Kritik an Leitung des UKE: Kollektives Schweigen schafft Misstrauen
(ots) - Im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) starb Ende April der
Psychiatriepatient Tonou Mbobda nach einer Zwangsfixierung durch
Sicherheitskräfte. In der aktuellen ZEIT:Hamburg äußert sich dazu erstmals ein
langjähriger Mitarbeiter des UKE öffentlich und kritisiert die Klinikleitung.
"Die Kommunikation der Klinikleitung war viel zu defensiv. Viele Kollegen waren
nach dem Todesfall sehr betroffen, Patienten verunsichert. Es gab eine rege
interne Debatte im UKE. Die fand aber gar nicht den Weg nach draußen, denn
Presse- und Rechtsabteilung haben alles abgeschottet", sagt der gerade in den
Ruhestand gegangene Psychologe Thomas Bock, der 40 Jahre lang am UKE war und
zuletzt die Ambulanz für Psychosen und Bipolare Störungen geleitet hat. Bock,
65, schlussfolgert: "Kollektives Schweigen schafft aber erst recht Misstrauen!"
Laut UKE wurde der Patient fixiert, weil er sich der Anordnung zur Unterbringung
widersetzte. Bock sagt: "Zum Zeitpunkt des Zugriffs saß der Patient rauchend auf
einer Bank auf dem Klinikgelände und war unentschlossen, ob er die Klinik
verlassen sollte oder nicht. Die Situation eskalierte, als ein Mann des
Wachdienstes ihm eine Hand auf die Schulter legte, um ihn in die Klinik zu
bewegen. Dies mag bei einem Suchtpatienten kumpelhaft rüberkommen, in einer
Psychose kann eine solche Annäherung als körperliches Eindringen empfunden
werden und große Panik auslösen."
Außerdem sieht Bock einen weiteren großen Missstand: "Es gibt ein großes
strukturelles Problem am UKE und an vielen anderen Kliniken: Die Stationen sind
zu groß. Die Psychiatrie-Enquete empfiehlt maximal 18 Betten. Allein in der
Akutstation des UKE standen bis vor Kurzem noch 34 Betten." Er setzt sich dafür
ein, dass mehr ambulante Hilfe geleistet wird. "In vielen Fällen wäre eine
Krisenintervention zu Hause viel sinnvoller. Dort könnten Patienten ihre
Routinen beibehalten und würden sich nicht eingesperrt fühlen."
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Datum: 29.10.2019 - 13:00 Uhr
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