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VDI-Studie: Bevölkerung unterschätzt Potenziale des automatisierten Fahrens

ID: 1779033


(ots) - Die Ergebnisse der aktuellen VDI-Studie "Automatisiertes
Fahren in der Smart City" zeigen, dass automatisiertes Fahren erhebliche
Verbesserungen in den Bereichen Klimaschutz, Verkehrssicherheit und in Form von
adäquaten Mobilitätskonzepten nach sich zieht. Die Bevölkerung steht dem jedoch
sehr skeptisch gegenüber. "Eine breite gesellschaftliche Akzeptanz ist
allerdings die Grundvoraussetzung für den künftigen Einsatz automatisierter
Fahrzeuge", sagte VDI-Präsident Dr.-Ing. Volker Kefer bei der heutigen
Vorstellung der Studie in Berlin. "Wenn die gesellschaftliche Aufklärung und
Information über tatsächliche Chancen und Risiken fehlt, wird das automatisierte
Fahren scheitern."

CO2-Potenziale autonomer Fahrzeuge von vielen verkannt

Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass die Bevölkerung die Klimapotenziale
des automatisierten Fahrens häufig unterschätzt. Lediglich 42 Prozent der 1.000
befragten Bundesbürger gehen davon aus, dass der CO2-Ausstoß durch
selbstfahrende Fahrzeuge verringert werden kann. Auch das Potenzial von
selbstfahrenden Fahrzeugen in Hinblick auf Geldersparnis - zum Beispiel durch
einen geringeren Kraftstoffverbrauch - wird von der Mehrheit der Befragten (61
Prozent) als gering oder sogar sehr gering eingeschätzt.

Die fachliche Sicht auf die Bewertung der klimaschonenden Effekte ist hingegen
deutlich positiver. Je nach Fahrweise der Fahrerinnen oder Fahrer sollten sich
Kraftstoffeinsparungen von 15 Prozent und mehr realisieren lassen. Grund hierfür
sind vor allem Möglichkeiten der intelligenten Routenführung und eine dynamische
Anpassung der Geschwindigkeit, mit denen das Fahrverhalten in bestimmten
Verkehrssituationen gezielt optimiert werden kann - zum Beispiel beim Anfahren
im Stop-and-Go-Verkehr, wo der Kraftstoffverbrauch besonders hoch ist.

Angst vor Hacker-Angriffen überwiegt möglichen Sicherheitsgewinn





Zweiter zentraler Punkt der Studie zielt auf die Verkehrssicherheit ab. Auf
fachlicher Ebene wird eine deutliche Steigerung der Verkehrssicherheit
prognostiziert, während knapp die Hälfte der befragten Bevölkerung an einem
Sicherheitsgewinn eher zweifelt. Verschiedene Studien sagen, dass 91 Prozent
aller Unfälle in Deutschland hauptsächlich auf menschliches Fehlverhalten
zurückzuführen sind. Durch den vermehrten Einsatz beispielsweise von
Antiblockiersystemen, elektronischen Stabilitätsprogrammen oder dem
Abstandsregeltempomat ist bereits eine deutliche Minderung der Unfallzahlen
sichtbar.

Die Bürgerumfrage zeigt jedoch, dass der von fachlichen Expertinnen und Experten
erwartete Sicherheitsgewinn der Bevölkerung kaum bewusst ist: Lediglich 51
Prozent der Befragten sind davon überzeugt, dass die Sicherheit im
Straßenverkehr durch automatisierte Fahrzeuge erhöht werden könnte. Nur die 18-
bis 29-Jährigen gehen mit immerhin 73 Prozent von weniger Unfällen aus, wenn
selbstfahrende Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sind. Ein Grund für diese
negative Einschätzung der Bevölkerung könnte u. a. in einer großen Angst vor
Hacker-Angriffen liegen. So stimmten acht von zehn Befragten der Aussage zu,
dass selbstfahrende Fahrzeuge Ziel von Hacker-Angriffen sein könnten.

Zwei Drittel der Bevölkerung gegen fahrerlosen ÖPNV

Dritte zentrale Erkenntnis der Studie ist, dass nur jede vierte befragte Person
es begrüßen würde, wenn der ÖPNV in Zukunft komplett ohne Fahrerinnen und Fahrer
betrieben würde. Die Mehrheit der Befragten - 68 Prozent - spricht sich gegen
einen fahrerlosen Nahverkehr aus. Besonders skeptisch zeigen sich die älteren
Befragten mit einem Alter ab 60 Jahren. "Fahrerlose Fahrzeuge benötigen nach wie
vor Ausnahmegenehmigungen und werden in der Regel nur mit einer Begleitperson
bzw. Sicherheitsfahrer betrieben", kommentiert Prof. Dr.-Ing. Lutz Eckstein,
Vorsitzender der VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik. "Dieser wird
mittelfristig in einer Leitwarte sitzen und wie ein Fluglotse für mehrere
Fahrzeuge zuständig sein."

Ein starker ÖPNV ist ein zentrales Instrument, wenn es darum geht, die
Kapazitäten der Verkehrssysteme mit Hilfe von selbstfahrenden Fahrzeugen zu
erhöhen. Umso wichtiger sind daher Anreize, mit denen die Attraktivität des
öffentlichen Nahverkehrs gesteigert werden kann. Ein erster Schritt könnte dabei
eine erhebliche Preissenkung von Bus- und Bahnfahrten sein.

Bürgerbeteiligung für mehr Akzeptanz

Die Ergebnisse der Bürgerumfrage zeigen aus Sicht des VDI vor allem eines: "Wir
brauchen Öffentlichkeitsarbeit, Bürgerdialoge und Beteiligungsmöglichkeiten, bei
denen Bürgerinnen und Bürger aktiv bei der Ausgestaltung der Mobilität in der
Smart City eingebunden werden", so Kefer. "Nur so werden sie die neuen
Technologien mittragen und leben. Und nur so können wir sicherstellen, dass die
Potenziale des technischen Fortschritts auch allen zugute kommen."

Ergänzend meint Lutz Eckstein: "Akzeptanz entsteht mit dem erlebbaren Nutzen.
Ein Living Lab könnte es beispielsweise ermöglichen, ein Mobilitätskonzept im
Alltag zu ''erfahren'' und zu dessen weiterer Optimierung beizutragen. Deshalb ist
es erstrebenswert, an zahlreichen Orten in Deutschland derartige Living Labs zu
schaffen und diese wissenschaftlich zu begleiten. Dabei sollte sowohl die
objektive Wirkung auf Verkehrssicherheit und Effizienz, als auch die Akzeptanz
seitens der Nutzer, aber auch der übrigen Verkehrsteilnehmer bewertet werden."

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Datum: 12.12.2019 - 12:45 Uhr
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