"ttt - titel thesen temperamente" (hr)
am Sonntag, 17. November 2019, um 23:05 Uhr
(ots) -
Der Krieg in Nordsyrien und warum Europa seine Vermittlerrolle
wahrnehmen muss
"ttt" über Gilles Kepels starke Analyse der Krisen in der arabischen
Welt
Als junger Mann hatte Gilles Kepel in Damaskus studiert - seine
Begeisterung für die reiche, multireligiöse Kultur Syriens ist bis
heute ungebrochen. Heute, vier Jahrzehnte später, ist Kepel der
berühmteste Nahostexperte Frankreichs, und in Syrien herrscht seit
Jahren Krieg. Das Regime Assads, revolutionäre Truppen und der
sogenannte Islamische Staat haben das Land zerstört. Gilles Kepel war
davon sogar persönlich betroffen, denn der IS belegte ihn mit einer
Fatwa, rief zum Mord an ihm auf. Zum persönlichen Schutz stand Kepel
unter Hausarrest und Polizeischutz. Das Gute daran: Nur so fand er
die Zeit, sein Opus Magnum zu schreiben. "Chaos" heißt Kepels
aktuelles Buch und ist eine ebenso komplexe wie kundige Einführung in
die Konflikte des Nahen Ostens. Natürlich hat er dabei auch immer
Syrien im Blick - und er ermahnt uns Europäer, es ihm gleich zu tun.
Denn seit die Türkei in Nordsyrien einmarschiert ist, gibt es kaum
Beobachter oder Journalisten in der Region. Die Geschehnisse dort
drohen aus dem Blick der westlichen Öffentlichkeit zu geraten, dabei
könnten sie gerade für die Europäer fatale Konsequenzen haben.
US-Präsident Trump hat entschieden, seine Truppen aus Syrien
abzuziehen. Er überlässt damit die Kurden ihrem Schicksal, obwohl sie
es waren, die für den Westen den IS bekämpften. Der Verrat an den
Kurden ist aber nicht nur moralisch verwerflich, sondern auch
gefährlich: Während Erdogan kurdische Städte bombardieren lässt,
könnten Tausende von IS-Kämpfern aus kurdischen Gefangenenlagern
wieder freikommen. Was das bedeuten würde, kann man sich leicht
ausrechnen: Flucht und neuer Terror, auch in Europa. Aber auch welche
geopolitischen Interessen die konkurrierenden Mächte Iran, Russland,
Türkei und nicht zuletzt die USA in Syrien haben, dürfe nicht aus dem
Blick geraten, mahnt Kepel, den die eskalierende Situation im Nahen
Osten an diejenige Europas am Vorabend des Ersten Weltkriegs
erinnert.
"ttt " trifft Gilles Kepel, der gerade mit seinem neuen Buch durch
Europa tourt, zum Gespräch.
Außerdem bei "ttt":
In der Welt von morgen wird der Westen nicht länger den Ton angeben -
"Der lange Abschied von der weißen Dominanz": "ttt" trifft die
renommierte Journalistin Charlotte Wiedemann in Berlin und spricht
mit Bonaventure Soh Bejeng Ndikung von "Savvy Contemporary", einem
Berliner Kunstraum und Laboratorium für neue gesellschaftliche Ideen.
Würstchen statt Hakenkreuze - In seiner Heimatstadt Verona übersprüht
der Street-Art-Künstler Cibo rechtsextreme Schmierereien mit
kulinarischen Graffiti: "ttt" hat Cibo durch Verona begleitet, ihn
bei der Arbeit beobachtet und mit ihm darüber gesprochen, was ihn
antreibt.
Cool, feministisch, umwerfend - Die Musikerin Alli Neumann macht ihr
Ding: "ttt" trifft die Sängerin und Schauspielerin in Hamburg, wo
Alli Neumann lebt, und in Nordfriesland, wo sie aufgewachsen ist. Wir
sprechen mit ihr über neue, alte und multiple Heimaten und
Denkanstöße, die auch Pop liefern kann.
Im Internet unter www.DasErste.de/ttt
Moderation: Evelyn Fischer.
Redaktion: Nora Binder und David Gern (hr)
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Tel: 089/5900 23876, E-Mail:agnes.toellner(at)DasErste.de
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Datum: 14.11.2019 - 15:22 Uhr
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