Lieblingsfeind Sarrazin / Joachim Fahrunüber den Parteiausschluss
(ots) - Es war ziemlich ruhig geworden um Thilo Sarrazin. Nach seinem
Bestseller "Deutschland schafft sich ab" von 2010 hat der frühere Berliner
Finanzsenator zwar noch einige Bücher verfasst. Aber keines kam auch nur
annähernd an den Erfolg seines Erstlings heran. Das mag auch daran liegen, dass
sein letztes Werk "Feindliche Übernahme" nur wie eine Wiederaufnahme seines
Herzensthemas erscheint, wonach der Islam eine Gefahr und Einwanderung von
Muslimen schlecht für Deutschland sei. Wer diese Ansicht und den Sarrazinschen
Furor gegen Veränderungen teilt, hat inzwischen mit der AfD ein flächendeckendes
politisches Angebot zur Verfügung. Insofern ist es nachvollziehbar, dass die SPD
immer noch versucht, den einstigen Bundesbank-Vorstand auszuschließen.
Gleichwohl tut sich die SPD mit ihrem wenig aussichtsreichen Kampf gegen
Sarrazin keinen Gefallen. Die Aussichten, mit dem Parteiausschluss
durchzukommen, sind trotz des Votums des Berliner Parteigerichts mäßig. Denn es
handelt sich immerhin schon um den dritten Versuch, den ehemaligen Spar-Senator
rauszuwerfen. Die früheren Verfahren scheiterten auch deshalb, weil Sarrazin
eben doch in der Partei viele Fürsprecher hatte und womöglich immer noch hat.
Sarrazins Anwalt ist ein in der SPD durchaus angesehener früherer Berliner
Abgeordneter.
Mit Sarrazin ist es wie mit der AfD: Beide sonnen sich in der Rolle der
Außenseiter, die angeblich die Wahrheit sagen, aber vom bösen, linken
Establishment bedrängt werden. Für beide wäre es die größere Strafe, sie
gepflegt zu ignorieren und sich nur bei Bedarf von verbalen Ausfällen klar
abzugrenzen. Der ohnehin zerrissenen SPD hilft es jedenfalls nicht, sich mit
schwammigen Begriffen wie "kultureller Rassismus" wieder mal am Lieblingsfeind
Thilo Sarrazin abzuarbeiten.
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Datum: 23.01.2020 - 21:57 Uhr
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