"ttt - titel, thesen, temperamente" (NDR) am Sonntag, 16. Februar 2020, um 23:05 Uhr
(ots) -
Die geplanten Themen:
Von wegen Neuanfang! - Die NS-Verstrickung der Gründungsväter der
Berlinale und Documenta
Es gehört zum Gründungsmythos der Bundesrepublik, dass es nach den
Jahren des Nationalsozialismus zum kulturellen Neuanfang kam. Auf der
Berlinale wurde das weltoffene Berlin gefeiert, mit der Documenta
wollte die junge Republik an die Moderne anschließen - doch ihre
Gründungsväter waren mehr mit dem NS-Regime verstrickt, als bislang
bekannt. Ganz offensichtlich wollte es niemand so genau wissen.
"ttt" fragt rechtzeitig zum Beginn der 70. Berliner Filmfestspiele:
Warum dauert es mit der Aufarbeitung so lange? Und muss die
Gründungsgeschichte der wichtigsten deutschen Kulturinstitutionen
umgeschrieben werden?
Lebenslang für türkischen Menschenrechtler? Prozess gegen Osman
Kavala
Der Verleger und Kulturmäzen Osman Kavala (62) sitzt seit mehr als
zwei Jahren in Untersuchungshaft in der Türkei. Der Prozess geht am
18. Februar weiter. Der Oberstaatsanwalt in Istanbul fordert
lebenslange Haft. Der Vorwurf: Kavala sei Mastermind hinter den
regierungskritischen Gezi-Protesten und habe Kontakt zu Ausländern.
Mit seiner Stiftung Anadolu Kültür ist Osman Kavala eine der
wichtigsten Persönlichkeiten der Kunst- und Kulturförderung und des
interkulturellen Austauschs in der Türkei - und er unterstützte
zahlreiche Menschenrechtsorganisationen. Der Europäische Gerichtshof
für Menschenrechte hatte am 10. Dezember 2019 die sofortige
Freilassung Kavalas verlangt, weil die Inhaftierung grundlos sei und
nur der Einschüchterung diene. Doch die türkischen Behörden
ignorierten dies, Kavala musste weiter in U-Haft bleiben. Ein breites
Bündnis mit u.a. "Amnesty International", dem "PEN-Zentrum
Deutschland" und "Reporter ohne Grenzen" sowie Mitangeklagten wie
Journalist Can Dündar kritisiert dieses Vorgehen scharf und fordert
auch die Bundesregierung abermals dazu auf, sich für Kavals
Freilassung einzusetzen sowie die Verfolgung und Inhaftierung von
über hundert Journalisten und Kulturschaffenden nicht hinzunehmen.
Frauen sichtbar machen - Caroline Criado-Perez kämpft für
Gleichberechtigung
Die Hälfte der Bevölkerung sind Frauen, aber sie leben in einer Welt
nach männlichen Maßstäben, so Caroline Criado-Perez. Und das ist
nicht nur ungerecht, sondern im schlimmsten Fall tödlich: In ihrem
aktuellen Buch "Unsichtbare Frauen" belegt Criado-Perez, wie
Industrie, Forschung und Wissenschaft sich an Männern orientieren. Ob
Grenzwerte von Chemikalien, Sicherheitskleidung oder Crashtest-Dummys
- der Mann ist das Maß aller Dinge. Besonders gravierend ist es in
der Pharmaindustrie: Medikamente werden in der Regel an Männern
getestet, obwohl Frauen oft anders auf Wirkstoffe reagieren. Sie
haben einen anderen Hormonhaushalt und andere Nebenwirkungen.
Caroline Criado-Perez ist Autorin, Journalistin und Frauenaktivistin.
Ihr Buch ist ein Appell, die Welt gerechter zu machen: "Unsichtbare
Frauen. Wie die für Männer gemachte Welt verzerrte Daten produziert".
Kunst aus dem Baumarkt - Der Künstler Ai Weiwei und sein neuestes
Projekt
Ein Künstler und ein Baumarkt. Der chinesische Künstler Ai Weiwei und
die Baumarkt-Kette Hornbach. Einer, der gerade kürzlich gegen Berlin
und die Deutschen wetterte, und eine deutsche Heimwerker-Kette. Zwei,
die nun zusammenarbeiten. Wie passt das? Trifft da Kunst auf Kommerz?
Auf jeden Fall gibt es jetzt bei Hornbach einen echten Ai Weiwei zum
Selberbauen. Selbstkostenpreis: 150 EUR. Dafür erhält man Wandhaken
und knallorangene Sicherheitswesten. Das soll dann Kunst sein? Ja,
wenn man die Reißverschlüsse der Westen so miteinander verbindet, wie
sich der Künstler das ausgedacht hat. Ein so genanntes Readymade,
also Kunst aus Alltagsobjekten. Aber in Zusammenarbeit mit einer
Baumarkt-Kette? "ttt" hat Ai Weiwei getroffen und mit ihm über die
Kunst und die Sicherheitswesten gesprochen.
Phantastische Klangwelten - Die Komponistin Unsuk Chin
Diese Grenze zwischen Pop-Musik oder Ernster Musik oder
westlich-östlich gibt''s für mich nicht. Für mich sind Musik Klänge",
sagt die Komponistin Unsuk Chin, die sich souverän zwischen
verschiedenen Schulen und Traditionen bewegt. Sie lässt sich von
europäischen Komponisten wie Bartók oder Debussy beeinflussen.
Moderation: Max Moor
Redaktion: Edith Beßling, Christine Gerberding, Niels Grevsen,
Melanie Thun (NDR)
Im Internet unter www.DasErste.de/ttt
Pressekontakt:
Agnes Toellner, Presse und Information Das Erste
Tel: 089/5900 23876, E-Mail: agnes.toellner(at)DasErste.de
Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/6694/4520321
OTS: ARD Das Erste
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Datum: 14.02.2020 - 10:49 Uhr
Sprache: Deutsch
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