Synodalversammlung des Synodalen Weges mit Gottesdienst in Frankfurt eröffnet
(ots) - Mit einem feierlichen Gottesdienst ist die erste Synodalversammlung
des Synodalen Weges der Kirche in Deutschland heute (30. Januar 2020) im
Frankfurter St. Bartholomäus-Dom eröffnet worden. 230 Synodale und rund 20
Beobachter aus dem benachbarten Ausland und der Ökumene zogen gemeinsam in den
Dom ein. Viele Gläubige aus Frankfurt am Main nahmen an dem Gottesdienst teil.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, rief in
seiner Predigt dazu auf, den Synodalen Weg als geistlichen Weg der Umkehr zu
verstehen. "Ich empfinde den Synodalen Weg als eine Einladung an uns, einen
Perspektivwechsel vorzunehmen und zu lernen. Es gibt keinen geistlichen Weg der
Umkehr ohne Einsicht, ohne die Erkenntnis eigener Irrtümer, Katastrophen, Krisen
oder Wunden, die einem zugefügt wurden. Es gibt keinen Aufbruch, keinen
Neuanfang, keine Neuevangelisierung ohne eine solche Umkehr", so Kardinal Marx.
Er fügte hinzu: "Wir vertrauen auf das Erbarmen und die Treue Gottes." Diese
Auffassung sollte auch am Anfang des Synodalen Weges stehen, eines jeden
Lebensweges: "Wenn wir einen neuen Weg gehen, brauchen wir Mut! Und diesen Mut
spricht Gott uns zu! Gott ist größer als alles andere - in seiner
Barmherzigkeit, in seiner Liebe. Das gibt uns den Schwung und die Kraft, in
schwierigen Situationen und Herausforderungen an die Treue Gottes zu glauben,
Mut zu fassen und neue Wege zu gehen."
Ausdrücklich ging Kardinal Marx auf den Missbrauchsskandal ein, der die ganze
Kirche zutiefst erschüttert habe. Niemand hätte gedacht, dass es solche Abgründe
in der Kirche geben könne. "Dieser Skandal muss uns in Gang bringen, aus den
Erkenntnissen der Vergangenheit, auch durch die wissenschaftliche Aufarbeitung
des Themas, zu lernen, nach vorne zu schauen. Wir müssen zur Erkenntnis der
Sünde und der Fehler der Vergangenheit stehen. Ohne ein Hinschauen werden wir
den geistlichen Weg der Zukunft nicht gehen können", so Kardinal Marx. Dazu
gehöre auch eine kritische Betrachtung der Macht, die "Dienst sein soll. Es wäre
ein starkes öffentliches Signal, ein Perspektivwechsel, wenn wir darstellen
könnten, was Macht und Dienst bedeuten, nämlich nicht über andere zu herrschen,
sondern das Miteinander in der Kirche zu zeigen." Es liege an uns, so Kardinal
Marx: "Wir haben in der Vergangenheit das Licht vielleicht unter den Scheffel
gestellt. Fragen wir uns in dieser Stunde: Wie können wir es wieder nach oben
setzen, damit es allen leuchtet? Der Synodale Weg soll helfen, dass das Licht
des Evangeliums jedem leuchtet, sichtbar wird und Richtung gibt. Er ist ein Weg
des Aufbruchs, der Ermutigung, aber nie ohne innere Umkehr."
Nach der Eucharistiefeier rief der Präsident des Zentralkomitees der deutschen
Katholiken (ZdK), Prof. Dr. Thomas Sternberg, die Synodalen dazu auf, eine
Gesprächskultur in geschwisterlichem Geist zu verwirklichen. "Dazu braucht man
Spielregeln im Dialog, der, wie Papst Franziskus betont, ''freimütig'' geführt
werden soll. Wir wollen diskutieren, uns austauschen, debattieren. Dabei sollten
wir einander nicht die Frömmigkeit absprechen", so Sternberg. Er appellierte zu
Respekt für die je andere Meinung und die Überwindung von Vorurteilen. "Wir
vermischen nicht die Wahrheit des Glaubens mit Fragen nach der Sozialgestalt der
Kirche. Wir wollen das Gottesvolk in seiner Pluralität wahrnehmen und zu Wort
kommen lassen", so der ZdK-Präsident bei der Eröffnungsveranstaltung im
Frankfurter Dom.
Prof. Sternberg erinnerte daran, dass die Aufdeckung von sexuellem Missbrauch
durch Geistliche und deren Vertuschung in Deutschland vor genau zehn Jahren zu
Erschütterungen geführt hat, die den Synodalen Weg erst ermöglichten. "Dieser
Skandal war Auslöser von Unruhe, Unzufriedenheit und Verärgerung, die bis in
unsere Kerngemeinden hinein reichen", hob Sternberg hervor. "Treue Glieder der
Kirche sind aufgebracht, erwägen, der Kirche den Rücken zu kehren. Es war wohl
der Tropfen, der ein Fass zum Überlaufen brachte." Gleichzeitig verwies er auf
den Ärger und die Enttäuschung darüber, dass seit dem Ende der Siebzigerjahre
maßgebliche Reformen liegen geblieben sind. Als Beispiel verwies er auf das
Thema der Partizipation von Frauen: "Die inzwischen selbstverständliche Teilhabe
der Frauen in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik muss in der Kirche zu
wirklichen Reformen führen, deren Erörterung nicht ignoriert und schon gar nicht
verboten werden kann."
"Die Erwartungen an den Synodalen Weg, den wir nun eingeschlagen haben, sind
trotz der ebenso verbreiteten Skepsis sehr hoch! Werden wir ihnen gerecht!
Beweisen wir die Kraft zum gemeinsamen Handeln!", rief Sternberg den Synodalen
zu. "Diese Versammlung vereint ganz unterschiedliche Menschen: Kleriker im
Bischofs-, Priester- oder Diakonenrang, Ordensleute, Dienste der Kirche und die
vielen aus Vereinen und Verbänden, Diözesanräten oder Wissenschaft; Junge und
Alte, Haupt- und Ehrenamtliche, Frauen und Männer, wir alle vertreten die Kirche
in Deutschland. Wir wollen einen gemeinsamen Prozess durchführen, der nicht von
Standes- oder Fraktionsdenken bestimmt wird. Alle, die hier versammelt sind,
verbindet die Sorge um unseren Glauben, um unsere Kirche." Letztendlich gehe es
uns nicht um die Kirche, unterstrich Sternberg: "Sie hat dienende Funktion. Es
geht um den Glauben und seine Weitergabe. Dafür müssen wir aber unser eigenes
Haus renovieren."
Der Synodale Weg, der von der Deutschen Bischofskonferenz und dem ZdK getragen
wird, begann bereits am ersten Advent des vergangenen Jahres. Die erste
Synodalversammlung dauert bis Samstag und findet im Dominikanerkloster in
Frankfurt statt.
Hinweise:
Weitere Informationen zum Synodalen Weg finden Sie unter www.synodalerweg.de.
Die Einführung von Prof. Dr. Thomas Sternberg ist unter www.synodalerweg.de
verfügbar.
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Datum: 30.01.2020 - 18:49 Uhr
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