Frauen mit Fluchthintergrund erreicht man am bestenüber ihre Kinder / Wissenschaftlicher Beirat für Familienfragen des BMFSFJ legt Gutachten vor (FOTO)
(ots) -
Während die Migration nach Deutschland seit 2015 anfangs von jungen,
alleinreisenden Männern dominiert wurde, sind zunehmend auch Frauen, zumeist mit
ihren Partnern und Kindern, zugezogen. Dies geht aus einem Gutachten zur
Familiensituation von Geflüchteten hervor, das der Wissenschaftliche Beirat für
Familienfragen dem Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) vorgelegt hat. Das
Gutachten mit dem Titel "Familien mit Fluchthintergrund: Aktuelle Fakten zu
Familienstruktur, Arbeitsmarktbeteiligung und Wohlbefinden" präsentiert neueste
und repräsentative Daten zur Kinderzahl, Familienformen und Fluchthintergrund
von Personen, die zwischen 2015 und 2017 aus Syrien, Afghanistan, Irak und
Eritrea nach Deutschland gekommen sind.
Ein Großteil der Geflüchteten, die mit einem Partner zusammenleben, hat Kinder,
die noch relativ jung sind. Bei rund zwei Dritteln der Familien mit Kindern im
Haushalt ist das jüngste Kind unter 6 Jahre alt (siehe angehängte Grafik).
"Die Daten unterstreichen, dass die Politik hier vielfältige Möglichkeiten zur
Intervention hat, um beispielsweise den deutschen Spracherwerb der Kinder
frühzeitig zu fördern", sagt Katharina Spieß, Forscherin am Deutschen Institut
für Wirtschaftsforschung und Mitverfasserin der Studie.
"Kindertageseinrichtungen sind zudem ganz zentral, wenn Frauen an Ausbildungs-
und Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen oder eine Erwerbstätigkeit aufnehmen
wollen".
Die Erwerbstätigenquote von geflüchteten Frauen fällt laut der Studie auffällig
niedrig aus. Im Schnitt haben lediglich zwei Prozent der Frauen, die zwischen
2015 und 2017 nach Deutschland gekommen sind, angegeben, dass sie einer
Beschäftigung nachgehen. Neben den Barrieren, denen sich grundsätzlich alle
Geflüchteten gegenübersehen, die eine Erwerbstätigkeit anstreben, sind hier
außerdem unterschiedliche kulturelle Wertvorstellungen zur Erwerbsarbeit und zur
Rolle der Frauen in der Gesellschaft oder in der Partnerschaft von Bedeutung.
Darüber hinaus erklären Sprachbarrieren und fehlende Bildungsabschlüsse die
niedrige Erwerbsbeteiligung geflüchteter Frauen.
"Auf Grund der niedrigen Erwerbstätigkeit fehlt bei Frauen oft die Möglichkeit,
sich über die Erwerbsbeteiligung in die Gesellschaft zu integrieren. Das
Kinderbetreuungssystem wie auch das System der Erziehungshilfen kann in diesen
Fällen eine besonders wichtige Schnittstelle sein, um Mütter mit
Fluchthintergrund zu erreichen," so Michaela Kreyenfeld, Soziologieprofessorin
an der Hertie School und Mitautorin des Gutachtens.
Die Mehrheit der geflüchteten Frauen lebt mit einem Partner zusammen. Allerdings
sind 15 Prozent alleinerziehend. Einige dieser Frauen haben erst nach Verlassen
des Herkunftslandes Kinder bekommen, teilweise wurden sie Opfer von
Vergewaltigungen. Die Gutachterinnen gehen davon aus, dass die Gruppe der
Alleinerziehenden vielfältigen sozialen Risiken und psychischen
Belastungssituationen ausgesetzt ist.
Im Anhang finden Sie eine druckfähige Grafik zum Alter der Kinder (nur Kinder
unter 18 Jahren im Haushalt), hochgerechnete Werte.
Quelle: Mikrozensus 2017; Bevölkerung der Zuwanderungsjahre 2015 bis 2017 der
Nationalitäten Syrien, Afghanistan, Irak, Eritrea, Alter 18 bis 65 Jahre;
N=2795, eigene Berechnungen.
Das Gutachten "Familien mit Fluchthintergrund: Aktuelle Fakten zu
Familienstruktur, Arbeitsmarktbeteiligung und Wohlbefinden" finden Sie unter
http://ots.de/dkoDI5.
Autoren sind Martin Bujard, Claudia Diehl, Michaela Kreyenfeld, C. Katharina
Spieß und der wissenschaftliche Beirat für Familienfragen beim
Bundesfamilienministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend. Die
Ergebnisse des Gutachtens basieren auf dem Mikrozensus 2017 und der
IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten 2016/2017.
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Datum: 11.11.2019 - 12:51 Uhr
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