Was wir aus der Gehirnforschung für einen Neustart lernen können
(ots) - Was wir aus der Gehirnforschung für einen Neustart lernen können
Zum Jahresstart nehmen sich viele Menschen vor, einen Neustart zu wagen oder
haben gute Vorsätze. Häufig scheitert es jedoch an der Umsetzung. Dr. Marie
Hoffacker, Gehirnforscherin und externe Lehrbeauftragte für Biologische
Psychologie im Studiengang Psychologie (B.Sc.) an der Hochschule Fresenius in
Berlin , erklärt im Interview, welche Rolle das Gehirn spielt, wenn wir etwas
Neues beginnen wollen und wie uns das Wissen um die Prozesse im Gehirn
weiterhilft.
Für das neue Jahr nehmen wir uns häufig viel vor. Ratgeber mit Tipps, wie man
gute Vorsätze auch tatsächlich umsetzt oder etwas Neues startet, gibt es viele.
Dr. Marie Hoffacker empfiehlt, sich zunächst mit der biologischen Basis des
Gehirns zu beschäftigen. "Die meisten Neustarts scheitern, weil die Menschen
gegen und nicht mit ihrem Gehirn arbeiten", erklärt die Gehirnforscherin. "Für
einen erfolgreichen Neustart ist es wichtig zu wissen, wie Lernprozesse im
Gehirn ablaufen. Mit diesem Wissen fällt es uns leichter, Vorhaben tatsächlich
umzusetzen."
Denn das Gehirn arbeitet wie ein Computer. Viele Programme und Webbrowser sind
meist parallel offen. Wenn es zu viele sind, arbeitet es genauso wie der
Computer langsamer und nicht mehr zielgerichtet. Möchten wir ein neues Programm
installieren, müssen wir erst einmal genügend Platz auf der Festplatte schaffen.
Der erste Schritt ist also, sich zu fragen: "Was will ich nicht mehr tun? Was
kann ich weglassen, um Platz zu schaffen?" Das heißt - um beim Bild des
Computers zu bleiben - ich muss meinen Computer aufräumen, Programme schließen
oder löschen. Das sollte ich mir vorab genau überlegen und aufschreiben. Denn
wie das Sprichwort "wer schreibt, der bleibt" schon sagt, festigt sich ein
Vorhaben durch das Schreiben mit der Hand. Dies setzt die ersten wichtigen
Motivationsmarker in unserem Gehirn und schafft Klarheit - auf dem Papier und im
Nervensystem.
Im nächsten Schritt sollten wir uns darüber klarwerden, was wir wollen. Daher
sollen wir uns ein starkes Motivationsbild suchen und dies mit all unseren
Sinnen erfassen. Was sehe ich, wenn ich zum Beispiel in einem neuen Job bin? Was
tue ich konkret? Wie fühlt es sich an? Rieche oder schmecke ich dabei etwas?
Auch auf positive Emotionen reagiert das Gehirn. Daher ist es förderlich, sich
ein unterstützendes Umfeld zu suchen.
Ein weiterer wichtiger Faktor bei Neuanfängen ist die Zeit. Bis sich Neues im
Gehirn etablieren kann, dauert es 30 bis 40 Tage. Nach dieser Zeit stellt sich
ein Lerneffekt im Gehirn ein, der sich auch auf den Körper erstreckt. "Das
Gehirn benötigt fortlaufende Wiederholungen, damit die Nervenbahnen entsprechend
ausgebaut werden können", sagt Hoffacker. "Hier empfehle ich, einen Aktionsplan
zu erstellen - mit mindestens einer Handlung pro Tag, die mich meinem Ziel
näherbringt. Einmal in der Woche sollten wir diesen Plan anpassen und uns neu
motivieren. Häufig merken wir, dass wir zu Beginn einer neuen Tätigkeit schnell
Fortschritte machen. Dann stagniert es plötzlich. Das ist typisch für
Lernprozesse. Währenddessen laufen die Prozesse im Gehirn jedoch weiter: Es
entstehen neue Synapsen oder sie werden ausgebaut. Das dauert und erfordert
Durchhaltevermögen während der Umbauphase. Nach dem Plateau folgt der
exponentielle Sprung ins Ziel. Auch hier ist es wie beim Computer: "Bitte warten
Sie, bis das Programm installiert ist und unterbrechen Sie den Prozess nicht."
Das ausführliche Interview gibt es in unserem Wissenschaftsblog adhibeo:
http://ots.de/eBYOwY
Über die Hochschule Fresenius
Die Hochschule Fresenius mit ihren Standorten in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt
am Main, Hamburg, Idstein, Köln, München und Wiesbaden sowie dem Studienzentrum
in New York gehört mit über 13.000 Studierenden zu den größten und
renommiertesten privaten Hochschulen in Deutschland. Sie blickt auf eine mehr
als 170-jährige Tradition zurück. 1848 gründete Carl Remigius Fresenius in
Wiesbaden das "Chemische Laboratorium Fresenius", das sich von Beginn an sowohl
der Laborpraxis als auch der Ausbildung widmete. Seit 1971 ist die Hochschule
staatlich anerkannt. Sie verfügt über ein sehr breites, vielfältiges
Fächerangebot und bietet in den Fachbereichen Chemie & Biologie, Design,
Gesundheit & Soziales, onlineplus sowie Wirtschaft & Medien Bachelor- und
Masterprogramme in Vollzeit sowie berufsbegleitende und ausbildungsbegleitende
(duale) Studiengänge an. Die Hochschule Fresenius ist vom Wissenschaftsrat
institutionell akkreditiert. Bei der Erstakkreditierung 2010 wurden insbesondere
ihr "breites und innovatives Angebot an Bachelor- und Master-Studiengängen",
"ihre Internationalität" sowie ihr "überzeugend gestalteter Praxisbezug" vom
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Datum: 20.12.2019 - 11:55 Uhr
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