Bildung in einer digitalen Gesellschaft als zentrale Aufgabe von Ganztagsschulen / Experteninput beim Bundeskongress des Ganztagsschulverbands in Rust und Ettenheim
(ots) - Drei Digitalexperten bildeten den inhaltlichen Rahmen
für den Ganztagsschulkongress 2019, der sich mit dem Thema "Herausforderung
Digitalisierung" befasste.
Professor Thomas Breyer-Mayländer von der Hochschule Offenburg zeigte zum
Einstieg die zentralen Handlungsfelder auf, die im Zuge der digitalen
Transformation von den Schulen in Angriff genommen werden sollten. Die
Mediendidaktik stehe mit ihrer technischen Infrastruktur durch den Digitalpakt
häufig im Mittelpunkt der Diskussion. Sie stelle jedoch neben der
Medienkompetenz sowie der IT-Kompetenz mit einem grundsätzlichen Verständnis von
Algorithmen nur einen Bereich der schulischen Entwicklungsfelder dar (vgl. Abb.
unter: http://leadership-science-education.de/). Da der Digitalpakt sich in
erster Linie als Investitionsprogramm für Hardware und Infrastruktur verstehe,
sei aus Sicht der Ganztagsschulen auf finanzielle und organisatorische
Nachhaltigkeit, wie den technischen Support der Schulen durch Dienstleister und
die Möglichkeit für Ersatzinvestitionen zu achten, die nicht zu Lasten des
Ganztagsbudgets der Schulen gehen. Durch die Möglichkeiten zur Rhythmisierung
und das erweiterte Zeitbudget an Ganztagsschulen seien die zahlreichen Projekte
im Bereich der drei Handlungsfelder gerade an diesem Schultypus besonders
wichtig. Statt reine Verbotszonen zu schaffen gehe es darum, die Schülerinnen
und Schüler beim eigenverantwortlichen und selbstbestimmten Umgang mit digitalen
Medien zu stärken. Schließlich gehe es darum, Kinder und Jugendliche auf eine
gesellschaftliche und berufliche Zukunft vorzubereiten, die heute niemand genau
beschreiben und vorhersagen könne.
Professor Stefan Aufenanger von der Universität Mainz zeigte in seinem Vortrag
über das Lehren und Lernen mit digitalen Medien auf, wie eine erfolgreiche
Pädagogik mit digitalen Medien aussieht und welche Erfolgsfaktoren zu
berücksichtigen sind, um Bildungsprozesse in digitalen Umgebungen zu
unterstützen. So seien beispielsweise Experimentierräume relevant, die es den
Lehrenden gestatten unterschiedliche Ansätze zu testen. Denn auch bei den
nicht-digitalen Lehrmedien, wie Schulbüchern oder (naturwissenschaftlichen)
Experimenten sei keinesfalls bei jedem Einsatz ein Lehr- und Lernerfolg
garantiert.
Zum Abschluss des dreitägigen Kongresses stellte Axel Krommer von der
Universität Erlangen/Nürnberg dar, wie unterschiedliche Leitmedien von der
Stimme über die Handschrift bis zum Buch die Bedingungen für Wissenserwerb und
Wissensvermittlung verwandeln. Dies war der Ausgangspunkt für seine Beschreibung
des Paradigmenwechsels für die erfolgreiche Arbeit in der Institution Schule. Es
bestehe die Chance, das Lernen selbst zu verändern und zeitgemäßes, offenes,
kollaboratives Lernen und Lehren zu ermöglichen. Man müsse darauf achten, dass
nicht lediglich Formen des traditionellen Unterrichts in ein digitales
Mäntelchen gehüllt werden, bei denen schlechter Frontalunterricht für
Schülerinnen und Schüler plötzlich ubiquitär-mobil via YouTube verfügbar sei.
Die mehr als 300 Kongressgäste nutzten neben den Vorträgen die Gelegenheit, bei
Vor-Ort-Schulbesuchen die praktische Umsetzung unterschiedlicher Digitalkonzepte
an 27 Schulen der Region zu erkunden und diskutierten die Detailthemen in
zwanzig Workshops, die am dritten Abschlusstag des Kongresses im August-Ruf-BIZ
in Ettenheim stattfanden.
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Datum: 01.12.2019 - 14:12 Uhr
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