Erschreckende neue Erkenntnisse im Tierlabor-Skandal / Tierlabor LPT vertuschte grausamen Todesfall in Studie
(ots) - Die durch die Undercover-Recherche von
SOKO Tierschutz und Cruelty Free International aufgedeckten Zustände
führen zu ersten Konsequenzen. Nach der Strafanzeige von SOKO
Tierschutz kommt es zu Ermittlungen und Strafverfahren, aber auch
schwachen Dementis der für die Kontrolle zuständigen Behörden.
"Es ist schon sonderbar, dass die Veterinärbehörde jetzt zu kleine
Käfige erkennt, die dort wohl schon seit Jahren hängen. Besonders
empörend finden wir, dass das völlige Fehlen von rechtlich
vorgeschriebenem Beschäftigungsmaterial bei den Affen damit
entschuldigt wird, dass die Tiere ja schließlich die
Vorhängeschlösser der Käfige zum Spielen hätten. Das lässt an den
Kompetenzen und Einstellungen der verantwortlichen Kontrolleure
zweifeln. Wir fordern keine Scheinlösungen, sondern einen sofortigen
Schutz der Tiere, und das geht nur durch die Schließung des
Tierlabors", so Friedrich Mülln von SOKO Tierschutz.
Diese Forderung dürfte durch die jüngste Aufdeckung von ARD Fakt
und der Tierrechtsorganisation Auftrieb bekommen. Denn die Recherchen
geben sehr konkrete Hinweise auf den Supergau bei den vorgeblichen
Sicherheitstests im LPT:
Der SOKO Tierschutz Ermittler entdeckte in der Affenhaltung des
Labors ein Tier, dessen Tattoo-Nummer nicht zu dem Etikett auf dem
Käfig passte. Mehrere Mitarbeiter berichteten übereinstimmend und
unabhängig voneinander, dass ein Affe ausgetauscht wurde. Das alte
Tier war laut Aussage der Mitarbeiter unter grausamen Bedingungen an
einem Mastdarmvorfall verendet. Offenbar passierte dieser Todesfall
durch Versagen der Labormitarbeiter. Diese wurden danach angewiesen,
die Nummer des Austausch-Affens zu verheimlichen und die Nummer des
alten Affens weiter zu verwenden. Bis zur Tötung des Austausch-Affens
wurde diese Praxis beibehalten. Die Mitarbeiter kommentierten das
Ganze zynisch und meinten z.B. "Wird nachher einfach deine Tattoo
Nummer ausgetauscht vor der Sektion, einfach die andere reingelegt
ins Näpfchen, so läuft das hier". Die Leiterin der LPT Einrichtung in
Mienenbüttel wurde von dem undercover Ermittler mit dem Austausch des
Tieres konfrontiert und meinte, dass wäre gut.
Nach Recherchen von ARD Fakt liegen der verantwortlichen
Kontrollbehörde, dem LAVES Niedersachsen, keine Informationen des
Labors über den Tod des Affens oder zu einem Austausch vor. Diese
Informationen hätten vom LPT aber verpflichtend gemeldet werden
müssen.Die südkoreanische Pharmafirma, welche die 26 Wochen-
Giftigkeitsstudie an dutzenden Affen beim LPT beauftragte, schweigt
zu den Vorwürfen.
"Wenn sich der akute Verdacht bestätigt, dass im LPT eine
gewaltige Primatenstudie auf diese Art und Weise manipuliert wurde,
dann stellt das alles in Frage, und dem Labor muss sofort die
Betriebserlaubnis entzogen werden. Das bedeutet dann nicht nur Qualen
für Tiere, sondern auch ein Medikament für Menschen, dessen
Entwicklung auf unterschlagenen Daten und einem verfälschten
Studienablauf beruht", so Mülln. Darum haben wir Anzeige wegen
Verdacht auf versuchten Betrug gestellt.
SOKO Tierschutz ruft nächsten Samstag, den 19. Oktober, zur
Großdemonstration in Neugraben bei Hamburg auf. "Das System
Tierversuch ist unmoralisch und gefährlich. Tausende Menschen fordern
mit uns ein Ende der Grausamkeiten und dass die Politik endlich
handelt. Dann würde Deutschland auch das äußerst peinliche
Vertragsverletzungsverfahren der EU erspart bleiben. Denn Deutschland
tötet zwar mitunter die meisten Versuchstiere, ist aber absolutes
Schlusslicht beim Schutz der Tiere und der Einhaltung von EU-Recht.
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Datum: 16.10.2019 - 10:18 Uhr
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