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Ist eine Promotion in meinem Fachgebiet sinnvoll?

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Der Schritt der Promotion stellt eine unbedingte Voraussetzung für eine akademische Laufbahn dar. Jedoch ist ein daraus entspringender Doktortitel nicht immer ein Vorteil in der freien Wirtschaft. In erster Linie hängt dies von der Wahl des entsprechenden Studienfachs ab.


(IINews) -
Es gibt viele Gründe, die für oder gegen eine Promotion sprechen. Grundsätzlich gilt: Vor Ihrer Entscheidung, sollten Sie ein klares Berufsziel definieren und sich über die Voraussetzungen für den von Ihnen gewählten Beruf informieren. Wer beispielsweise eine Karriere in der Forschung oder an einer Hochschule machen möchte, braucht zwingend einen Doktortitel. Für Lehramt-Studenten ist die Promotion jedoch in der Regel nutzlos.

Wie sinnvoll eine Promotion in der freien Wirtschaft ist, hängt vor allem vom Studienfach ab. So können Mediziner beispielsweise mit einer Promotion nicht viel falsch machen. Absolventen anderer Fächer hingegen schon, wie folgende Übersicht zu einigen Fachbereichen zeigt.

Übersicht zu den ausgewählten Fachbereichen
Naturwissenschaften
Chemiker, Biologen und Physiker sind Spitzenreiter in Sachen Promotion: Etwa jeder fünfte Naturwissenschaftler in Deutschland hat nach Auswertung des Mikrozensus 2012 einen Doktortitel. Dabei ist die Quote unter den Fachhochschulabsolventen generell niedriger, unter den Absolventen eines universitären Studiums höher. Unangefochtene Nummer eins der Doktortitel-Träger sind Chemiker mit vorangegangenem Universitätsabschluss: „Für Chemiker ist die Promotion quasi der Berufsqualifizierende Abschluss, an den Universitäten beenden 90 Prozent der Chemiker ihre Ausbildung mit der Promotion“, sagt die Leiterin Karriereservice und Stellenmarkt bei der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDch), Dr. Karin Schmitz. Deshalb rate die Gesellschaft keinem Chemiker, auf eine Promotion zu verzichten – es sei denn, dieser sei sich sicher, dass er nicht in Forschung und Entwicklung arbeiten möchte.

Auch in den anderen naturwissenschaftlichen Fächern ist die Promotion nach einem Universitätsstudium weit verbreitet: In der Physik bilden sich 77 Prozent der Jungwissenschaftler nach ihrem Abschluss noch akademisch weiter, meist mit einer Promotion. In der Biologie liegt diese Quote nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit bei 72 Prozent. „Die Promotion ist unabdingbare Voraussetzung für alle, die in Forschung und Hochschullehre Karriere machen wollen. Ähnliches gilt auch für den Bereich Forschung und Entwicklung in der Biotech-Industrie“, sagt die Sprecherin des Verbandes Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin (VBIo), Kerstin Elbing. Aber auch in anderen Bereichen, wie etwa der Wissenschaftskommunikation, der Diagnostik oder in Verbänden, könnten Biowissenschaftler mit einer Promotion punkten. „Als Faustregel gilt: Je näher die jeweilige Tätigkeit an der Wissenschaft dran ist, umso hilfreicher ist der Doktortitel“, sagt Elbing.





Mathematik
Von allen Mathematikern in Deutschland haben nach Auswertung des Mikrozensus 2012 etwa 13 Prozent einen Doktortitel. Unter Nachwuchsmathematikern, die an einer Universität studiert haben, ist die Quote noch höher: Jeder vierte von ihnen gibt sich nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit nicht mit seinem Master- oder Diplomabschluss zufrieden. Stattdessen setzen die Zahlenmeister ihre akademische Ausbildung fort, meist durch eine Promotion. Werden die Lehramt-Studenten herausgerechnet, liegt die Quote nach Angaben der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV) sogar bei einem Drittel. Und diese Entwicklung ist nicht verkehrt: nicht nur an Hochschulen, auch in der freien Wirtschaft ist ein Doktortitel bei Mathematikern gern gesehen. „Der Titel zeigt, dass jemand Biss hat – zudem bringen Arbeitnehmer mit Doktortitel einem Unternehmen Renommee“, sagt DMV-Präsidiumsmitglied Prof. Günter Ziegler. Aus diesen Gründen legten Arbeitgeber wie Unternehmensberatungen Wert auf eine Promotion. In anderen Bereichen, etwa der Versicherungswirtschaft, sei ein Doktortitel indes nicht so wichtig: „Der Bedarf an Mathematikern ist in diesem Bereich so groß, da bekommt man auch ohne Promotion problemlos einen Job“, sagt Prof. Ziegler. Wer dennoch eine Promotion vorweisen könne, hätte gute Chancen auf eine Führungsposition: „Da steigt man dann höher ein, als die Kollegen ohne Promotion.“

Ingenieurwissenschaften
Unter Ingenieuren in Deutschland ist der Doktortitel ebenfalls nicht weit verbreitet: lediglich drei Prozent von ihnen tragen nach Auswertung des Mikrozensus 2012 einen Doktortitel. nach Angaben des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) ist eine Promotion dann sinnvoll, wenn eine Karriere in der Forschung oder an einer Hochschule angestrebt wird. „Für eine fachliche Unternehmenslaufbahn kann eine Promotion hingegen sogar hinderlich sein“, sagt Sprecherin Dr. Ina Kayser. Denn mit einer Promotion würden sich Akademiker dem Generalverdacht aussetzen, dass sie eher theoretisch als praxisorientiert arbeiten. Hinzu kämen gesteigerte Gehaltswünsche. Dennoch: In manchen Firmen, besonders bei Großunternehmen, kann der Doktortitel nach Angaben des VDI für eine Karriere im Management von Vorteil sein. In solchen Fällen sollten Ingenieure darüber nachdenken, die Promotion gegebenenfalls berufsbegleitend nachzuholen, sagt Dr. Kayser.

Lesen Sie auch: "Ingenieur Promotion – Karriere-Turbo für Ingenieure"

Sozialwissenschaften
Sozialwissenschaften Etwa zehn Prozent aller Sozialwissenschaftler in Deutschland haben nach Angaben des Berufsverbandes Deutscher Soziologinnen und Soziologen (BDS) einen Doktortitel. Das deckt sich auch mit den Zahlen aus dem Mikrozensus 2012. Während eine Promotion für eine Hochschulkarriere zwingend ist, können Sozialwissenschaftler in der freien Wirtschaft auch ohne Doktortitel sehr gut Karriere machen: „Die Bedeutung der Promotion nimmt in den Sozialwissenschaften seit Jahren deutlich ab“, sagt BDS-Sprecher Bastian Roet. Das Ansehen und die Glaubwürdigkeit der Promotion hätten durch die Skandale der vergangenen Jahre stark gelitten. Zudem setzten sich Alternativen zur Promotion durch: Etwa der Master of Business Administration (MBA) oder der Master of Laws (LL.M.). „Diese Zusatzqualifikationen sind oft praktisch verwertbarer als vertiefende Forschung, die im Berufsalltag nur sehr selten Anwendung findet“, sagt Roet. Manchmal würden Hochschulabsolventen nach dem Masterabschluss auch noch eine klassische Berufsausbildung beginnen, um sich praktisch weiterzubilden.

Wie wirkt sich eine Promotion auf das spätere Gehalt aus?
Grundsätzlich wirkt sich eine Promotion nur für bestimmte einzelne Fachbereiche sehr positiv auf das spätere Gehalt aus. So profitieren mit Abstand Ingenieure am meisten davon, während Sozialwissenschaftler entgegengesetzt dazu am wenigsten verdienen. Was jedoch beide Promovierte in beiden Bereichen eint, ist, dass sie grundsätzlich oft Stellen mit mehr Verantwortung bekommen.

Eine Promotion kostet Zeit, Nerven und auch Geld. Da stellt sich zwangsläufig die Frage, ob und wie sich eine Promotion später auf das Gehalt auswirkt. Eine Analyse der Vergütungsberatung PersonalMarkt gibt darüber Aufschluss. Sie zeigt: Auch hier gibt es je nach Fachbereich große Unterschiede. So zahlt sich eine Promotion in den Sozialwissenschaften finanziell beinahe gar nicht aus: Liegt das mittlere Jahreseinkommen von Sozialwissenschaftlern ohne Doktortitel zu Beginn ihrer Tätigkeit bei 34.961 Euro, liegt das ihrer promovierten Kollegen bei 35.085 Euro und ist damit lediglich um 124 Euro höher. Das ist jedoch die Ausnahme: Bei den promovierten Naturwissenschaftlern und Mathematikern ist der Unterschied schon deutlich größer. Mit 56.828 Euro jährlich liegt Ihr durchschnittliches Einstiegsgehalt nach Angaben von PersonalMarkt satte 11.012 Euro über dem der Kollegen ohne Promotion. Bei den Wirtschafts- und Rechtswissenschaftlern bewegen sich die Zahlen in ähnlichen Größenordnungen.

Promotion lohnt sich vor allem für Ingenieure
Vor allem für Ingenieure lohnt sich die Promotion auch finanziell: Das durchschnittliche Jahreseinkommen eines Ingenieurs ohne Doktortitel liegt bei 47.222 Euro, das seines promovierten Kollegen hingegen bei 62.760 Euro – beachtliche 15.538 Euro mehr. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass Promovierte zum Zeitpunkt ihres Berufseinstiegs in der Regel älter sind als Akademiker, die „nur“ einen Masterabschluss oder ein Diplom in der Tasche haben. Außerdem erhalten Promovierte häufig Einstiegspositionen mit mehr Verantwortung als ihre nicht-promovierten Kollegen. Neben der zusätzlichen fachlichen Qualifikation sind das weitere Gründe, warum Promovierte zum Teil so viel mehr verdienen als Nicht-Promovierte. Nach Angaben der Berufsverbände ist es jedoch lediglich die Ausnahme, dass ein Akademiker im gleichen Job mehr Geld bekommt, nur weil er eine Promotion abgeschlossen hat.

© academics
Kann eine Promotion schädlich sein – Stichwort „Überqualifizierung“?
Ein häufiges Problem für Berufseinsteiger, die bereits promoviert haben, ist, dass die oftmals überqualifiziert für ihre Tätigkeit sind. Dies trifft glücklicherweise jedoch nicht auf alle Fachbereiche zu. Jedoch suchen Arbeitgeber meist eher nach jungem und günstig bezahlbarem Personal.

Das vorangegangene Kapitel hat gezeigt: Eine Promotion kann auf lange Sicht eine gute Investition in die Zukunft sein. Doch kann auch das Gegenteil eintreten? Kann eine Promotion auch schädlich sein, weil man für bestimmte Stellen überqualifiziert ist? Die Antwort: Ja, auch das ist möglich.

Das Problem betrifft sogar Naturwissenschaftler: Viele promovierte Biowissenschaftler hören nach Angaben des Verbandes Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin (VBIO) beim Berufseinstieg, sie seien überqualifiziert. Entsprechende Vorbehalte der Arbeitgeber bezögen sich aber häufig gar nicht auf die fachliche Qualifikation, sondern darauf, dass Promovierte nun mal älter seien und im Hinblick auf Tätigkeit und Gehalt als anspruchsvoller gelten, sagt Sprecherin Kerstin Elbing. Ähnliches berichtet der Verein Deutscher Ingenieure (VDI).

Geduld bei der Jobsuche
„Viele promovierte Bewerber, denen zum Teil wiederholt mit dieser Phrase abgesagt wird, sind frustriert“, berichtet Elbing. Entweder weil sie spürten, dass die Überqualifizierung nicht der wahre Grund sein kann, oder weil sie dächten, sie hätten etwas grundlegend falsch gemacht und ein Doktortitel sei generell karriereschädlich. Ein weiteres Problem: Nach den ersten Absagen bewürben sich ungeduldig werdende Berufseinsteiger querbeet auf die verschiedensten Positionen – bei denen die Qualifikation schlimmstenfalls erst recht nicht passt. Elbing rät jungen Biowissenschaftlern, geduldig zu sein und zu ihren Qualifikationen zu stehen. „Man sollte allerdings auch nicht den Eindruck erwecken, dass man den darüber hinausgehenden Qualifikationen nachtrauert, die der Arbeitgeber gerade nicht abruft“, sagt Elbing.

Kein Job nach dem Studium: Promotion als Alternative zur Arbeitslosigkeit?
Droht die Arbeitslosigkeit nach Abschluss des Master- oder Magisterstudiums, so steht oftmals eine Promotion als Mittel zur Vermeidung derselben im Raum. Obgleich die Bundesagentur für Arbeit zur Annahme von Promotionsstellen rät, sollte ein solches Vorgehen aus Mangel an Alternativen gut überlegt sein.

Die Masterarbeit ist endlich fertig, die letzte Prüfung geschafft, das Abschlusszeugnis in der Tasche. Nun kann das Berufsleben kommen! Doch dann ist kein passender Job in Sicht, die ersten Absagen flattern ins Haus. Nicht selten denken Akademiker unter diesen Umständen über eine Promotion nach, um der (drohenden) Arbeitslosigkeit und einer Lücke im Lebenslauf zu entgehen. In einer HIS-Umfrage gab knapp jeder zehnte Promovierte nach Erhalt seines Doktortitels an, die eigene Promotion habe auch den Nutzen gehabt, nicht arbeitslos geworden zu sein.

Promotion durchaus Alternative zur Arbeitslosigkeit
Sehr hoch lag die Quote bei Magister-Absolventen mit etwa 17 Prozent und Naturwissenschaftlern mit ungefähr 14 Prozent. „Grundsätzlich ist eine Beschäftigung immer der Arbeitslosigkeit vorzuziehen“, sagt Frauke Wille, Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit. Wenn ein Doktorand also Arbeitslosigkeit vermeide, indem er beispielsweise eine Promotionsstelle annehme, stehe einem solchen Vorgehen nichts entgegen. „Selbst wenn das Promotionsvorhaben nicht zu Ende geführt wird, können in der Zeit der Beschäftigung Kenntnisse erlangt werden, die im weiteren Berufsleben nützlich sein können“, sagt Wille.

Nicht immer der richtige Weg
Trotzdem sollten sich Hochschulabsolventen gut überlegen, ob eine Promotion aus Mangel an Alternativen wirklich der richtige Weg ist. Denn die Promotion kann unter Umständen der eigenen Karriere durchaus schaden. Zudem kann sich eine abgebrochene Promotion auch negativ auf spätere Bewerbungen auswirken, da künftige Arbeitgeber dem Bewerber schlimmstenfalls mangelndes Durchhaltevermögen und Unschlüssigkeit bei der Karriereplanung attestieren könnten.



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Bereitgestellt von Benutzer: alexander111
Datum: 28.10.2019 - 17:09 Uhr
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