NOZ: Kindheits-Albtraum verfolgte Charly Hübner bis ins Studium
(ots) - Kindheits-Albtraum verfolgte Charly Hübner bis
ins Studium
Schauspieler träumte, von Hunden auf einem Hoteldach bis an den
Abgrund gejagt zu werden - Mecklenburg-Vorpommern wegen alltäglicher
rechter Gewalt verlassen
Osnabrück. Schauspieler Charly Hübner (46) hatte als Kind
jahrelang mit wiederkehrenden Albträumen zu kämpfen. Einer davon habe
sich auf dem wie eine Sprungschanze geformten Dach eines Hotels in
Oberhof abgespielt und ihn bis ins Studium verfolgt, berichtete
Hübner der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Ich war etwa sieben, als
sich ein Traum entspann, in dem ich da oben auf dieser Schanze stehe
und geschubst werde. Weil ich ja keine Skier hatte, musste ich also
runterlaufen und wurde von irgendwelchen Hunden gejagt. Im dem
Moment, in dem ich hätte springen müssen, bin ich immer aufgewacht."
Einen anderen Traum habe er immer gehabt, wenn ihn Fieber plagte,
sagte Hübner weiter: "Ich war ein cooler Cowboy, sah aus wie Lucky
Luke und stand in einer Schlucht, deren Felsen aussahen wie die
70er-Jahre-DDR-Tapete im Schlafzimmer meiner Eltern. Aus der Ferne
kamen Reiter auf mich zu und wurden immer größer und größer, bis ich
merkte, dass ich gerade mal so groß bin wie die Hufe von deren
Pferden. Also musste ich irgendwie zusehen, dass ich da wegkomme,
weil die mich sonst platt machen."
Zur Schauspielerei sei er erst gekommen, als eine Karriere als
Handballprofi aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich war,
berichtete Hübner: "Als es mit dem Sport vor 30 Jahren zu Ende ging,
sagte jemand in Neustrelitz zu mir: Komm doch mal mit in die
Theaterkantine. Unter Kantine hatte ich mir einen Raum vorgestellt,
in dem Bauern sitzen und Kartoffeln mit Fleisch essen. So was soll''s
im Theater geben? Und dann sitzen da plötzlich lauter Leute, die
unglaublich nah und lustig miteinander sind, Quatsch erzählen, viel
Alkohol konsumieren, abstruse Witze erzählen und permanent Ideen
entwickeln, die sie dann umsetzen und die nichts mit realer Arbeit zu
tun haben. Das fand ich total interessant. Da wollte ich dann jeden
Mittwoch hin. So ging das los, ich war damals in der elften Klasse.
Und irgendwann kriegte ich dann mit, dass das sogar ein Beruf sein
kann."
Mecklenburg-Vorpommern verließ Hübner dann allerdings nicht nur
wegen seiner schauspielerischen Ambitionen, sondern wegen ständiger
rechter Gewalt in Neustrelitz nach dem Mauerfall: "Man musste sich
prügeln, weil man lange Haare hatte, Jeans statt Bomberjacken trug,
diese Musik nicht mochte und nicht verstanden hat. In der elften und
zwölften Klasse musste man täglich damit rechnen, angegriffen zu
werden, und sich zwei- bis dreimal in der Woche auch wirklich
prügeln. Die abstruseste Geschichte war, als ich im Internat im
ersten Stock wohnte. Plötzlich kam einer am Blitzableiter
hochgeklettert, klopfte an mein Fenster und schrie: ,Komm runter, ich
will dir eine reinhauen.''" Er habe dann das Fenster geschlossen,
woraufhin der Angreifer von ihm abließ.
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Datum: 05.10.2019 - 07:00 Uhr
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