Coronavirus in Deutschland: Alles im Griff oder doch nur Propagandasprüche?
Der Vorstand des UTR |Umwelt|Technik|Recht|e.V. Horst Roosen, glaubt den Verlautbarungen, dass unser Gesundheitssystem auf alles vorbereitet sei und durch die Coronavirus Epidemie nicht überfordert sein könnte, aus eigener Erfahrung nicht.
(IINews) - Wie schnell Krankenhäuser an ihre Grenzen stoßen, hat Roosen vor 3 Monaten erlebt. Mit dem Rettungswagen in das Klinikum eingeliefert, um dann 8 Stunden auf einer Transportpritsche in der Notaufnahme zu verbringen. Als nach 8 Stunden eine Ärztin kam, entschuldigte diese sich bei Roosen mit den Worten „ Es tut mir leid, dass Sie so lange warten mussten, aber ich kann mich ja nicht teilen“.
Vor 8 Wochen war ein schon über Jahre eingenommenes ärztlich verordnetes Medikament über mehrere Wochen nicht lieferbar. „Nach solchen Erlebnissen fällt es schwer an die Leistungsfähigkeit unseres Gesundheitssystems in Ausnahmesituationen zu glauben“ sagt Roosen.
Offensichtlich verfügt Deutschland, selbst vor dem Hintergrund, dass unsere Pharmaindustrie aus Kostengründen viele Medikamente in asiatischen Ländern fertigen lässt, noch nicht einmal über Notvorräte an Medikamenten. Da helfen die deutschtypischen Durchhalteparolen man bräuchte sich überhaupt keine Sorgen machen und man habe alles im Griff, wenig überzeugend.
Der Obermanager der Corona-Krise, Gesundheitsminister Jens Spahn, ist offensichtlich mit Vorbereitung und Notfallinterventionsplanung nicht ausgelastet. Wie sonst ist es zu erklären, dass Spahn Zeit findet, sich aktiv bei der Suche nach einem neuen Unionschef zu beteiligen und für Armin Laschet Wahlkampf zu betreiben.
Zitat Laschet: „Wir haben die Corona-Lage unter Kontrolle!“
Zitat Spahn: „ Deutschland steht am Beginn einer Epidemie.“
„Von regelmäßige gründlichem Händewaschen wird sich der Coronavirus kaum beeindruckt zeigen“, vermutet Roosen.
Lesen Sie nachfolgend den Beitrag von Holger Douglas.
Weiter unklare Lage: Coronavirus in Deutschland
Am Beispiel China sieht man, wie schnell ein Gesundheitssystem durch eine Epidemie überfordert werden kann und Krankenhäuser an die Grenzen ihrer Aufnahmekapazität stoßen.
Die ersten Fälle von Coronavirus COVID-19 Infizierten werden aus Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg gemeldet. Zwei Patienten sind in Behandlung, bestätigte das Universitätsklinikum Düsseldorf. In ein Krankenhaus in Erkelenz wurde am Wochenende ein Mann mit einer schweren Lungenentzündung eingeliefert; er sollte nach Düsseldorf transportiert werden. Wie das Gesundheitsministerium NRW mitteilte, war der Mann in einem ernsten Zustand. Er leidet, wie dpa berichtete, unter einer Vorerkrankung und hatte offenbar Kontakt zu einem Bekannten, der sich geschäftlich in China aufhielt. Keine Symptome zeigen dessen Kinder. Laut BILD habe der Patient auch mit einem Bundeswehr-Soldaten in Kontakt gestanden, der im Krankenhaus Koblenz untersucht werde. Der Stützpunkt der Bundeswehr in Köln-Wahn wurde abgeriegelt.
Schulfrei gibt es im Kreis Heinsberg an der deutsch-niederländischen Grenze ab heutigem Mittwoch bis zum kommenden Montag. Auch die Kitas sollen geschlossen bleiben.
Lässt sich das noch am einem Aschermittwoch einigermaßen ordentlich regeln, so wird die Frage in den nächsten Tagen laut: Wie mit dem Coronavirus umgehen?
In Geilenkirchen wurden Schwimmbad und Stadtbücherei geschlossen, ebenso das Rathaus für den Publikumsverkehr. So bleiben die Angestellten einigermaßen geschützt. Doch der so heftig propagierte öffentliche Nahverkehr mit Bus und Bahn erweist sich als Falle. Eng gedrängte Menschenmassen sind ideal für die Verbreitung von Erregern. An Haltegriffen und Griffstangen verbreiten sie sich besonders gut.
In Baden-Württemberg im Landkreis Göppingen erkrankte ein 25-jähriger, der sich zuvor in Italien aufgehalten hatte.
Nicht besonders klug dürfte der Rat der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit an aus den betroffenen Regionen Norditaliens rückkehrende Menschen sein, sicherheitshalber einen Arzt zu kontaktieren. Das dürfte Berliner Praxen vollends kollabieren lassen. Dagegen empfiehlt das Robert-Koch-Institut, dass nur Reisende, die einen persönlichen Kontakt mit einem COVID-19 Infizierten hatten, sich beim Gesundheitsamt melden sollen.
Ebenfalls aus Berlin kommt die Idee von Innensenator Andreas Geisel (SPD) die gesamte Stadt abzuriegeln. Wie in Italien könnten die Stadt oder einzelne Kieze abgesperrt werden. »Wir machen uns darüber Gedanken«, so wird Geisel zitiert. Der Katastrophenschutz sei vorbereitet, will der Senator Berliner Handlungsbereitschaft demonstrieren. Derweil gehen Berliner Apotheken Atemschutzmasken aus, die Lager der Großhändler sind offenbar leer. Die Masken werden normalerweise zum großen Teil in China produziert.
Wie der Berliner Virologe Christian Drosten sagte, würde eine Infektionswelle volle Arztpraxen, belegte Intensivstationen und überlastete Gesundheitsämter bedeuten. Zur Zeit registriere man bereits eine Grippewelle; die Ärzte fürchten ein Zusammentreffen beider Infektionswellen. Drosten: »Wir müssen mit angemessenem Aufwand versuchen, die Ausbreitung zu verlangsamen, um einen intensiven Belastungspuls auf das Gesundheitssystem abzumildern.«
Doch am Beispiel China sieht man, wie schnell ein Gesundheitssystem durch eine Epidemie überfordert werden kann und Krankenhäuser an die Grenzen ihrer Aufnahmekapazität stoßen.
Vermutlich nicht besonders zielführend war die Entscheidung der italienischen Regierung, Direktflüge nach China einzustellen. Der Sonderberater der italienischen Regierung, der WHO-Arzt Walter Ricciardi, erklärte, dass sich deshalb die Reisenden andere Wege gesucht hätten. So habe niemand mehr einen Überblick darüber, wer aus China kam. Möglicherweise Infizierte hätten nicht entdeckt und gegebenenfalls unter Quarantäne gestellt werden können. Die Suche nach dem berühmten »Patienten null« musste erfolglos bleiben. Das lässt kaum mehr einen Schluss auf Ausbreitungswege zu und vor allem nicht darauf, wie viele Personen bereits mit dem Virus infiziert worden sein könnten. So könnten die bislang bekannt gewordenen Zahlen nur die Spitze eines Eisberges sein, wie das der Generalsekretär der WHO bereits in den Raum gestellt hatte.
Mittlerweile über 81.000 bestätigte Erkrankte weltweit meldet die Johns Hopkins Universität auf ihrer Übersichtsseite.
Das Gute: Die Kurve der Erkrankungen in China flacht nach steilem und rasantem Anstieg langsam, aber deutlich ab, während sie in anderen Ländern langsam, aber auf einem wesentlich niedrigeren Niveau ansteigt.
Doch genaue Zahlen über Infizierte und Erkrankte sind schwer aufzustellen. Sie sind wenig später schon wieder überholt. Viel hängt auch davon ab, ob und wie Fälle von Erkrankungen gesucht werden.
Das typische bei Coronaviren ist, dass sie sehr schnell ihre Wirte wechseln und von Tier auf Mensch und Mensch zu Mensch springen können. Die jüngste Variante zeichnet sich dadurch aus, dass sie sehr lange unentdeckt im Organismus schlummern und dann in Form einer Krankheit ausbrechen kann. 14 Tage galten bisher als Inkubationszeit, es gibt aber auch Berichte, nach denen die Inkubationszeit bis zu vier Wochen dauern kann. Das Virus befällt offenbar bevorzugt ältere Männer, in geringerem Umfang Frauen und wenig Kinder.
Allerdings besteht zur Panik angesichts der bisherigen Daten kein Anlass. Coronavirus COVID-19 ist offenbar sehr ansteckend, doch nicht besonders letal. Es befällt offensichtlich nur die oberen Atemwege, kann dadurch leicht ausgehustet und in der Umgebung verteilt werden.
Kein Vergleich mit dem Ausbruch einer anderen berüchtigten Epidemie. Es gab noch keinen Massentourismus und keinen sehr lebhaften Luftverkehr, dennoch brach vor ziemlich genau 100 Jahren die Spanische Grippe aus und tobte fast zwei Jahre rund um den Globus. Die ersten Berichte kamen aus Spanien, daher der Name. Mit geschätzten 25 bis 50 Millionen Todesopfern übertraf sie selbst die Zahl der Toten des Ersten Weltkrieges. Vielleicht waren es auch 70 Millionen, das lässt sich nicht mehr genau feststellen. Auffallend war, dass damals nicht Kleinkinder und ältere Menschen besonders betroffen waren, sondern 20 bis 40-Jährige. Die Krankheit verlief kurz und heftig verbunden mit starkem Fieber, Kopf und Gliederschmerzen. Nach wenigen Tagen erging es vielen Patienten wieder besser. Die Toten erlagen meist Folgeerscheinungen wie Lungenentzündung oder bakteriellen Infektionen.
Allerdings stehen wir heute längst nicht mehr so wehrlos einer Pandemie gegenüber wie unsere Vorfahren vor 100 Jahren. Wissenschaft und Medizin sind beeindruckend weit fortgeschritten, und es stehen Werkzeuge zur Verfügung, von denen man früher nur träumen konnte. So war innerhalb kurzer Zeit das Genom von COVID-19 entschlüsselt und wurde in das Internet gestellt. Weltweit konnten sich Fachleute an die Untersuchung machen. Eine einzigartige fundierte wissenschaftliche Diskussion rund um den Globus entstand.
Neue biotechnologische Entwicklungen verkürzen die Entwicklung eines Impfstoffes sehr deutlich. So werden in den Labors der Biotech-Unternehmen gerade Rekorde gebrochen. Innerhalb von nur sechs Wochen, nachdem die Wissenschaftler die genetischen Informationen über das neue Coronavirus erhalten hatten, konnte das US-Biotech-Unternehmen Moderna einen ersten experimentellen Coronavirus-Impfstoff an Forscher der US-Regierung verschicken. Diese Geschwindigkeit stellt einen Durchbruch dar. Bei der vorangegangenen Virusepidemie SARS benötigten die Forscher noch 20 Monate, um einen Impfstoff reif für Testphasen entwickelt zu haben. Das galt damals bereits als schnell.
Die erste Charge des neuen Coronavirus-Impfstoffs – genannt mRNA-1273 – wurde an das National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) geschickt. Die ersten Tests mit dem potenziellen Impfstoff könnten im April beginnen. Doch der Test- und Zulassungsprozess würde mindestens ein Jahr dauern, sollten diese Tests bestanden werden.
Der Direktor des NIAID, Anthony Fauci, sagte, dass bis Ende April eine klinische Studie laufen soll. Das wäre der »erste Schritt«, um einen Impfstoff für den Einsatz zur Verfügung zu stellen.
Laut Wall Street Journal würden einige Dosen des Impfstoffs an Freiwilligen getestet, ob er tatsächlich eine Immunantwort erzeugt, die vor dem Virus schützen soll. Laut Fauci würden 45 Personen an der Studie teilnehmen. Doch selbst wenn die klinische Studie erfolgreich verlaufen sollten, seien weitere Tests und behördliche Genehmigungen erforderlich, bevor der Impfstoff auf breiter Basis eingesetzt werden könne. Ein Impfstoff stünde erst in mindestens einem Jahr und 18 Monaten bereit. Dann könnte die Epidemie wieder abgeflaut sein.
Ebenso arbeiten die Pharmariesen Johnson & Johnson (JNJ) und GlaxoSmithKline (GLAXF) an Impfstoffen. Die Aktien von Gilead (GILD) sind am Montag um fast fünf Prozent angestiegen. Die Weltgesundheitsorganisation hatte nämlich mitgeteilt, dass eines der Medikamente, Remidesivir, Anzeichen für eine erfolgreiche Reaktion des Coronavirus zeigt.
Bruce Aylward, ein stellvertretender Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), sagte auf einer Pressekonferenz in Peking: »Es gibt derzeit nur ein Medikament, von dem wir glauben, dass es wirklich wirksam sein könnte, und das ist Remedesivir.« Dieses experimentelle Medikament wurde bereits zur Behandlung des Ebola-Virus eingesetzt und später auch erfolgreich bei Tieren, die mit dem COVID-19 ähnlichen Viren MERS und SARS infiziert waren. Jetzt beginnen klinische Versuche mit Remdesivir am Menschen. Die Ergebnisse könnten innerhalb weniger Wochen vorliegen.
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Datum: 27.02.2020 - 13:42 Uhr
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