Abgassakandal: Verurteilter VW-Manager aus US-Haft nach Deutschland zurückgekehrt
(ots) - Der in den USA inhaftierte ehemalige VW-Ingenieur James Liang
ist nach Informationen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung nach Deutschland
überstellt worden. Er war am Montag in New York von zwei LKA-Beamten abgeholt
worden und ist seit Dienstag, 19. November, wieder in Deutschland. Liang war
2017 in den USA zu 40 Monaten Haft und einer Geldstrafe in Höhe von 200.000
US-Dollar verurteilt worden. Er hatte sich den US-Ermittlern als Kronzeuge zur
Verfügung gestellt und eine Mitschuld am Dieselskandal eingeräumt.
Nun soll der Ingenieur seine Reststrafe in der Nähe von Hannover absitzen. Sein
Anwalt Gero von Pelchrzim, sagte, er hoffe, dass das letzte Drittel der Strafe
für seinen Mandanten ausgesetzt werde. Damit könnte Liang bereits im Dezember
freikommen. Allerdings wird auch in Deutschland gegen ihn wegen der Abgasaffäre
ein Betrugsverfahren geführt.
Unterdessen bereitet die Staatsanwaltschaft Braunschweig offenbar Anklagen gegen
sechs weitere frühere VW-Mitarbeiter vor. Es handelt sich um hochrangige
Ingenieure und Softwareentwickler, die ebenfalls in den Abgasbetrug verwickelt
gewesen sein sollen. Den Recherchen von NDR, WDR und SZ zufolge hat das
Landeskriminalamt Niedersachsen seine Ermittlungen gegen die Manager
abgeschlossen. Die in den Abschlussberichten erhobenen Vorwürfe und die
Beweisführung sind demnach nahezu deckungsgleich zu denen bei den bereits
Angeklagten. Bislang müssen sich sechs ehemalige VW-Manager vor Gericht
verantworten, unter ihnen auch der frühere Vorstandschef Martin Winterkorn.
Allerdings deutet derzeit vieles darauf hin, dass sich eine Prozesseröffnung
weiter verzögern könnte. Das zuständige Landgericht Braunschweig hat bereits
mehrfach die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft kritisiert und wichtige Inhalte
in den Anklageschriften in Zweifel gezogen. Nun geht es um die Frage, ob die
Angeklagten möglicherweise auch in Form von Bonuszahlungen persönlich finanziell
profitiert haben. -. Den Recherchen zufolge ist das Gericht der Auffassung, dass
hierzu die bisherigen Ermittlungsergebnisse "nicht hinreichend aussagekräftig
seien". Die Staatsanwaltschaft müsste also noch einmal nachliefern.
Außerdem ist weiterhin unklar, wie viele Autos insgesamt von dem Betrug
betroffen gewesen sind. Laut Staatsanwaltschaft sollen es weltweit mehr als neun
Millionen Fahrzeuge der Marken VW, Audi, Porsche, Seat und Skoda gewesen sein.
Doch das Gericht hatte diese Zahl bereits vor einigen Wochen angezweifelt und
ein neues Gutachten gefordert.
Dieses will nun offenbar das Kraftfahrtbundesamt (KBA) gemeinsam mit einer
Universität erstellen. Laut NDR, WDR und SZ hat die Behörde erklärt, dass außer
ihr niemand dazu in der Lage sei. Gegen dieses Vorhaben haben jedoch den
Recherchen zufolge mehrere Verteidiger der angeklagten VW-Manager Widerspruch
eingelegt. Ihrer Ansicht nach ist das Amt weder ausreichend kompetent für ein
solches Gutachten, noch sei es unparteiisch. Die Anwälte werfen dem KBA vor,
sich in der Vergangenheit deutlich gegen VW positioniert zu haben. Deshalb sei
klar, dass es einen solchen Auftrag nicht unvoreingenommen erfüllen könne.
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Datum: 20.11.2019 - 15:37 Uhr
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