Tierversuchsskandal weitet sich dramatisch aus / ARD FAKT: Mitarbeiter klagen jahrelange Fälschungen bei Tierversuchen an
(ots) - Ex-Mitarbeiter des LPTs in Hamburg und Schleswig-Holstein
erheben schwere Vorwürfe. So sei es in Hamburg Neugraben über 10 Jahre üblich
gewesen, dass Tierversuchsstudien an das Ziel angepasst wurden und die
eigentlichen, aber problematischen Testergebnisse verheimlicht und verfälscht
wurden. Eine Mitarbeiterin, die sich auch der Staatsanwaltschaft als Zeugin zur
Verfügung stellt, spricht in der ARD-Sendung Fakt Klartext: "Ich habe es nicht
nur erlebt, ich habe es auch gemacht, ich habe Dokumente gefälscht. Unsere
Studien, wenn da Ergebnisse nicht unseren Erwartungen entsprochen haben, bin ich
angehalten worden, dass zu verbessern."
Diese Vorgänge wecken Erinnerungen an den jüngst durch den Undercover-Ermittler
von SOKO Tierschutz aufgedeckten Fall von der Vertuschung eines in einer Studie
gestorbenen Affens. Auch hier passte der tödliche Zwischenfall wohl nicht in den
Plan und der verdeckte Ermittler musste Informationen falsch eintragen. Seine
Beschwerden darüber bis zur Führung der Anlage blieben wirkungslos.
Eine zweite Zeugin berichtet von einem ähnlichen Vorgang im LPT-Labor in
Schleswig-Holstein. Hier werden Tests an potenziellen Gefahrstoffen für die
Umwelt gemacht. In einer Rattenstudie wurden die hohe Todesrate und der grausame
Tod der meisten Tiere laut der Zeugin vertuscht. Eine niedrigere Dosis erbrachte
schließlich das gewünschte Ergebnis.
"Diese Aussagen belegen den Supergau eines völlig außer Kontrolle geratenen
Systems. Hier stößt erlaubte Misshandlung, brutale Tierquälerei und massive
kriminelle Energie auf einen Staat, der nur noch ein hilfloser Statist ist. Wenn
so gefälscht wurde und das über Jahre, dann bedeutet das auch große Gefahr für
die menschlichen Testpersonen in den auf die Tierversuche folgenden klinischen
Studien. Wir haben Strafanzeige wegen Verdacht auf vielfachen, gewerblichen
Betrug und erneut auch wegen Tierquälerei gestellt. Die Zeugen berichten auch
von Übergriffen auf Tiere, zum Beispiel die grausame Tötung von Kaninchen", so
Friedrich Mülln.
Mehrere große Pharmakonzerne wie Merck und Boehringer Ingelheim haben bereits
Konsequenzen gezogen und beim LPT gekündigt. SOKO Tierschutz fordert von den
Regierungen in Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein die sofortige
Schließung der LPT-Labore, die Beschlagnahme der Tiere und die Überprüfung aller
Studien der letzten 15 Jahre. Am 16.11 ruft SOKO Tierschutz zur Großdemo nach
Hamburg auf, zu der tausende Menschen erwartet werden. "Es reicht jetzt, die
Behörden haben lang genug zugesehen, während jedes Tierheim wird besser
überwacht als diese Labore. Wir werden so lange demonstrieren bis die Regierung
dieses Todeslabor dicht macht, für Tier und Mensch", so SOKO Ermittler Mülln.
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Datum: 06.11.2019 - 10:47 Uhr
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