Politische Spannungen belasten Bevölkerung und Wirtschaft / Präsidentschaftswahlen in Algerien
(ots) - In Algerien finden am 12. Dezember Präsidentschaftswahlen statt.
Die andauernde Protestbewegung in der Bevölkerung, die im April 2019 zum
Rücktritt des langjährigen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika geführt hatte, lehnt
die angesetzten Präsidentschaftswahlen ab. Keiner der fünf zugelassenen
Präsidentschaftskandidaten entstammt der Protestbewegung. Das ist auch ein
Grund, weshalb diese die Wahlen grundsätzlich ablehnt.
"Aktuell leiden die Unternehmen unter der unsicheren politischen Lage und den
Sparzwängen des Staates. Die Nachrichten von Insolvenzen und Entlassungen nehmen
zu, insbesondere aus der Baubranche, die stark von staatlichen Aufträgen
abhängt", sagt Friedrich Henle, Nordafrika-Experte bei Germany Trade & Invest
(GTAI). Die offizielle Arbeitslosigkeit betrug 2018 11,7 Prozent, der IWF sagt
einen Anstieg auf 13,3 Prozent für 2020 voraus. In den letzten Jahren stiegen
die Gehälter zudem langsamer als das allgemeine Preisniveau.
Gesunkene Weltmarktpreise für Rohöl und eine rückläufige Fördermenge in den
letzten Jahren stellen eine zusätzliche Belastung dar. Die dominierende Öl- und
Gasbranche sorgt für mehr als 90 Prozent der Exporteinnahmen und deckt 60
Prozent des Staatshaushalts ab. Sinkende Einnahmen wirken sich entsprechend
unmittelbar auf die Wirtschaft des Landes aus.
Algerien versucht seit etlichen Jahren, die Wirtschaft unabhängiger von Öl und
Gas zu machen, hat bisher aber keine großen Fortschritte erzielt. "Der
Reformdruck ist aktuell so hoch, dass die Regierung in den Finanzgesetzen für
2020 einen Passus aufgenommen hat, mit dem der Joint Venture-Zwang für
ausländische Unternehmen in nicht-strategischen Feldern aufgehoben wird. Noch
steht die Veröffentlichung der Durchführungsgesetze jedoch aus, die diese Felder
definieren", so Henle.
Der regionale Vergleich zeigt, dass die Investitionen ausländischer Unternehmen
in Algerien noch ausbaufähig sind. Lag der Bestand an Direktinvestitionen in
Algerien Ende 2018 laut UNCTAD bei 30,6 Milliarden US-Dollar, so verzeichnete
das kleinere Tunesien einen Bestand von 26,8 Milliarden US-Dollar und Marokko
einen Bestand von 64,2 Milliarden US-Dollar.
Laut Henle bleibt abzuwarten, welche Wirkung die angekündigten Maßnahmen zur
Förderung der ausländischen Direktinvestitionen entfalten. Viel hänge davon ab,
in welche Richtung sich das Land nach den Wahlen am 12. Dezember 2019 entwickeln
wird.
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Datum: 09.12.2019 - 08:00 Uhr
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