KfW-Konjunkturkompass Deutschland: Die konjunkturelle Hängepartie geht weiter
(ots) -
- KfW Research erwartet für 2019 Wirtschaftswachstum von 0,5%, für
2020 von 0,9% (Vorprognose: 0,4% bzw. 0,6%)
- Kalendereffekt überzeichnet Wachstum im kommenden Jahr; 2020
vier Arbeitstage mehr als 2019
- Deutsche Konjunktur weiter gespalten: Binnenwirtschaft bleibt
dank Bau und Konsum solide, Industrierezession hält vorerst an
Die Konjunkturdynamik in Deutschland bleibt ohne Kraft. Im dritten Quartal ist
die deutsche Wirtschaft nur knapp an einer technischen Rezession
vorbeigeschrammt und auch im Schlussquartal 2019 dürfte das Wachstum mit 0,1%
mau ausfallen. Die gespaltene Wirtschaftsentwicklung setzt sich über den Winter
fort: Bei anhaltend stabiler Binnennachfrage ist und bleibt es die stark
exportorientierte Industrie, die sich schwer tut zu einem Wachstumspfad
zurückzufinden. KfW Research erwartet für das Gesamtjahr 2019 ein moderates
Wirtschaftswachstum von 0,5% (Vorprognose 0,4%). Für 2020 geht KfW Research von
einer Zunahme der deutschen Wirtschaftsleistung in Höhe von 0,9% aus
(Vorprognose 0,6%).
Die Wachstumsbeschleunigung im kommenden Jahr ist allerdings ausschließlich dem
ungewöhnlich starken Kalendereffekt zu verdanken. Da 2020 deutlich weniger
Feiertage auf ein Wochenende fallen, kann an vier Tagen mehr gearbeitet werden
als 2019. Die dadurch ermöglichte zusätzliche Wertschöpfung trägt knapp 0,4
Prozentpunkte zum Wachstum bei. Kalenderbereinigt wird die deutsche Wirtschaft
2020 folglich nur um 0,5 % und damit genauso schwach wachsen wie im laufenden
Jahr, für das der Kalendereffekt vernachlässigbar ist.
In seinem Konjunkturbild geht KfW Research von einer zumindest leichten Erholung
der Industrie ab dem Frühjahr des kommenden Jahres aus. Zuletzt optimistisch
stimmende Signale bei den lang schwelenden Konflikten im außenwirtschaftlichen
Umfeld geben hier Anlass zur Hoffnung: Ein harter Brexit ist deutlich
unwahrscheinlicher geworden - wenn auch vor den für den 12. Dezember 2019
anberaumten Neuwahlen zum britischen Unterhaus weiter offen ist, wie es
hinsichtlich des geplanten Austritts des Vereinigten Königreichs aus der EU
konkret weitergeht. Zudem wurde der Handelsstreit zwischen den USA und China mit
der jüngst in Aussicht gestellten Teileinigung und dem Verzicht auf zuvor
angedrohte Zollerhöhungen etwas entschärft. Von einer Einigung würde auch die
deutsche Industrie profitieren, die aufgrund ihrer engen Handelsbeziehungen zu
beiden Ländern und der Fokussierung auf besonders zyklische
Investitionsgüterbranchen von diesem Konflikt indirekt stark betroffen ist. Ob
die derzeitige Entspannung des Konflikts dauerhaft trägt, bleibt angesichts der
Unberechenbarkeit der US-Administration jedoch abzuwarten.
"Für eine Entwarnung ist es viel zu früh, die Rezessionsgefahr ist noch nicht
vom Tisch", kommentiert Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, die
aktuelle Konjunkturprognose von KfW Research. "Die deutsche Wirtschaft ist und
bleibt anfällig für negative Überraschungen". Hauptrisikofaktoren sind eine
mögliche erneute Verschärfung des US-chinesischen Handelskonflikts und das
Restrisiko eines ungeordneten Brexits, aber auch die hohe Staatsverschuldung
Italiens. "Positiv zu sehen ist jedoch, dass der fiskalische Handlungsspielraum
der deutschen Politik das Eindämmen etwaiger Rezessionsschäden erlaubt." Der
aktuelle KfW-Konjunkturkompass ist abrufbar unter www.kfw.de/konjunkturkompass
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Datum: 22.11.2019 - 09:16 Uhr
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