Putenwirtschaft "erschüttert" über Vorgehen Hessens: "Antrag bringt kein Plus an Tierwohl und setzt Zukunft der deutschen Putenhaltung aufs Spiel"
(ots) - Erschüttert zeigt sich die deutsche Putenwirtschaft über das
aktuelle Ansinnen Hessens, durch einen Kunstgriff im Bundesrat rechtsstaatliche
Prinzipien auszuhebeln. Hessens Landwirtschaftsministerin Priska Hinz will ihr
Ja zu einer seit langem überfälligen Regelung zur Schweinehaltung von der
Zustimmung der Länderkammer zu einer nationalen Putenhaltungsverordnung abhängig
machen - und diese damit quasi durch die Hintertür und ohne jede Beteiligung der
betroffenen Putenwirtschaft im Schnellverfahren durchdrücken. "Diese Kopplung
zweier völlig sachfremder Themen entbehrt jeglicher Logik und führt unseren
Rechtsstaat ad absurdum. Ich bin zutiefst erschüttert von diesem
Politikverständnis - hier werden Landwirte gegen Landwirte ausgespielt, und die
Putenhalter landen dabei auf dem Opfertisch", fasst Thomas Storck, Vorsitzender
der Verbandes Deutscher Putenerzeuger e. V. (VDP) und Vizepräsident des
Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V. (ZDG), die tiefgehende
Verärgerung der deutschen Putenhalter zusammen. Der VDP fordert Ministerin Hinz
auf, ihren Antrag an den Bundesrat umgehend zurückzuziehen. "Wir verschließen
uns einer Diskussion über gesetzliche Regelungen nicht - wenngleich wir bei
unserer Position bleiben, dass es hier eine EU-weit geltende Regelung braucht,
keinen nationalen Alleingang", betont der VDP-Vorsitzende Storck. "Aber für eine
breite gesellschaftliche Akzeptanz brauchen wir eine vernünftige Diskussion
unter Beteiligung aller relevanten Gruppen aus Tierschutz, Landwirtschaft und
Handel - nicht eine Klientelpolitik durch die Hintertür."
Ministerin Hinz untergräbt Ziele der Initiative Tierwohl - und nimmt Haltern
Geld weg
Inhaltlich sieht Storck durch den Antrag Hessens die Existenz der bäuerlichen
Familienbetriebe der deutschen Putenwirtschaft massiv bedroht. Mit ihrem Vorstoß
untergräbt Ministerin Hinz die Ziele der Initiative Tierwohl Geflügel (ITW), die
es in den vergangenen fünf Jahren erfolgreich geschafft hat, signifikante
Verbesserungen beim Tierwohl in der Breite umzusetzen und durch das Engagement
des Lebensmitteleinzelhandels die Tierhalter für ihre Mehraufwendungen für das
Plus an Tierwohl zu entlohnen. De facto sind heute die ITW-Kriterien
Branchenstandard, auch die Besatzdichten von 53 kg/m² für Putenhähne und 48
kg/m² für Putenhennen. Unverständlich am hessischen Vorstoß: Ministerin Hinz
orientiert sich bei den Besatzdichten mit je einem Kilo weniger offenbar eng an
den ITW-Vorgaben - und hebelt damit das erfolgreiche Programm in seiner Wirkung
aus. "Ein Plus an Tierwohl bringt das definitiv nicht, dafür aber ein sattes
Minus für unsere Putenhalter - denn für unsere zusätzlichen
Tierwohl-Aufwendungen sehen wir dann keinen Cent mehr", hinterfragt Thomas
Storck den Sinn einer solchen Verordnung. "Eine wirtschaftliche Putenhaltung ist
so nicht mehr möglich. Es steht die Zukunft einer ganzen Branche auf dem Spiel."
Ziel der deutschen Putenwirtschaft bleibt europäische Putenhaltungsrichtlininie
So lobenswert das Interesse der Ministerin für Tierwohl und Putenhaltung auch
sei - sehr viel sinnvoller könne sie ihr Engagement auf europäischer Ebene
beweisen, um sich dort im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im zweiten
Halbjahr 2020 für eine europäische Putenhaltungsrichtlinie stark zu machen, sagt
VDP-Vorsitzender Storck: "Damit kann Ministerin Hinz ein echtes Plus an Tierwohl
schaffen. Und dafür sorgen, dass die deutschen Putenhalter wettbewerbsfähig
bleiben."
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Christiane von Alemann
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Datum: 15.01.2020 - 18:54 Uhr
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