haben.
Forscher der Bertelsmann Stiftung, des Deutschen Instituts für
Wirtschaftsforschung (DIW) und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung
(ZEW) kamen zu dem Ergebnis, dass die Befürchtungen der Bevölkerung mehr als
berechtigt sind. Bis 2035 werde die Armutsrisikoquote von derzeit 16 Prozent auf
20 Prozent steigen. Auch die Anzahl der Empfänger von Grundsicherung soll den
Forschern zufolge von 5,5 Prozent auf sieben Prozent zunehmen.
Die Bundesregierung versucht diesen negativen Tendenzen mit der Einführung der
Grundrente entgegenzuwirken. Dem aktuellen Gesetzesentwurf zufolge sollen
Arbeitnehmer mit 33 Beitragsjahren und niedrigen Rentenniveau Anspruch auf den
Rentenaufschlag haben. Der volle Aufschlag soll nach 35
Pflichtversicherungsjahren gewährt werden.
Während langjährige Minijobber keine Grundrente erhalten sollen, werden
Kindererziehungs- und Pflegezeiten auf die Beitragsjahre angerechnet. Laut
Gesetzesentwurf müssen Empfänger der Grundrente mindestens 30 Prozent des
Durchschnittsentgelts verdient haben und dürfen über keine anderen hohen
Einkünfte verfügen. Der Freibetrag für Singles liegt bei einem zu versteuernden
Einkommen von 1.250 Euro, bei Paaren sind es 1.950 Euro.
Die Kosten für die Grundrente beziffert die Bundesregierung für das
Einführungsjahr 2021 mit 1,3 Milliarden Euro. Die Gesamtkosten für das
Gesetzpaket sollen laut Angaben der Regierung auf 1,9 Milliarden Euro im Jahr
2025 steigen.
Grundrentenkonzept unter Experten umstritten
Die Reaktionen auf die verabschiedete Gesetzesvorlage sind kontrovers.
Gewerkschaften und Sozialverbände begrüßten, dass die Grundrente nun kommen
soll, bezeichneten die Pläne aber als unzureichend. Die Kritiker bemängeln auch
den Aufwand sowie die hohen Kosten der Bedarfsprüfung. Zudem wurden Bedenken
geäußert, ob der Datenabgleich mit den Finanzämtern bis zur Einführung der
Grundrente zu realisieren sei.
Die Arbeitgeberverbände monieren, dass die Grundrente nicht zielgenau gegen
Altersarmut helfe. FDP-Rentenexperte Johannes Vogel begründete die Zweifel
gegenüber der Süddeutschen Zeitung: "Die allerwenigsten Menschen, die 35 und
mehr Versicherungsjahre aufweisen, sind von Altersarmut bedroht."
Sven Thieme, Geschäftsführer der Competent Ivnestment Management GmbH, begrüßt
die Einführung der Grundrente hingegen als ersten notwendigen Schritt in die
richtige Richtung, warnt allerdings davor das Thema mit dem Gesetz als erledigt
anzusehen. Die Grundrente könne zwar dafür sorgen, dass weniger Menschen im
Alter auf Sozialleistungen angewiesen sind, an der grundsätzlichen Problematik,
dass die Mehrheit der Menschen Angst vor dem sozialen Abstieg im Alter hat,
ändere sich aber nichts, erklärt Altersvorsorgespezialist Thieme.
Grundrente ändert nichts an der Notwendigkeit privater Altersvorsorge
Laut einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der
Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) erwartet mit 71 Prozent die
überwältigende Mehrheit der Deutschen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten
steigende Beiträge zur Rentenversicherung; 34 Prozent gehen sogar davon aus,
dass die Beiträge in den nächsten Jahren stark ansteigen werden. Gleichzeitig
müssen, aufgrund des demographischen Wandels, künftig immer weniger junge
Erwerbstätige die Rentenansprüche der vorherigen Generation erwirtschaften.
Derzeit kommen auf 60 Rentner rund 100 Beitragszahler. In spätestens zehn Jahren
wird dieser Wert bei 1:1 liegen.
Als logische Folge werden die Rentenansprüche in Zukunft sinken, während die
Kosten weiter steigen. Das Vertrauen in die gesetzliche Rente voraussichtlich
weiter schwinden. "Die Mehrheit der Deutschen glaubt nicht mehr daran, dass die
gesetzliche Rente ausreichen wird, deshalb muss die private Altersvorsorge
gestärkt werden. Die Einführung einer Grundrente ändert nichts an dieser
Notwendigkeit", fasst Competent-Geschäftsführer Sven Thieme die Meinung der
meisten Experten zusammen.
Die politische Förderung der privaten Altersvorsorge gilt unter
Verbraucherschützern und Spezialisten allerdings als weitgehend gescheitert.
Eine Studie des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV) und der CDU-nahen
Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) nennt die Riester-Rente einen Misserfolg und
plädiert stattdessen für einen Standard-Fonds, in den alle Arbeitnehmer
einzahlen müssen. Knapp 20 Jahre nach ihrem Start habe sich die freiwillige
Riester-Rente für die meisten Sparer nicht gelohnt und verhindere Altersarmut
kaum, so das desaströse Urteil der Forscher.
Kapitalanleger investieren in Sachwerte
Während sich die Politik bemüht mit Reformvorschlägen und Gesetzvorlagen die
selbstverursachten Folgen der Niedrigzinspolitik und schlecht gesetzter Anreize
bei der Förderung der privaten Altersvorsorge zu reduzieren, verabschieden sich
immer mehr Anleger von einst beliebten Kapitalanlagen, wie Lebensversicherungen
und Rentensparplänen. Um der Niedrigzinsfalle zu entgehen investieren diese
Menschen in Sachwerte als Altersvorsorge.
Vor allem Gold ist bei Einsteigern in die Welt der Sachwerte äußerst beliebt.
Das Edelmetall gilt nicht nur als "sicherer Hafen in Krisenzeiten", sondern auch
als wertstabil und inflationssicher. Zudem weisen Edelmetalle generell nur eine
niedrige Korrelation zu anderen Asset-Klassen auf. "Gold lässt sich praktisch
jederzeit und überall zu transparenten Preisen in das gewünschte Zahlungsmittel
tauschen", erklärt Sven Thieme, Geschäftsführer der Competent Investment
Management, einen weiteren Vorteil des Edelmetalls.
Unabhängig von der Auswahl der Investments sollten Anleger immer darauf achten
ihr Vermögen auf verschiedene Anlage- und Produktklassen zu streuen, um die
Risiken auf ein Minimum zu beschränken. Competent-Geschäftsführer Sven Thieme
empfiehlt: "Bei der Planung der Altersvorsorge muss stets auf die
Diversifikation des Portfolios geachtet werden. Investoren sollten nie alles auf
eine Karte setzen."
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Datum: 28.02.2020 - 09:38 Uhr
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