Rheinische Post: Kommentar: Folgen alter Versäumnisse // von Jan Drebes
(ots) - Eins vorweg gestellt: Natürlich können Seiten- und
Quereinsteiger den Unterricht bereichern. Jedenfalls dann, wenn sie für den
neuen Beruf brennen, Lust auf das Vermitteln von Wissen haben, pädagogisch
geschult sind und mit Stress umgehen können. Das gilt für alle Lehrkräfte. Viele
Seiten- und Quereinsteiger müssen aber zusätzlich damit umgehen können, dass sie
mitunter vom Kollegium und von den Eltern der Schüler als Lehrkräfte zweiter
Klasse angesehen werden. Denn die Vorurteile sind noch immer groß.
Dabei ist es nahezu bundesweit Konsens, dass insbesondere Berufsschulen vom
Einsatz der Quereinsteiger profitieren können. Sie bringen als Profis bestimmter
Fachgebiete wertvolle Impulse in den Unterricht ein und haben den meisten
Lehrern in der praktischen Anwendung des Wissens etwas voraus. Seiteneinsteiger
stoßen oftmals auf weit weniger Akzeptanz. Insbesondere in Ländern, in denen sie
kaum pädagogische Vorkenntnisse vorweisen müssen. Weil sich Lehrkräfte mit
abgeschlossenem Studium in Städten wie Berlin die Schulen de facto fast
aussuchen können, bleiben häufig Lücken an Brennpunktschulen oder Grundschulen,
die mit Seiteneinsteigern gefüllt werden. Das wird über kurz oder lang
schwerwiegende Folgen haben: Gerade an Schulen mit tendenziell lernschwachen
Schülern braucht es besonders ausgeprägte pädagogische Kenntnisse für guten
Unterricht. Die Bildungsziele müssen überall eingehalten werden, sonst drohen
soziale Verwerfungen.
In vielen Ländern sind bereits die Folgen schwerer Versäumnisse erkennbar, es
wurden zuletzt zu wenig Lehrerinnen und Lehrer ausgebildet. Die Länder müssen
noch viel stärker als bisher junge Menschen zu einem Lehramtsstudium bewegen und
sie mit Anreizen in der Region halten.
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Datum: 11.11.2019 - 20:50 Uhr
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