Zahlungsausfälle bei deutschen Unternehmen verdreifachen sich innerhalb eines Jahres
(ots) - Lieferanten und Dienstleister
in Deutschland haben in den vergangenen zwölf Monaten drei Mal so
viele Zahlungsausfälle erlitten wie noch im Jahr zuvor. Das geht aus
der aktuellen Studie "Zahlungsmoralbarometer" des internationalen
Kreditversicherers Atradius für das westeuropäische Firmengeschäft
hervor. Demnach stieg bei deutschen Unternehmen der Gesamtwert der
Forderungen, die am Ende eines Geschäftsjahres unbezahlt waren und
abgeschrieben werden mussten, auf 2,1 % an. In der Vorjahresbefragung
lag der Wert noch bei 0,7 %.
Atradius hat für seine jetzt veröffentlichte Zahlungsmoralstudie
wieder mehr als 2.700 Unternehmen in 13 westeuropäischen Ländern nach
ihren Zahlungserfahrungen in den vergangenen zwölf Monaten befragt.
Die Ergebnisse zeigen: Nicht nur in Deutschland, sondern auch in ganz
Westeuropa ist das Forderungsrisiko zuletzt beträchtlich gestiegen.
So nahm auch im regionalen Durchschnitt der Wert der Außenstände, die
Unternehmen als uneinbringlich abschreiben mussten, innerhalb von
zwölf Monaten von 1,3 % auf 2,2 % zu.
"Forderungsausfälle im niedrigen einstelligen Prozentbereich
klingen erst einmal nicht verheerend - sie können aber beträchtliche
Auswirkungen auf die finanzielle Stabilität eines Unternehmens
haben", erläutert Dr. Thomas Langen, Senior Regional Director
Deutschland, Mittel- und Osteuropa von Atradius. Wie groß die
Auswirkungen eines vermeintlich kleinen Ausfalls bereits sein können,
zeigt folgendes Rechenbeispiel: Um einen Forderungsverlust von 5.000
Euro zu kompensieren, muss ein Unternehmen mit einer Umsatzrendite
von 2,5 % schon einen Mehrumsatz von 200.000 Euro erwirtschaften.
Höheres Forderungsrisiko gegen sinkende Nachfrage
Das aktuelle Zahlungsmoralbarometer liefert auch eine mögliche
Erklärung für den Anstieg der Zahlungsausfälle bei westeuropäischen
Unternehmen: Sie haben sich zuletzt deutlich häufiger den Risiken
eines Zahlungsausfalls ausgesetzt. So gewährten die von Atradius
befragten deutschen Unternehmen in den vergangenen Monaten
Zahlungsziele bei 59,3 % ihrer Geschäfte. Ein Jahr zuvor wurde nur
bei 24,7 % des Umsatzvolumens die Zahlungsmodalität "auf Rechnung"
vereinbart. Auch in anderen westeuropäischen Ländern ist die
Bereitschaft für Lieferantenkredite stark gestiegen. Waren
Zahlungsziele in der Region in der Vorjahresstudie nur bei insgesamt
41,4 % des Umsatzes seitens der Lieferanten und Dienstleister
akzeptiert worden, stieg der Wert jetzt auf 60,4 % an.
"Viele deutsche Unternehmen haben das Abkühlen der Weltwirtschaft
in den vergangenen Monaten deutlich zu spüren bekommen und reagiert",
sagt Dr. Thomas Langen. "Um Umsätze in Zeiten verhaltener Nachfrage
zu sichern, gehen sie mehr Risiken ein und gewähren zunehmend
Zahlungsziele im härter werdenden Wettbewerb um Aufträge und Kunden.
Gleichzeitig geben die höheren Ausfälle aber einen klaren Hinweis
darauf, dass die Liquidität ihrer Abnehmer zuletzt gesunken ist. Die
Unsicherheiten dürften daher künftig auch weiter zunehmen."
Vor allem deutsche Unternehmen wollen Risiken nicht zu groß werden
lassen
Die jüngste Atradius-Zahlungsmoralstudie zeigt auch die Bemühungen
besonders von deutschen Unternehmen, das eigene Liquiditätsrisiko bei
zunehmenden Lieferantenkrediten nicht zu groß werden zu lassen. So
hat sich die durchschnittliche Länge der Zahlungsfristen gegenüber
der Vorjahresstudie kaum geändert: Bei den befragten deutschen
Unternehmen betrug sie zuletzt durchschnittlich 22 Tage
(Vorjahresbefragung: 21 Tage), in Westeuropa durchschnittlich 34 Tage
(32 Tage).
Auch ihre Abnehmer schauen sich deutsche Unternehmen sehr genau
an: 45 % der Firmen hierzulande prüfen die Bonität ihrer Kunden -
deutlich mehr als der westeuropäische Durchschnitt (36 %).
Gleichzeitig gewähren deutsche Befragungsteilnehmer (36 %) eher
Skonto für die vorzeitige Bezahlung von Rechnungen als andere
Studienteilnehmer in Westeuropa (21 %) und Osteuropa (18 %). Bei
überfälligen Rechnungen betreiben weitaus mehr deutsche
Befragungsteilnehmer (38 %) Mahnaktivitäten (Erinnerungen an
ausstehende Rechnungen) als die befragten Unternehmen in Westeuropa
(28 %) und Osteuropa (36 %).
Für ein intensiviertes Forderungsmanagement spricht auch, dass die
Firmen überfällige Forderungen zuletzt schneller einholten: In
Westeuropa vergingen nach der Rechnungsstellung durchschnittlich 51
Tage, bis das Geld auf dem Firmenkonto einging. In der
Vorjahresbefragung lag die Durchschnittsdauer noch bei 57 Tagen. In
Deutschland sank die Dauer zwischen Rechnungsstellung und
Zahlungseingang von 39 auf 36 Tage.
Erwartete Zahlungsmoral: Sind die Unternehmen noch zu
optimistisch?
Hinsichtlich der Zahlungsmoral ihrer Kunden blicken die
Unternehmen zuversichtlich in die kommenden zwölf Monate. 55 % der
befragten westeuropäischen Firmen erwarten keine Veränderung der
Zahlungsmoral. In Deutschland gehen 59 % von einem gleichbleibenden
Zahlungsverhalten ihrer Abnehmer aus. Und nur 25 % der befragten
Firmen in Westeuropa und in Deutschland erwarten eine
Verschlechterung der Zahlungsmoral in den kommenden zwölf Monaten.
"Die Insolvenzen in Westeuropa steigen bis Ende des Jahres
voraussichtlich auf 2,7 % an", sagt Dr. Thomas Langen. "Damit ist der
Ausblick für Westeuropa deutlich düsterer als zum Beispiel der für
Osteuropa, für Nordamerika oder für die Asien-Pazifik-Region. Im
kommenden Jahr dürften die westeuropäischen Firmenpleiten noch einmal
um 0,7 % steigen. Weiterhin belasten zahlreiche Unsicherheiten das
Geschäft der hiesigen Unternehmen, etwa der Handelsstreit mit den
USA, die anhaltende Brexit-Unsicherheit oder die Krise in der
Automobilindustrie. Häufiger Zahlungsziele zu gewähren kann ein gutes
Mittel sein, um in Zeiten sinkender Nachfrage das Geschäft zu
sichern. Die Strategie geht jedoch nur auf, wenn die Forderungen
richtig abgesichert sind."
Das Atradius-Zahlungsmoralbarometer für Westeuropa umfasst die
Befragungsergebnisse aus 13 Ländern (Belgien, Dänemark, Deutschland,
Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Niederlande, Österreich,
Schweden, Schweiz, Spanien und Vereinigtes Königreich) und kann im
Internet kostenlos auf www.atradius.de im Menüpunkt Publikationen
heruntergeladen werden.
Über Atradius
Atradius ist ein globaler Anbieter von Kreditversicherungen,
Bürgschaften, Inkassodienstleistungen und Wirtschaftsinformationen
mit einer strategischen Präsenz in mehr als 50 Ländern. Die von
Atradius angebotenen Produkte schützen Unternehmen weltweit vor den
Ausfallrisiken beim Verkauf von Waren und Dienstleistungen auf
Kredit. Atradius ist Mitglied der Grupo Catalana Occidente (GCO.MC),
einer der größten Versicherer in Spanien und einer der größten
Kreditversicherer der Welt. Weitere Informationen finden Sie online
unter www.atradius.de
Logo - https://mma.prnewswire.com/media/712156/Atradius_Logo.jpg
Für weitere Informationen:
Atradius Kreditversicherung
Niederlassung der Atradius Crédito y Caución S.A. de Seguros y
Reaseguros
Astrid Goldberg
Pressesprecherin
Telefon: +49 (0) 221 2044 - 2210
E-Mail: astrid.goldberg(at)atradius.com
Stefan Deimer
Pressereferent
Telefon: +49 (0) 221 2044 - 2016
E-Mail: stefan.deimer(at)atradius.com
Original-Content von: Atradius N.V., übermittelt durch news aktuell
Themen in diesem Fachartikel:
Unternehmensinformation / Kurzprofil:
Datum: 22.10.2019 - 09:26 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 1763980
Anzahl Zeichen: 0
Kontakt-Informationen:
Ansprechpartner:
Stadt:
Köln, Deutschland
Telefon:
Kategorie:
Banken und Versicherungen
Anmerkungen:
Dieser Fachartikel wurde bisher 187 mal aufgerufen.
Der Fachartikel mit dem Titel:
"Zahlungsausfälle bei deutschen Unternehmen verdreifachen sich innerhalb eines Jahres
"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von
Atradius N.V. (Nachricht senden)
Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).