ZDF-Magazin "Frontal 21": Nazi-Aussteiger: Stephan B. soll 2014 in NPD-Zentrale Leipzig gewesen sein / Datenspuren des Halle-Attentäters im Internetforum "Meguca" gelöscht (FOTO)
(ots) -
Neue Spuren des mutmaßlichen Attentäters von Halle, Stephan B.,
führen zu dem Eigentümer eines Internetforums in Lettland und zur
ehemaligen NPD-Zentrale in Leipzig. Weil Sicherheitsbehörden nach dem
rechtsextremistischen Terroranschlag nicht gehandelt haben, wurden in
Lettland am Wochenende offenbar Datenspuren in dem Bilderforum
"Meguca.org" gelöscht. Dort war das Attentat von Stephan B.
unmittelbar vor der Ausführung angekündigt worden. Eigentümer des
Forums ist Janis Petersons, ein 28-jähriger Softwareentwickler aus
Riga. Im Interview mit dem ZDF-Magazin "Frontal 21" (Sendung am
Dienstag, 15. Oktober 2019, 21.00 Uhr) berichtet er, dass ihn auch
fast eine Woche nach dem Anschlag keine einzige Sicherheitsbehörde
kontaktiert habe.
In einem Forenbeitrag bei Meguca wurde der Livestream des
Anschlags verlinkt sowie das "Manifest", mit dem der Attentäter sein
Verbrechen zu rechtfertigen versuchte. Außerdem postete er hier Pläne
zur Herstellung seiner offenbar selbstgebauten Schusswaffen. Der Link
auf diese Dateien, die "Frontal 21" vorliegen, war bei Meguca noch
bis Freitag öffentlich abrufbar. Erst danach wurde der Beitrag nach
Angaben von Petersons entfernt und mit ihm sämtliche Kommunikation
mit anderen Teilnehmern des Forums. Für die Löschung verantwortlich
sei ein Moderator mit dem Pseudonym "rakete", der auf Meguca ein
Unterforum betrieb. Petersons sagt, er bedauere, eine ideologische
Umgebung geschaffen zu haben, in der die Terrorpläne von Stephan B.
aufgetaucht sind. Anfragen von "Frontal 21" nach ihren Ermittlungen
hierzu ließen sowohl die zuständige Bundesanwaltschaft als auch das
Bundeskriminalamt unbeantwortet.
Während der Eigentümer von Meguca in der lettischen Hauptstadt
Riga lebt, befindet sich der Server der Website nach Recherchen des
Magazins "Frontal 21" bei Paris. "Die Taten haben aus meiner Sicht
eine internationale Dimension", sagte dazu der
Grünen-Landtagsabgeordnete Sebastian Striegel am Montag bei einer
Pressekonferenz in Magdeburg. Er fordert von den Sicherheitsbehörden,
die Radikalisierung in solchen Internet-Foren genauer zu beobachten.
Ob Stephan B.''s mutmaßliche Kontakte zu Rechtsradikalen nur
virtuell waren, ist noch nicht geklärt. Im Interview mit "Frontal 21"
berichtet allerdings ein Aussteiger aus der Neonazi-Szene, er habe
den mutmaßlichen Täter im Frühjahr 2014 bei einer Parteiveranstaltung
in der ehemaligen NPD-Zentrale in Leipzig getroffen.
In den kurz vor der Tat veröffentlichten Dokumenten lassen sich
eindeutige Hinweise auf eine Internet-Subkultur finden, die von
Bilderforen wie 4chan geprägt wurde - eine verstörenden Mischung aus
asiatischen Comicfiguren, sogenannten Mangas, Meme und Chats mit
menschenverachtenden politischen Inhalten. In solchen Foren wurden in
diesem Jahr bereits die rechtsextremistischen Terroranschläge in
Christchurch, Kalifornien und Texas angekündigt.
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Datum: 15.10.2019 - 17:52 Uhr
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