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Mittelbayerische Zeitung: Wo die AfD schon an der Macht ist/Die Gesellschaft muss die Rechtspopulisten bekämpfen. Aber man sollte nicht jede Äußerung unbedeutender Funktionäre im Internet kommentieren.Von Andreas Maciejewski

ID: 1775121


(ots) - Benigna Munsi strahlt, ihre Eltern könnten kaum stolzer sein.
Für die Tochter einer Deutschen und eines gebürtigen Inders ist es ein Highlight
in ihrem Leben, das Christkind des weltberühmten Nürnberger Christkindlesmarkts
zu sein. Heute eröffnet ihn die 17-Jährige offiziell. Die AfD interpretierte den
Tag ihrer Ernennung auf Facebook aber als Beginn der Auslöschung des
Abendlandes. Eine bodenlose, rassistische Entgleisung, die bundesweit
Schlagzeilen machte. Doch so weit hätte es nicht kommen müssen. Ausgerechnet die
erbittertsten Gegner der AfD machten es möglich, dass sich das rechte
Gedankengut überhaupt so weit verbreitete. So paradox es klingt: Kritiker der
Rechtspopulisten müssen lernen, deren Entgleisungen in den sozialen Medien zu
ignorieren. Die Kritik an der AfD hilft ihr oft viel mehr, als dass sie ihr
schadet. Der Partei reichte ein einziger vergifteter Post, um tagelang in den
Medien präsent zu sein. Ein AfD-Kreisverband verglich die Ernennung des
dunkelhäutigen Teenagers zum Christkind mit der Ausrottung der indianischen
Ureinwohner in den USA. "Nürnberg hat ein neues Christkind. Eines Tages wird es
uns wie den Indianern gehen", hieß es in dem Post, der mittlerweile wieder
gelöscht wurde. Diese Aussage ist eine Unverschämtheit, völlig klar. Dass die
AfD zurückruderte und sich für den Post entschuldigte, macht es auch nicht
besser. Der Urheber sei "fix und fertig" wegen der Auswirkungen seines Posts. Er
nahm aber auch billigend in Kauf, eine 17-Jährige fix und fertig zu machen. Die
Welle der Empörung war dementsprechend riesig, Politiker bis hoch zum
bayerischen Ministerpräsidenten lehnten die Äußerungen entschieden ab. Sie
erhoben öffentlichkeitswirksam ihre Stimme gegen die AfD - und taten damit genau
das, was sich die Partei erhofft. Die schärfsten Kritiker der Rechtspopulisten
werden jedes Mal unbeabsichtigt zu deren Schoßhündchen. Je lauter sie in den




sozialen Medien bellen, desto größer die Aufmerksamkeit für die AfD. Je mehr
Menschen mit einem Post interagieren, ihn mit Freunden teilen oder kommentieren,
desto häufiger wird er auf Facebook ausgespielt. Im Fall des Nürnberger
Christkinds hat eine Facebook-Seite eines kleinen AfD-Kreisverbandes den Post
abgesetzt, München-Land mit etwa 1000 Fans. Der Beitrag hätte kaum mehr Leute
erreicht, wäre er ignoriert worden. Und wäre sang- und klanglos untergegangen.
Das ist die Krux am Facebook-Algorithmus: Auf der Timeline des Nutzers werden
nicht nur Themen ausgespielt, die ihn interessieren könnten. Sondern auch
Themen, die gerade viral gehen. Sprich: Solche, die die Facebook-Community
besonders beschäftigen. Das war auch beim Post des AfD-Kreisverbandes der Fall.
Ehe er gelöscht wurde, sprangen Hunderte dem neuen Christkind in den Kommentaren
zur Hilfe. Sie halfen damit aber auch ungewollt der AfD. Nicht falsch verstehen:
Natürlich sollten die Rechtspopulisten weiterhin bekämpft werden. Wenn
Partei-Oberhäupter wie Höcke oder Gauland wieder verbal entgleisen, muss man das
sogar. Schließlich haben sie in der Partei das Sagen. Die Entgleisungen eines
unbedeutenden AfD-Kreisverbandes auf Facebook, sollte man - so schwer es fällt -
ignorieren. Denn dieser Fall macht erneut deutlich: Hinter der Verbreitung des
Facebook-Posts steckt Kalkül. Die AfD ist anderen Parteien auf Facebook haushoch
überlegen. Die Rechtspopulisten betreiben einer Studie des amerikanischen
Medienwissenschaftlers Trevor Davis zufolge die meisten der Facebook-Accounts,
die von politischen Parteien in Deutschland betrieben werden. Demnach werden
Beiträge der AfD auch am häufigsten geteilt, 85 Prozent aller geteilten Posts
politischer Parteien gehen auf ihr Konto. Für die Unionsparteien, SPD, Grüne und
Co. bleiben nur die Krümel übrig. Auf Bundes- und Länderebene ist die AfD zwar
nirgendwo Regierungspartei, in den sozialen Medien ist sie hingegen schon längst
an der Macht.

Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten(at)mittelbayerische.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/62544/4453629
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Datum: 28.11.2019 - 19:17 Uhr
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