"Team Wallraff", Montag, 7.10., 20:15 Uhr: "Billig-Flieger - Wer zahlt am Ende drauf? Undercover bei Ryanair und Eurowings"
(ots) - In seiner neuesten Ausgabe hinterfragt "Team
Wallraff" das Geschäftsmodell sogenannter Billig-Airlines und
dokumentiert u. a., wie sich die niedrigen Flugpreise auf Sicherheit
und Service auswirken. Erstmals konnte dazu eine TV-Reporterin
wochenlang Undercover als Stewardess arbeiten. Die
Team-Wallraff-Redakteurin lässt sich in sechs Wochen von der
Leiharbeitsfirma Crewlink, die für Ryanair Personal rekrutiert, zur
Flugbegleiterin bei Ryanair ausbilden. Schon bei der Schulung im
Kasernenhofton erlebt sie ein Klima der Angst und Einschüchterung.
Das Thema medizinische Notfallversorgung an Bord wird nur anderthalb
Tage behandelt. Für die sieben von Ryanair definierten
Notfallszenarien inklusive Evakuierung spielt jeder Auszubildende
nach der theoretischen Anweisung nur eine Variante durch - und das
auch nur einmal. Nach bestandener Prüfung sollen die jungen Menschen
im Extremfall an Bord für die Sicherheit und die Not-Evakuierung
ihrer Passagiere verantwortlich sein. Mehrere Mit-Absolventen räumen
gegenüber der RTL-Reporterin nach bestandener Prüfung jedoch ein,
dass sie dazu nicht in der Lage wären. Auf Anfrage von "Team
Wallraff" teilte Crewlink dazu mit: "Alle unsere
Kabinenpersonalschulungen sind von der irischen Luftfahrtbehörde
gemäß den EASA-Bestimmungen genehmigt." Anders als die Themen
Sicherheit und Erste Hilfe nimmt der Bordverkauf bei der Ausbildung
mit fast einer Woche einen großen Raum ein. Die Ausbilderin lässt
ihre Schüler auch wissen, warum: "Weil sie (Ryanair, d. Red.) mit den
Verkäufen den größten Profit machen". Beim Los-Verkauf, den Ryanair
auf ihren Flügen anbietet und dessen Einnahmen Kinderhilfsprojekten
zu Gute kommen soll, verdient offenbar in erster Linie die Airline.
Nach eigenen Angaben hat Ryanair in den letzten fünf Jahren zwei
Millionen gespendet. Hochrechnungen von "Team Wallraff" ergeben, dass
damit möglicherweise nur knapp 5,5 Prozent und damit nur ein
Bruchteil der Millionen-Erlöse an Kinderhilfsorganisationen gegangen
ist. Der Arbeitsvertrag, den die RTL-Reporterin nach bestandener
Prüfung von der Leiharbeitsfirma Crewlink erhält, die für Ryanair
Personal stellt, sieht u.a. nur 18 Urlaubstage und eine
Kündigungsfrist von null Tagen in den ersten 13 Arbeitswochen vor.
Beides widerspricht dem deutschen Arbeitsrecht. Die Leiharbeitsfirma
Crewlink, die nur für Ryanair arbeitet, schreibt hierzu: "Crewlink
hält sich voll und ganz an das deutsche Arbeitsrecht." Beim Gepäck
und dem Check-In fallen bei Ryanair zusätzliche Gebühren an, die für
den Kunden kaum vorhersehbar sind. Für zu schweres Gepäck, ein zu
spätes Einchecken, fehlerhaft eingegebene Namen und keine
ausgedruckte Bordkarte etwa bittet die Lowcost-Airline ihre
Passagiere rigoros zur Kasse. Das erlebt RTL-Reporterin Alicia bei
der Schulung eines Ryanair-Dienstleisters zur Bodenstewardess am
Flughafen Köln/Bonn und später im Dienst. Der Bitte um Stellungnahme
kam Ryanair in keinem der Fälle nach. Überbuchungen, die von
sämtlichen Airlines möglicherweise bewusst in Kauf genommen werden,
sorgen an den Flughäfen für Chaos und bei den Passagieren im
schlimmsten Fall für geplatzte Reiseträume. Diese Erfahrung macht die
RTL-Reporterin Alicia undercover am Airport Düsseldorf, nachdem sie
sich auch dort zur Boden-Stewardess hat ausbilden lassen. Am
Ticketschalter macht sie die Erfahrung, dass insbesondere
Eurowings-Fluggäste mit einem Basic-Tarif im Falle von Überbuchungen
benachteiligt werden und bei der Handgepäck-Mitnahme offenkundig
stärker reglementiert werden. Eurowings bestreitet das in einer
Stellungnahme: "Die gebührenpflichtige Sitzplatzreservierung ist kein
Kriterium. In nahezu allen Fällen finden sich Passagiere, die
freiwillig und auf Grundlage der ihnen angebotenen
Entschädigungszahlung vom Flug zurücktreten bzw. sich auf einen
späteren Flug umbuchen lassen." Einem RTL-Mitarbeiter, der auf einen
Rollstuhl angewiesen ist, drängt sich bei einer fingierten
telefonischen Buchung im Eurowings-Callcenter der Verdacht der
Diskriminierung auf. Die EU-Verordnung für den Luftverkehr, die die
Beförderung von Menschen mit Behinderung und eingeschränkter
Mobilität regelt, scheint bei Eurowings nach seiner eigenen Erfahrung
nur eingeschränkt angewendet zu werden. Als er vier Personen für
einen Flug nach Mallorca einbuchen will, heißt es zunächst: kein
Problem. Als er hinzufügt, dass es sich um Rollstuhlfahrer handelt,
sind plötzlich nur noch zwei Einbuchungen möglich. Dabei sind laut
Online-Tool auf dem optionierten Flug jede Menge Plätze frei. Den
Grund dafür erfährt die RTL-Reporterin Sonja, die sich in einem
einwöchigen Kurs bei einem Subunternehmen zur
Callcenter-Mitarbeiterin bei Eurowings schulen lässt. Die Schüler
werden explizit darauf hingewiesen, dass höchstens zwei Passagiere
eingebucht werden dürfen, die nicht auf eigenen zwei Beinen
einsteigen können - aus Kostengründen, denn der Service sei für die
Kunden frei. Eurowings bestreitet in einer Stellungnahme jegliche
Beschränkung auf zwei Rollstuhlfahrer pro Maschine, weist aber darauf
hin, dass die Anzahl an Passagieren, die unbedingt auf einen
Rollstuhl angewiesen sind und ohne Begleitung reisen, aus
Sicherheitsgründen auf maximal fünf pro Flug limitiert sei.
Weitere Themen u.a.: Als Lost-and-Found-Mitarbeiter erlebt ein
RTL-Reporter am Flughafen Berlin-Tegel wiederholt chaotische Zustände
bei der Suche nach vermissten Koffern. Ein weiterer RTL-Reporter
dokumentiert bei einem Undercover-Einsatz als Gepäckband-Arbeiter am
Düsseldorfer Flughafen, wie dort mit dem Gepäck umgegangen wird.
Immer wieder wird er Zeuge, wie die gestressten Kollegen das Gepäck
achtlos durch die Luft werden, schleudern oder sogar mit Füßen
treten.
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Datum: 07.10.2019 - 18:54 Uhr
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