Razzia in Hamburg: Millionen-Betrug mit Krebsmedikamenten
(ots) - Seit Dienstag, 17. Dezember, um 9 Uhr durchsuchen 420 Polizisten
und sechs Staatsanwälte die Hamburger Firma ZytoService sowie 47 Objekte im
Umfeld des Unternehmens. Dazu gehören Privathäuser, Arztpraxen, Apotheken, ein
Krankenhaus und mehrere Firmensitze in Hamburg. ZytoService ist der Marktführer
bei der Herstellung von Infusionen für Krebstherapien. Bei der größten Razzia,
die in Hamburg je von der Wirtschaftsstaatsanwaltschaft angeordnet wurde, geht
es um Bestechung und Betrug.
Nach Recherchen des ARD-Magazins "Panorama" (NDR) und ZEIT Online soll die Firma
Ärzte bestochen und durch ein offenbar illegales Geschäftsmodell an lukrative
Rezepte von Onkologen gelangt sein. Seit Januar 2017 sollen einzelne Ärztinnen
und Ärzte neben so genannten "Kickback"-Zahlungen in Höhe von mehr als 500.000
Euro auch "rückzahlungsfreie Darlehen, Nutzung luxuriöser Fahrzeuge oder
anderweitige geldwerte Zuwendungen" wie Praxiseinrichtungen erhalten haben. Im
Gegenzug erhielt ZytoService über eine konzernnahe Apotheke von den Ärzten
offenbar die lukrativen Rezepte für die Infusionen und rechnete sie wohl zu
Unrecht bei den Kassen ab. Allein der Techniker Krankenkasse soll seit Januar
2017 nach Informationen von "Panorama" ein Betrugsschaden von 8,6 Millionen Euro
entstanden sein.
Die Hamburger Staatsanwaltschaft wirft nach Informationen von "Panorama" und
ZEIT Online den Hauptbeschuldigten "Bestechlichkeit und Bestechung im
Gesundheitswesen und Betrug" vor. Manager von ZytoService, darunter die drei
Gründer, sollen "jeweils gewerbsmäßig und als Mitglied einer Bande" gehandelt
haben.
Bei Krebserkrankungen entscheiden die Ärztinnen und Ärzte, an welche
Spezialapotheken die Rezepte ihrer Patienten für die Infusionen mit
Krebsarzneien gehen. Eine Krebstherapie kostet bis zu 100.000 Euro. Die Rezepte
sind deshalb für Apotheken und Herstellbetriebe wie ZytoService höchst lukrativ
und heißen in der Branche "Pharmagold".
Die nächste Ausgabe von "Panorama" läuft am kommenden Donnerstag, 19. Dezember,
um 21.45 Uhr im Ersten.
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Datum: 17.12.2019 - 09:33 Uhr
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